Als Polizist im Ruhestand und zugleich „Senior-Slamer“ schöpft Arra Mʼbaye in seine Erfahrung, um eine Erzählung über ein empfindliches Thema zu schreiben, das im heutigen Afrika noch tabu ist.
Fragen der Hexerei und die damit verbundenen Anekdoten sind sehr häufig in afrikanischen Gesellschaften, wo Beschuldigte oder als solche betrachtete Personen im Allgemein befürchtet, gegeißelt oder am Rande der Gesellschaft gedrängt werden.
„Wenn man in einem Polizeirevier arbeitet, wird man oft Zeuge von Streitigkeiten und Beschuldigungen der Hexerei“, sagte Arra Mʼbaye, der am 26. Juli 2017 zu Gast bei Au cœur de la littérature, der Autorenlesung des Goethe-Instituts Dakar, war.
„Die Inspiration für das Schreiben dieses Buches stammt von Geschichten und anderen Erfahrungen aus meiner Karriere als Polizeibeamte“, fügte er hinzu.
Arra Mʼbayes Le maître sorcier ist ein abwechslungsreiches, ergreifendes Buch. Es geht um die Geschichte einer Familie, die der Hexerei beschuldigt und von der Gesellschaft ausgegrenzt wird. Überall wohin sein Lehrerberuf ihn hinführt, wird der Held Ansa stigmatisiert. Schuldig daran ist die zerstörerische Absicht eines Menschen Namens Fakhoudia, der als Urheber aller Peripetien in diesem Buch gilt.
Neben dieser Geschichte gibt Mʼbaye in diesem Taschenbuch von 160 Seiten, das 2004 bei Edicef veröffentlicht wurde, Informationen über die traditionellen afrikanischen, vor allem senegalesischen Praktiken. Es ist eine teilweise oder ganz mit afrikanischen Traditionen gewürzte Erzählung: Rituale und Praktiken, Scharlatanerie, Folklore.
Mit Le maître sorcier will der Autor ebenfalls zeigen, was für ein Gewicht Sozialvorurteile auf eine Familie, eine Person, ein Leben, ein Schicksal ausüben können. Er appelliert an Toleranz und an Tapferkeit gegenüber Feinden, Unterjochung, Qualen des Lebens. Ferner will Mʼbaye diese unerfahrenen Jugendlichen dazu bewegen, kein übereiltes Urteil zu fällen.
Das Werk ist also besonders interessant und nützlich für Jugendliche, die - das muss man klar und deutlich sagen - sich nicht mehr für ihre moralischen und kulturellen Werte interessieren. Dank dieser modernen Erzählung wird das Kind, der junge afrikanische Leser wegen des zeitlich begrenzten Rahmens nicht abseits von seiner Epoche stehen und gleichzeitig wird er mehr über seine Traditionen erfahren.