Berlinale Talents
Erstmals in Berlin
![Berlinale Talents 2019 Berlinale Talents 2019](/resources/files/jpg804/teaser-01_img_4034-formatkey-jpg-w491.jpg)
Im Dezember vergangenen Jahres erhielt ich eines Morgens die Mitteilung von „Berlinale Talents“, dass man mich als Teilnehmer ausgewählt hatte. Natürlich freute ich mich riesig darüber, aber zugleich fühlte ich mich auch verunsichert. Ich war noch nie in Berlin gewesen, wie sollte ich meine erste Reise nach Berlin planen? Für mich war der Name „Berlin“ einerseits weit weg, andererseits lag er mir auch nah. Vor Jahren hatte ich einmal den Film „Good bye, Lenin!“ gesehen. Vor mehreren Jahren hatte ich auch den Film „Oh BOY“ gesehen und interessierte mich seitdem sehr für Berlin. In meiner Vorstellung war Berlin eine riesige Stadt, aber auch eine Stadt voller feiner Details. Ich musste daher diese Gelegenheit dazu nutzen, dort eine Weile zu bleiben und in die Stadt einzutauchen.
„Berlinale Talents“
Alljährlich im Februar geht es in der ganzen Stadt nur um das Thema Film. In den Straßen, an den Bussen, in den Bars und Restaurants, überall sind Plakate von den Internationalen Filmfestspielen Berlin angebracht. Wenn man in der Stadt unterwegs ist, sieht man viele Leute mit Berlinale-Rucksäcken oder mit dem Programmheft in der Hand. Die Berlinale zählt gemeinsam mit den Filmfestivals von Cannes und Venedig zu den drei großen Filmfestivals weltweit. Jedes Jahr um diese Zeit kommen Filmfans aus der ganzen Welt in Berlin zusammen, um an dieser großen und stilvollen Party teilzunehmen. Neben den Hauptveranstaltungen des Festivals führt die Berlinale auch die Initiative „Berlinale Talents“ durch, die speziell für neue Filmschaffende eingerichtet wurde. Die Teilnehmer an Berlinale Talents kommen aus aller Welt. Darunter befinden sich Regisseure, Drehbuchautoren, Schauspieler, Produzenten, Filmeditoren, Kameraleute und Verantwortliche für die Filmmusik und das künstlerische Design. Während der einwöchigen Veranstaltungen von Berlinale Talents haben sie Gelegenheit, sich untereinander auszutauschen und ihr professionelles Wissen zu erweitern. Dazu gehören auch vier besondere Workshops. Aus der Mitte der Teilnehmer von Berlinale Talents werden 40 in der Entwicklung befindliche Filmprojekte ausgewählt, die in verschiedene Workshops Eingang finden. Diese vier Workshops sind der „Talent Project Market“ für Produzenten, die „Short Film Station“, die „Doc Station“ für Dokumentarfilmer und die „Script Station“ für Drehbuchautoren, an der ich selbst teilnahm.„Script Station“
![Script Station Script Station](/resources/files/jpg804/teaser-02_img_3883-formatkey-jpg-w983.jpg)
Das diesjährige Thema von Berlinale Talents lautete „Mistake“, daher musste jeder Teilnehmer am ersten Tag eine kleine Geschichte zum Besten geben, in der er oder sie im Leben einen Fehler begangen haben. Am zweiten Tag erzählten sich die Teilnehmer gegenseitig von ihren Projekten und diskutierten darüber. Die aus verschiedenen Ländern stammenden Teilnehmer brachten Geschichten mit, die jeweils in einem besonderen kulturellen Kontext standen. Es war wie eine Phase, in der wir uns gegenseitig die Augen öffneten, in der uns bewusst wurde, wie klein und unbedeutend wir als Einzelne sind und wie glücklich wir uns schätzen durften, hier dabei zu sein. Darauf folgten zwei Tage Unterricht in intensiven Einzelgesprächen, in dessen Verlauf das Projekt mit einem Tutor für das Schreiben von Drehbüchern durchgesprochen wurde, der den Teilnehmern dabei half, ihre Stärken und Schwächen herauszuarbeiten. Am letzten Tag schließlich stellten wir unsere Ergebnisse in der großen Runde vor, so dass wir die Gelegenheit hatten, unser noch in Arbeit befindliches Projekt vor einem Fachpublikum bekanntzumachen.
