Biblioteca, Universidad Autónoma de México (UAM), Azcapotzalco, CDMX
"Diversität" von Colectivo Chiquitraca

Colectivo Chiquitraca Teaser © Daniel Espinoza Cisne

Tod als richtende Macht über alles und jeden: Genau das versucht das Künstlerkollektiv Chiquitraca aus Juchitán im mexikanischen Bundesstaat Oaxaca in Zusammenarbeit mit anderen mexikanischen Künstler*innen auszudrücken. Gemeinsam gestalteten sie ein Wandgemälde auf dem Campus der Universidad Autónoma Metropolitana Azcapotzalco (UAM) in Mexiko-Stadt.

Anlässlich eines vom 21. bis 22. Januar 2020 stattfindenden Events zur Geschlechtergleichheit und -vielfalt wurden auf dem Campus der UAM in Mexiko-Stadt Kunstprojekte von mexikanischen Künstler*innen und Studierenden entwickelt, eines davon ist das Wandbild von Chiquitraca.

Auf einer acht Meter großen Leinwand erstreckt sich das bunte Kunstwerk, welches das Kollektiv Chiquitraca gemeinsam mit Künstler*innen aus weiteren mexikanischen Kollektiven in Azcapotzalco angefertigt hat. Aus dem Mittelpunkt der Leinwand stechen deutlich zwei Gottesanbeterinnen hervor. Diese stehen sich in tanzenden Posen gegenüber, während an ihren Seiten zwei Masken die Betrachtenden direkt anblicken. Charakteristisch unterscheiden sich die beiden Masken: Die eine hat klare feminine, die andere maskuline Züge. Beide werden von Knochen und Schädeln geschmückt.

Die Masken repräsentieren die verschiedenen Geschlechter, genauso wie die von Gotha (einem dem Kollektiv Chiquitraca angehörenden Künstler) gemalten Engelshälften, die an beiden Enden der Leinwand zu sehen sind. Wie die Masken haben auch die Engel feminine sowie maskuline Züge. „Eigentlich“, gibt Gotha zu, „sollte noch ein repräsentativer Engel des dritten Geschlechts ins Zentrum der Leinwand“, jedoch hätten die Künstler*innen ihre Idee schlussendlich verwerfen müssen. Dennoch solle das Kunstwerk die Gleichheit aller Geschlechter in der Gesellschaft zeigen.
  • Colectivo Chiquitraca 1 © Daniel Espinoza Cisne
  • Colectivo Chiquitraca 2 © Daniel Espinoza Cisne
  • Colectivo Chiquitraca 3 © Daniel Espinoza Cisne
  • Colectivo Chiquitraca 4 © Daniel Espinoza Cisne
  • Colectivo Chiquitraca 5 © Daniel Espinoza Cisne
Die Geschlechter repräsentierenden Elemente werden von verschiedenen Tieren geschmückt: Krähen, Libellen und Wölfe zieren das Kunstwerk und geben ihm noch mehr Fülle, ebenso wie die in bunten Farben schillernden Blüten und Pflanzen. All die verschiedenen Elemente bringen die Beobachtenden dazu, beim weiteren Betrachten immer noch mehr und mehr Details zu sehen, zum Beispiel die durch die Maya-Kultur inspirierten Muster in den Ecken oder die bunten Libellen, die durch das Gemälde zu fliegen scheinen. Sie alle vereinen, genauso wie die Masken, Attribute des Todes und eine Verbindung zur mexikanischen Kultur.

Vor dem Tod sind alle gleich

Jesús Vicente aka Gotha

Anstelle von Fischen sieht man Fischgräten, und mehrere Totenschädel scheinen in dem Gemälde versteckt zu sein. Die Tiere sollen die Freiheit an sich, aber auch die Freiheit der Geschlechter repräsentieren. „Toleranz vor der persönlichen Entfaltung ist leider oft ein fehlendes Element in der mexikanischen Gesellschaft“, sagt Gotha.

Über die Künstler*innen

Gotha Bio © Daniel Espinoza Cisne Der im September 1983 geborene Künstler Jesús Vicente aka Gotha fing schon in seiner Jugend damit an, durch Graffiti und Street Art seine politische Meinung öffentlich sichtbar zu machen. Zunächst noch in kleinen politischen Projektaktionen, danach jedoch mit mehr künstlerischem Hintergrund. Die kleine Jugendgruppe Area971 kondensierte sich mit der Zeit zu der Künstlergruppe Chiquitraca. Der Name Chiquitraca kommt von einer bestimmten Art des Feuerwerks, die Gotha aus seiner Kindheit kennt: Die Explosion des Feuerwerks im Himmel repräsentiert die künstlerische Ideenfreiheit, die die Künstlergruppe genießt. In Gothas kleiner Heimatstadt spricht man Zapoteco, eine sehr traditionelle Sprache, die zu der Familie der Otomangue-Sprachen Mexikos gehört. Daher bindet die Künstlergruppe in ihre Kunstwerke auch selbst sehr starke, traditionelle Elemente der mexikanischen Kultur ein. Die Kunst sei für ihn eine Art zu leben und sich auszudrücken, erklärt Gotha, der schon sein Leben lang von Kunst umgeben gewesen ist. Als Perkussionist und Tätowierer lebt er seit Jahren von der Kunst und hat bereits in vielen Markthallen und Bars Mexiko-Stadts gemalt und gesprayt.
 

 

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