AU COEUR DE LA LITTÉRATURE
"Le coq chante" - Der Hahn kräht die Lage der Frau
Auch wenn der Titel männlich klingt, weist Fabinta Los Roman unverdächtige Merkmale eines feministischen Werkes auf. Mit Schärfe – aber nicht heftig – setzt sie sich mit der Frage der Lage der Frau auseinander.
Die Ereignisse, die in diesem Roman erzählt werden, geschehen in einem kleinen Dorf namens Sate Waly gelegen in der Region Fatick im Westen Senegals. Es handelt sich um jene Art Städtchen, wo der „Hahn die Rolle des Weckers ˎtatsächlichˊ spielt“, wo die Hirse für die Zubereitung des Frühstücksbreis zermahlt wird, wo Frauen am frühen Morgen Wasser schöpfen gehen, wo Nebenfrauen wie Schwestern zusammenwirken, teilen und leben in einer gewissen Symbiose, in einer gut strukturierten Organisation.
In Le coq chante, das vom Verlag abis éditions herausgegeben wurde, erzählt uns also Fabinta Lo das Dorfleben, indem sie uns in das Alltagsleben und die Intimität einer großen Familie, in das enge Zusammenleben, das das Gemeinschaftsleben oft prägt, einführt.
Was aber in diesem nicht umfangreichen Werk, das angenehm zu lesen ist, da es mit einer gewissen Spontaneität, einem gewissen Sinn fürs Detail geschrieben wurde, besonders prägt, ist die Rolle der Frau in dieser traditionellen Gesellschaft. Es geht um die Lage der Frau.
Fabinta Los Werk geht das Problem der Polygamie an, ein Phänomen, bei dem die Frau im Zentrum steht: Sie ist diejenige, die den Mann den sie liebt, oder zumindest ihren Ehemann, teilen muss. Sie alleine muss die Schwierigkeiten, die mit dieser Situation zusammenhängen, überwinden, während der Ehemann nur Vorteile daraus zieht.
Jedoch prangert die Autorin die Polygamie nicht an, sie zeigt uns die Dinge wie sie sind, fast ohne Kommentar und überlässt dem Leser die Wahl, die Vorkommnisse nach seinem Verständnis oder seiner Beziehung zur Polygamie zu analysieren.
Ebenfalls setzt sie sich mit der Einschulung der Mädchen, mit der Vorstellung, die die Menschen sich mit diesem Thema weiterhin machen, auseinander. Auf Seite 21 schreibt sie folgendes: „Auf diesem Dorf sind nur wenige Frauen zur Schule gegangen: Die Eltern schulen die Mädchen nicht ein, weil sie der Meinung sind, sie müssen die Haushaltarbeit erlernen“, und dies ist ein klassisches Argument, das sogar in offiziellen Dokumenten erwähnt wird, wenn es darum geht, die schwachen Einschulungsraten von Mädchen in unseren Ländern zu erklären.
Das Werk von Fabinta Lo geht auch die Situation der Hausmädchen und ihre sehr niedrige Löhne, die Prostitution, die oft eine Folge dieser niedrigen Löhne ist, an. Die Autorin schreibt über Schwangerschaft und Entbindung und über alle Rituale und Praktiken um diese ausschließlich weibliche Erfahrung. Ausschließlich weiblich, weil Männer während dieser Periode nicht eingreifen. Sie sind nicht sehr betroffen, so dass es am Ende Frauensache bleibt, zumindest bis zur Entbindung. Denn wenn es darum geht, dem Kind einen Namen zu geben, wird dieses Privileg dem Mann zustehen.
Das Werk geht mehrere andere Themen an – Exzision, Kindererziehung, die Einwanderung und die damit verbundenen Lügen, die Frage der Kasten, die islamische Religion, die Hexerei, die Symbolsprache – und alle beziehen sich auf die Lage der Frau oder haben einen Zusammenhang damit.
Frauen sind über die ganze Erzählung hinweg anwesend. Durch Ereignisse und Situationen, bei denen sie im Allgemeinen von ihrem Schicksal gestrichen sind, stellt Fabinta Lo sie in den Vordergrund.
Diese Erzählung ist den senegalesischen und afrikanischen Sitten treu. Sie widerspiegelt, was wir sind. Ein weiteres Werk, das die Diskussion über unsere kulturellen und sozialen Praktiken gegenüber Frauen stellt. Vielleicht ist es jetzt wirklich Zeit, zu handeln.