Buch des Monats

Jeden Monat veröffentlicht das Goethe-Institut Südafrika eine Reszension über eine*n Afrikanischen/Südafrikanischen Autor*in. Verfasst von Südafrikaner*innen für Südafrikaner*innen.

ein Bücherstapel rechts im Bild vor einer Bücherwand, links daneben eine dampfende Kaffeetasse © Goethe Institut

Here Again Now von Okechukwu Nzelu

Rezension von Rolland "Simpi" Motaung

Der Aufbau Cover Here Again Now von Okechukwu Nzelu © Dialogue Books

Here Again Now des preisgekrönten Autors Okechukwu Nzelu ist sowohl herzzerreißendes als auch unvergessliches Buch. Getragen von einem ausgezeichneten lyrischen Schreibstil, behandelt der Roman aus dem Jahr 2022 Themen wie Queerness, Schmerz, Freundschaft und Familie. Dieses fesselnde Buch spielt in Großbritannien mit Anklängen an das nigerianische Leben und liest sich wie das launische Wetter. Zu Beginn scheint die Sonne und die Vögel zwitschern fröhlich. Im Mittelteil ziehen plötzlich Regenwolken auf, in denen sich Kummer, Bedauern und Verwirrung zusammenbrauen. Gegen Ende des Romans zeigen sich Regenbögen mit Hoffnung und Heilung. 

Die Geschichte

Ekene und Achike sind junge und begabte nigerianisch-britische Schwule, die sich im Stress des Londoner Lebens zurechtfinden. Ihre Geschichte begann, als sie zwölf Jahre alt waren. Here Again Now ist die Geschichte zweier Jugendfreunde, die sich aufrichtig lieben.

Nzelu schreibt diese komplexen und missverstandenen Charaktere mit unglaublichem Mitgefühl und Zärtlichkeit. Ekene ist zutiefst in Achike verliebt, wird aber immer noch von seinen Kindheitstraumata gequält. Er war Opfer der elterlichen Vernachlässigung und eines kalten Krieges, der als Kind auf ihn gelenkt wurde. "They fought Ekene instead - the mother battled what she saw of the father in him, the father battled the mother in him."
Achike hat mit ähnlichen Problemen in seiner Kindheit zu kämpfen und leidet unter willkürlichen Migräneanfällen. Er ist ein Eigenbrötler und emotional unerreichbar, sehnt sich aber nach Liebe und Zuneigung, insbesondere von seinem Vater Chibuike.
Diese drei männlichen Figuren bilden im Wesentlichen die Prämisse und die Handlung des Romans. Sie thematisieren die Angst der Männer - insbesondere der schwarzafrikanischen Männer -, sich anderen Männern gegenüber verletzlich zu zeigen, als wäre es ein Virus, der irreparable Schäden in der Seele hinterlässt. "Decades had gone by, and not a single hug for the boy. He couldn’t find a way. But he ached to do it. What else was he for? How long could he live like this, a father without a son to love?" 

Die aktuelle Lage auf dem afrikanischen Kontinent

Die Angst, die Feindseligkeit und das fehlende Wissen über Homosexualität unter den traditionellen afrikanischen Männern und Gemeinschaften ist in unserer heutigen Zeit traurigerweise offensichtlich.
In den meisten afrikanischen Ländern - 33 von 55 - ist Homosexualität laut des Institute for Security Studies (ISS) ein Straftatbestand, der mit Freiheitsentzug geahndet wird. Allein im Jahr 2023 haben Kenia, Ghana, Namibia, Niger, Tansania und Uganda Schritte zur Verschärfung ihrer Anti-Homosexualitätsgesetze unternommen, berichtet das Institut weiter. Obwohl die Rechte von LGBTI+ in anderen Ländern wie Großbritannien liberaler sind, gibt es in afrikanischen Gemeinschaften immer noch Diskriminierung und Stigmatisierung.

Aufgrund der verzerrten patriarchalischen und kulturellen Vorstellungen in afrikanischen Gemeinschaften befinden sich Männer wie Chibuike in Bezug auf ihren schwulen Sohn und ihren schwulen Freund auf unbekanntem Terrain. Mit Konflikten, Einsamkeit und Verlust konfrontiert, vergräbt Chibuike seine Ängste und sein Bedauern auf dem Grund von Bierflaschen. Als traditioneller nigerianischer Vater, der sich nun in einem fremden Land befindet, wird er durch die tiefe Freundschaft zwischen Ekene und Achike gezwungen, diese archaischen Vorstellungen neu zu überdenken.

Wichtige Erkenntnisse 

Das Buch ist ein Plädoyer dafür, dass Männer den Willen haben müssen, patriarchalische Stereotypen in Frage zu stellen, um bessere Väter zu sein. Egal, ob der Sohn schwul ist, arbeitslos oder eine andere Religion annehmen will, für seine Väter ist er immer noch ein Sohn. Daher sind Mitgefühl und Verständnis, die durch offenere Gespräche zwischen den Generationen über unerfahrene Themen entstehen, von entscheidender Bedeutung.  

Für einige traditionelle afrikanische Männer mag es ein Schock sein, von ihren Söhnen oder Töchtern zu hören "Papa, ich bin schwul". Dieser Roman bietet Einblicke und Vorbereitungen für dieses Gespräch, wenn es sich ergibt. Der Roman regt Männer dazu an, eine Sprache zu entwickeln, mit der sie ihren Söhnen - ob schwul oder nicht - Liebe und Zuneigung zeigen können. Wer immer nur stark und hart sein will, verpasst die Chance, das ganze Spektrum menschlicher Gefühle zu erleben. Wenn Männer sich weigern, ihre sensible Seite zu zeigen, wie sollen wir dann als Väter, Söhne, Brüder und Onkel besser mit unseren Lieben umgehen? Wie sollen wir bessere Führungskräfte in der Gesellschaft werden, wenn ein Bereich unserer emotionalen Fähigkeiten unerforscht bleibt?  

Here Again Now ist Vätern, Söhnen und Frauen gleichermaßen zu empfehlen, die verstehen wollen, wie Männer mit den Realitäten von Homosexualität, Geschlechternormen, Kindertrauma und Trauer kämpfen. 

Über die Verfasserin

Weitere Informationen

Diese Rezension ist die Sechste in der neuen Reihe Buch des Monats vom Goethe-Institut Südafrika. 
Jeden Monat schreiben Südafrikaner*innen für Südafrikaner*innen eine weitere Rezension, schauen Sie gerne wieder vorbei. 
Alle Bücher sind bei uns zur Ausleihe in der Bibliothek zu finden, die Bibliotheksmitgliedschaft ist kostenfrei. 

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