Aktuelle Musik aus Deutschland  Popcast #7/2024

Popcast 7/2024
Popcast 7/2024 © Manuel Schuller

mit Musik von: 

Angela Aux | Inselgruppe
Kolossale Jugend | Tapete Records
Halo | Fun in the church
Skee Mask | Ilian Tape
Sophia Jani und Theresa Allgaier | Squama Recordings
Autorin und Sprecherin (Deutsch): Angie Portmann

Den Vorhang reißt auf
Es singt das Land
Es liegt der Hund begraben

Kolossale Jugend, „Hund“

 
Angela Aux

Angela Aux | © Kid The Colour

Angela Aux ist eines der vielen Projekte des Münchner Musikers, Songwriters und Produzenten Florian Kreier, dessen Sound im Gegensatz zu seinen eher poporientierten Projekten Aloa Input und Midnight Embassy eine Verbindung von Elementen aus Folk, Pop und elektronischer Musik ist. Der Lo-Fi Space Folk auf Spacelarking In The Age Of Spiritual Machines beschäftigt sich mit den Verheißungen der Reisen durch die unendlichen Weiten des Weltalls, dem Verlassen der schnöden irdischen Realität, und wenn man genau hinhört, erscheint einem zwischen den unzähligen Spuren der opulenten Produktion auch der Geist von Ziggy Stardust.
 
Kolossale Jugend

Kolossale Jugend | © LADO

Als im Jahre 1989 die Mauer fiel, erschien das Debutalbum von Kolossale Jugend, ein wütendes Manifest gegen den erstarkenden Nationalstolz in der wiedervereinigten Republik. Die schwer zu erfassenden Texte des leider schon 2022 verstorbenen Gitarristen und Sänger Kristof Schreuf, die schroffen, kantigen Kompositionen und die raue Energie der Band machten sie zu einer der wichtigsten Vertreterinnen einer Bewegung, die man später die „Hamburger Schule“ genannt hat. Diese so genannte Schule bestand aus einer Flut von Veröffentlichungen einer dicht verwobenen Szene von diskurswilligen Kunst- und Musikschaffenden der frühen 1990er Jahre in Hamburg, der damals unangefochtenen Musikhauptstadt Deutschlands. Jetzt erschien eine Retrospektive ihres leider nur zwei Alben umfassenden Werkes — Grund genug, diese unvergleichliche Band hier einem internationalen Publikum vorzustellen.
 
HALO

HALO | © Halo

Vor mehr als zehn Jahren beschlossen die Berliner Musikerinnen Masha Qrella und Julia Kliemann, unter dem Namen Halo ein gemeinsames Duo zu gründen, schrieben einen Haufen Songs, kamen aber nie dazu, sie aufzunehmen. Das haben sie nachgeholt, und endlich erreicht der luftig gehauchte, sommerliche Pop die Öffentlichkeit: Auf In The Company Of No One werden die meist doppelt gesungenen Vocals von mit elektronischem Sandpapier abgerundetem Gitarrenpop begleitet. Das Resultat ist zeitloser Indiepop, der während der langen Wartezeit an Qualität gewonnen hat, so durchdacht und schlüssig wirken die nicht unkomplizierten Kompositionen in den eklektischen Arrangements.
 
Skee Mask

Skee Mask | © Manuel Schuller

Der Münchner DJ und Produzent Skee Mask, einigen hierzulande vielleicht auch bekannt als SCNTST, setzt auf klassischen Techno und geschmackvollen Breakbeat, fließende Rhythmen, elegante Glitches, bodenlose Dubs und langsam gefilterte Flächen mit einem tiefen Vibe, bis hin zu ambient-artigen Texturen. Seine Einflüsse stammen von Techno-Labels wie Chain Reaction, Warp Records oder Counterbalance. Sein neues, wie schon die Vorgänger auf dem Münchner Ilian Tape erschienenes Album Resort ist eine weitere großartige Werkschau eines der talentiertesten Produzenten der Münchner Szene, der im Jahre 2022 sein bei Resident Advisor als eines der besten Alben des Jahres ausgezeichnetes Album Pool als Protest über deren Zahlungspolitik von Spotify zurückzog, was nicht nur große Aufmerksamkeit hervorrief, sondern auch unzählige Nachahmer*innen fand.
 
Sophia Jani und Teresa Allgaier

Sophia Jani und Teresa Allgaier | © Tonda Bardehle

Auf dem hier bereits mehrfach vorgestellten, und immer positiv aufgefallenen Münchner Label Squama haben die zeitgenössische klassische Komponistin Sophia Jani und die Violinistin Teresa Allgaier ihr neues gemeinsames Werk Six Pieces for Solo Violin veröffentlicht. Ruhe und Gelassenheit bezeichnen sie als die Grundlage für ihre zunächst unkompliziert und repetitiven wirkenden Kompositionen, die sich jeweils auf einen bestimmten technischen Aspekt des Instruments konzentriert, dessen Grenzen auslotet und gleichzeitig die Illusion der Einfachheit aufrechterhält. Es bedarf einer großen Anstrengung, das Gefühl der Mühelosigkeit zu erzeugen, und in diese Mühe haben sich die beiden Musikerinnen und Produzent Martin Brügger für dieses zauberhafte Album gemacht, auf dem es trotz aller technischer Finesse eher um die Atmosphäre des Gesamtwerkes geht.
 
© Squama

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