Abends beschlossen die Teilnehmer den arbeitsreichen Tag meistens, indem sie sich einen Film ansahen. Die Vorstellungen bei der Berlinale waren jedes Mal bis auf den letzten Platz besetzt. Bevor die Kinosäle geöffnet wurden, drängelten sich die Filmfans vor der Tür und konnten es kaum erwarten, reinzugehen. Als ob es ein Rockkonzert wäre, wo jeder versucht, einen guten Platz zu ergattern und sie hier aber einen guten Film sehen wollen. Ja, und natürlich gehörte in jede Hand auch eine Flasche Bier!
Während dieser sehr intensiven Woche antwortete ich immer auf die Frage „Wie geht‘s?“ mit „Ich bin erschöpft“, aber auch „zufrieden“. Für mich als jungen Drehbuchautor und Regisseur war diese Woche eine äußerst wertvolle Erfahrung. Mein Tutor führte mit mir intensive Diskussionen über den Kern meines Drehbuchs und förderte daraus immer wieder etwas Neues zu Tage, um es mit mir gemeinsam weiterzuentwickeln. Er war fast wie eine Art Seelendoktor zu mir, der mich dazu anleitete, die Struktur meiner Geschichte noch einmal selbst mit einem neuen Blick zu betrachten. Jeden Tag gingen mir tausend Dinge durch den Kopf und ich kam kaum dazu, von den im Seminarraum vorbereiteten Keksen, Häppchen und Pizzen zu essen. Dafür nahm ich von diesem Workshop, der mich bis an die Grenzen meiner Aufnahmefähigkeit führte, Massen an Anregungen und Impulsen mit und kehrte sehr zufrieden von dort zurück.
Eindrücke von der Stadt
![Eindrücke von der Stadt Eindrücke von der Stadt](/resources/files/jpg804/teaser-03_img_3888-formatkey-jpg-w983.jpg)
In Berlin unterwegs traf ich manchmal auf Nieselregen, aber auch auf strahlende Frühlingssonne. Für den Nieselregen war es nicht einmal notwendig, den Schirm aufzuspannen, aber es kam ein kalter Wind hinzu, der eine gewisse melancholische Stimmung aufkommen ließ. Zum Glück war es meistens heiter, so lange ich dort war. Bei schönem Wetter strahlte der Sonnenschein aus allen Richtungen derart über die ganze Stadt, dass ich kaum die Augen aufmachen konnte. Es war so schön, dass es mir bis heute unvergesslich ist. Ich bestieg die Kuppel des Berliner Doms und schaute von dort über die Stadt, wo mir die schlichte Schönheit Berlins auffiel, eine Schönheit, die man von dort in einem Blick erfassen kann. Vielleicht hat es damit zu tun, dass Berlin früher die Hauptstadt eines sozialistischen Landes war. Die Gebäude sind schlicht und in einem puristischen Stil, aber doch voller bemerkenswerter Details.
Darüber hinaus betrachtet, gewinnt man von der U- und S-Bahn, den Zügen, Bussen und Straßenbahnen den Eindruck, dass das Historische und die Moderne perfekt ausbalanciert sind. Statt eine Stadtrundfahrt im Bus zu machen, kann man auch einfach an irgendeiner Station einsteigen, die nächste Bahn nehmen, die gerade kommt oder mit einem der Doppeldeckerbusse des ÖPNV fahren. Man kann sich ganz gemächlich durch die Seitenstraßen und Gassen der Stadt treiben lassen, zwischen den Gebäuden umherwandeln und Berlin aus allen Blickwinkeln ganz aus der Nähe betrachten.
![Bahnhof in Deutschland Bahnhof in Deutschland](/resources/files/jpg804/teaser-04_img_4454-formatkey-jpg-w983.jpg)
![Bis zum nächsten Mal in Berlin Bis zum nächsten Mal in Berlin](/resources/files/jpg804/teaser-05_img_4066-formatkey-jpg-w983.jpg)