Die Regierungsschule von Zébé (Sebbe)
Die erste offizielle Schule der deutschen Kolonialregierung in Togo eröffnete am 9. November 1891 in Adjido bei Aného. Unter der Leitung des Lehrers Karl Koebele lernten insgesamt 65 Schüler, davon 7 Mädchen in einem Gebäude des Notabeln Ayité Ajavon. Die Eröffnung der Schule war dank der stetigen Druckausübung der lokalen Machthaber auf die Kolonialregierung überhaupt erst ermöglicht worden. Sie wollten sich nicht damit zufrieden gaben, dass Kolonien wie die Gold Coast oder Sierra Léone über offizielle Schulen verfügten, nicht jedoch die Hauptstadt des deutschen Togos.
Als die Kolonialregierung den Antrag für den Bau einer Schule für die lokale Bevölkerung bewilligt bekommt, stellen die Einheimischen hierfür ein 3000m² großes Grundstück für den Bau zur Verfügung. Aus dem Bericht des Verwaltungsangestellten Pfeil vom 5. Juli 1891 geht hervor, dass die Notabeln Anéhos außerdem eine Unterstützung von etwa 1000 Mark für die Kolonialregierung aufgebracht hatten, um den Bau der Schule voranzutreiben. Auch die deutschen Händler Wölber und Richter der Hamburger Firma Wölber & Brohm, die in Baguida wohnten, spendeten 300 Mark und eine Glocke. Diese Glocke steckt heute allerdings im Stamm des Mangobaumes fest, der damals in den Hof der ersten Schule von Zébé (Aného) gepflanzt worden war.
Neben dem regulären Schulstoff, der vor allem aus Lesen und Schreiben bestand, bemühte sich der deutsche Lehrer Karl Koebele, seinen Schülern auch die „ guten deutschen Manieren“ beizubringen; Liebe zum Kaiser und für das Deutsche Reich, sowie allgemeine Gehorsamkeit.
Archiv des ersten Registers der ersten Schüler von der ersten deutschen Regierungsschule in Togo
| © Goethe-Institut / Do Kokou
Ein Teil der Schüler waren „boys“, die die Kolonialisten als „Haushaltssklaven“ gekauft hatten. Am Ende des ersten Schuljahres war ein Rückgang der Klassenstärke zu verzeichnen, was wohl mit dem Abgang der Schülerinnen zu tun hatte, da die Regierungsschulen für gewöhnlich nur Jungen aufnahmen. Mit dem Umzug nach Zébévi, in den Verwaltungsbezirk der neuen Hauptstadt, gab es einen noch stärkeren Rückgang. Nach dem Umzug wurden der Schule eine Bibliothek und mehr Lehrmittel zur Verfügung gestellt.
Regal, das vermutlich aus der deutschen Kolonialepoche datiert und Archivalien des Registers der Regierungsschule enthält
| © Goethe-Institut / Do Kokou
Das Regal war wohl Teil dieser Bibliothek und bot Platz für die Unterbringung von Dokumenten der Schüler der ersten offiziellen Schule in der deutschen Kolonie Togo.
In der Regierungsschule wurden auch lokale Post- und Zollbeamte wie Adolf Johnson und Ambrosius de Souza, als erste von der Kolonialregierung angestellte Togoer mit der Berufsausbildung im Zollwesen, ausgebildet. Um ihren Beruf ausüben zu können absolvierten sie auch einen Deutschkurs.
Heute noch funktioniert die Grundschule von Zebévi auf demselben Gelände. Sie nutzt immer noch manche ehemalige Infrastruktur wie Möbel und Gebäude, die entweder in schlechtem Zustand oder renoviert sind. Ein paar Wände und Fundamente der Schulklassen haben die Zeit überstanden und werden umgebaut. Manche Spuren wie der Schulbrunnen und die Glocke im Baumstamm sind jedoch kaum auffällig.
Standortinformationen
Zébé in der Nähe von Aného.