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Bernarda Joaquina Kaculete

Porträt von Bernarda Joaquina Kaculete
Foto: Susana Maria dos Santos © Goethe-Institut Angola

Die Panafrikanistin und Feministin Bernarda Joaquina Kaculete ging mit 13 Jahren auf eine katholische Klosterschule. Sie erzählt, wie das Leben mit den Ordensschwestern und die dort erlernten Prinzipien ihr indirekt halfen, sich zu emanzipieren und einen eigenen Weg ins Leben zu finden, der ihr nicht nur das Studium in Norwegen und den USA ermöglichte, sondern ihr auch eine andere Weltsicht vermittelte.

Von Raimundo Salvador und Maximilian Wemhöner

Wie stark dieser Lebensweg durch das Beispiel ihrer Mutter vorgeprägt war und wie weibliche Vorbilder das Leben von Männern und Frauen verbessern können, erzählt uns Bernarda anhand der Geschichte ihrer Familie. Bernarda bezeichnet sich augenzwinkernd als eine der “filhas abandonadas” – als verlorene Tochter, denn als mittleres Kind von fünf Geschwistern zögerten ihre Eltern keinen Moment, sie von ihrer Schule in der Provinzhauptstadt Lubango im Süden Angolas auf ein katholisches Internat im 900 Kilometer entfernten Luanda zu versetzen. Jedoch geschah dies nicht aus Lieblosigkeit, eher im Gegenteil, denn ihre tiefgläubige Mutter hatte die eigene Erfahrung auf einem katholischen Missionsinternat als die große Chance ihres Lebens erfahren.

Die Mutter war in einem kleinen Dorf des zentralangolanischen Hochlandes als eines von elf Geschwistern aufgewachsen. Als sie zehn war, starb Bernardas Oma und die Geschwister wurden auf Familienmitglieder im ganzen Land verteilt. Die Mutter aber wurde auf ein katholisches Missionsinternat geschickt, ein Zufall, den Bernarda als die „große Gelegenheit” im Leben ihrer Mutter ansieht: Sie lebte direkt mit den Schwestern zusammen, wurde tiefgläubig und ihr Fleiß und ihre guten schulischen Leistungen ermöglichten es, dass sie schon mit 18 selbst unterrichten durfte. Dafür wurde sie auch bezahlt und mit diesem Geld unterstütze sie die über das Land zerstreuten Geschwister.

Ohne diese Chance, dieses „Lebenstrampolin”, wie es Bernarda nennt, hätte ihre Mutter wohl nicht lesen, nähen und unterrichten gelernt. So erlebte Bernardas Mutter den Glauben und die Bildung als großes Glück, dass sie auch ihren Kindern vermitteln wollte: Sie sorgte dafür, dass die Kinder trotz des protestantischen Ehemanns katholisch wurden und mit Glaubensprinzipien aufwuchsen. Außerdem schärfte sie Bernarda und den Geschwistern immer wieder ein: “Wenn ich es bis zur achten Klasse geschafft habe, dann müsst Ihr es bis zum Doktor, Master oder wenigstens zum Bachelor schaffen!”

Als Bernarda wegen ihrer guten Leistungen die Aufnahme auf eine bekannte katholische Klosterschule in der Hauptstadt angeboten wurde, hätte es die Mutter als Verbrechen angesehen, ihrer Tochter diese Chance nicht zu ermöglichen. Bernarda selbst blickt positiv, aber durchaus differenziert auf ihre Zeit mit den Schwestern zurück. Sie habe dort Disziplin sowie die Regeln und einen geordneten Tagesablauf zu schätzen gelernt. Außerdem, so denkt sie heute, habe sie gelernt, soziale Verantwortung zu übernehmen, denn die Internatsschülerinnen mussten Gruppenaktivitäten organisieren und die Lesungen in der Kirche planen und halten. „Bis zu einem gewissen Punkt können religiöse Tätigkeiten also Fähigkeiten und Kompetenzen für das Leben vermitteln”, sagt Bernarda.

Wie schon ihre Mutter durfte Bernarda mit 15 über mehrere Berufspraktika mit dem Unterrichten beginnen und machte damit als außerschulische Aktivität bis zu ihrem Abschluss weiter. Dadurch qualifizierte sie sich nach der Schule als eine der jüngsten Kandidatinnen für ein Bachelorprogramm in Norwegen. Dort und während ihres anschließenden Studiums in den USA entdeckte sie, dass sie während ihrer Zeit im Internat zwar viel gelernt, aber auch einiges von ihrer eigenen Persönlichkeit zurückgehalten hatte: „Die Feministin in mir hat sicher immer existiert, aber sie stand unter großem Druck und hatte nie den Mut, sich zu zeigen. Doch nun wurde ich von meinen Lehrern aufgefordert, nicht zu sagen, wie man die Dinge als Angolanerin, Afrikanerin, Katholikin oder als Frau betrachtet, sondern wie ich, Bernarda sie sehe. Das war eine neue Welt für mich.”

Darum mag sie heute auch nicht gern in die große Feminismus-Schublade gesteckt werden. Für sie sollte weder die traditionelle Gesellschaft, noch der Feminismus Frauen dazu zwingen, dieses oder jenes zu denken oder zu tun. Vielmehr sollten alle Frauen – wie übrigens auch alle Männer – die Möglichkeit erhalten, Ihre eigenen Erfahrungen und Wünsche in die Gesellschaft einzubringen, gehört zu werden, um das Leben von anderen ein bisschen zu verbessern. Das beste Beispiel dafür ist für Bernarda natürlich die Lebensgeschichte ihrer Mutter. „Sie sagte immer: ‚Wenn ihr mehr vom Leben wollt, mehr Geld oder mehr Unabhängigkeit, dann müsst ihr darum kämpfen, lernen, Euch anstrengen und Euch Gehör verschaffen – lasst den Stift nicht bei der ersten Gelegenheit fallen‘. Nach dieser Maxime handeln ich und meine Geschwister bis heute.”

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