Aktuelle Musik aus Deutschland  Popcast #03/2024

Lilith Stangenberg in dem Film „Fantasm of Revenge“
Lilith Stangenberg in dem Film „Fantasm of Revenge“ © kamiasoverground/rapideyemovies

Mit Musik von: 

KHAVN & THE KONTRA-KINO ORCHESTRA | Rheinschallplatten
ARON & THE JERI JERI BAND | Urban Trout Records
Xmal Deutschland | Sacred Bones
Messer | Trocadero
Monta | Labelmate/Awal
Autor und Sprecher (Deutsch): Ralf Summer

Khavn and The Kontra-Kino Orchestra

Khavn and The Kontra-Kino Orchestra | © Rapid Eye Movies

Wer dieser Jahre noch eine Schallplattenfirma gründet, tut das meist aus Überzeugung. So ist es auch bei dem Label der Brüder Thomas und Markus Rhein, dem wenig überraschend benannten Rheinschallplatten. Ein Neuzugang auf diesem eklektischen Veröffentlichungen mit etwas punkigem Touch gewidmeten Label ist ein Soundtrack eines Films über das Werk des fillippinischen Poeten, Pianisten und Filmemacher Khavn de la Cruz, der mit seinem Khavn and The Kontra-Kino Orchestra auf The Woman Who Went Mad seinen eigenen Soundtrack abliefert. So vielschichtig wie die Karriere des 1973 geborenen Enfant Terrible des südostasiatischen Films, so facettenreich ist auch das Album, in dem auf 18 wunderschönen, zumeist instrumentalen Tracks die emotionalen Tiefen von Folk, Jazz und allem dazwischen ergründet werden.
 
Aron & The Jeri Jeri Band

Aron & The Jeri Jeri Band | © Urban Trout


Mbalax nennt sich die moderne senegalesische Tanzmusik, eine Mischung aus Soul, Jazz, Latin, Rock und der traditionellen Trommelmusik Sambal aus dem Senegal. Aron & The Jeri Jeri Band reichern auf Dama Bëgga Ñibi wiederum diesen Sound mit Afrobeat und –jazz an. In Arons Ottingnons Studio in Kreuzberg entstand das Debutalbum des Projektes, das der Exilneuseeländer mit dem senegalesischen Sambal-Musiker Bakane Seck ins Leben gerufen hat, nachdem die beiden sich in Berlin kennengelernt und den hohen Deckungsgrad ihrer jeweiligen musikalischen Wurzeln und Vorlieben entdeckt hatten.
Xmal Deutschland

Xmal Deutschland | © Sacred Bones

 

Am Himmel ist kein Platz für uns

Xmal Deutschland „Incubus Succubus“

Mit dem Postpunk und New Wave der späten 1970er Jahre kam, vor allem aus Großbritannien, ein neues, düsteres Musikgenre auf, das überall auf der Welt, vor allem in Frankreich und Spanien, aber auch in Deutschland, Nachahmer*innen fand: Gothic. Fünf junge Frauen (später mit einem Mann am Bass)  aus Hamburg veröffentlichten im Jahre 1981 auf dem heute legendären lokalen Punklabel ZickZack eine raue, dunkle, lärmende Single, Schwarze Welt.
 

Xmal Deutschland, so nannten sie ihre Band, sicherten sich nach den ersten Gehversuchen in Hamburg einen Vertrag mit dem Londoner 4AD-Imprint, wurden von John Peel zu einer seiner Sessions eingeladen und sind bis heute ein Markenzeichen deutscher –und deutschsprachiger– Gothic-Musik. Die frühen Aufnahmen waren lange gar nicht mehr oder nur zu Sammler*innenpreisen erhältlich, aber jetzt (am 8. März) veröffentlicht Brooklyn’s Sacred Bones die Early Singles 1981-1982 mit 8 Tracks, wie der Name schon sagt, aus der frühen Zeit einer der einflussreichsten Bands der deutschen Musikgeschichte.
Messer

Messer | © Moritz Hagedorn

Messer wurde in diesem Jahrtausend gegründet und ihre Musik ist eine intelligent zusammengestellte Mischung aus vier Jahrzehnten Postpunk-Geschichte, wütendem No Wave, zackigem Funk und scharfen, immer wieder ins lyrische abwandernden deutschsprachigen Texten.
 

Das Quartett aus Münster, angeführt von dem Schriftsteller und bildenden Künstler Hendrik Otremba zeigt sich auf ihrem neuen Album Kratermusik (das Wort ‚Krater‘, so Otremba, ist auf eine Art mit dem Wort ‚Messer‘ verwandt) voller Energie, kämpferisch aber immer abstrakt – Messer bleiben unentschlossen, fragen und suchen, gerade wenn es um existentielle Fragen des Heute geht; Krieg und Frieden oder die Zukunft des Planeten. Eins steht aber fest – die Welt wäre eine schlechtere ohne Messer.
Monta

Monta | © Inge Pertreiner

 

And if the sun doesn't shine anymore
and the clouds are all you can see
Just go where the people dance

Monta, „if the sun doesn't shine anymore II“

Auf einem ganz anderen musikalischen Planeten befindet sich der Musiker und Songwriter Tobias Kuhn mit seinem Soloprojekt Monta auf seinem seit 2003 ersten neuen Album. Manchmal kann es auch einfach nur Pop sein, eine Musik in der Intimes und Hymnisches zusammenkommt. Inspiriert von alten Filmaufnahmen aus seiner Kindheit ist Pacific ein melancholisches, introspektives Kammerpop-Album mit einer überwältigenden Intensität und großer Liebe zum Detail in den Arrangements. Die Songs sind in einem mehrjährigen Prozess zwischen Wien und Sizilien, mit Stationen in Berlin, London und Los Angeles entstanden; eine Arbeitsweise, die zu einer Ansammlung großer Momente geführt hat, die nur im Studio wohl kaum zu erreichen gewesen wäre. Wenn der Frühling einen musikalischen Ausdruck fände, dann klänge er vermutlich irgendwie so wie Monta.
 

 

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