Bekannt wurde er im Rahmen der massiven Pop-HipHop-Schwemme, die Ende des letzten Jahrtausends auch die deutsche Musikszene eroberte: Als Teil der spaßigen Truppe Fischmob, und später als Mitglied des Elektro-Duos International Pony schärfte Stefan Kozalla alias DJ Koze bereits früh sein Profil als künstlerischer Freigeist, dessen ungebremste Kreativität immer auch von Humor begleitet ist. Heute blickt er nun zurück auf eine lange Karriere als einer der weltweit respektiertesten DJs Deutschlands, eine endlose Liste von hochkarätigen Kollaborationen mit Künstler*innen wie Sophia Kennedy, José Gonzalez, Caribou, Róisín Murphy und unzähligen weiteren, ein eigenes Label und einen ansehnlichen Stapel toller Alben unter seinem Namen, darunter seinen größten kommerziellen Erfolg, das letzte, großartige Album Knock Knock. Auf dem jetzt erscheinenden Music Can Hear Us, einem eklektischen Ritt durch die Genres finden sich Gastmusiker*innen wie Damon Albarn, Ada und The Notwist.
Bereits im Februar dieses Jahres hat die aufmerksamen Popcast-Hörer*innen sicherlich bekannte Kreuzbergerin Albertine Sarges ihr zweites Album veröffentlicht, wieder auf dem Londoner Moshi-Moshi-Label. Glücklicherweise hat sie ihr Gespür für schlaue Pophymnen beibehalten, das sie schon auf ihrem Debut, dem gutgelaunten The Sticky Fingers unter Beweis gestellt hatte. Ihre knappen, skurrilen Alltags- und Liebesgeschichten auf Girl Missing, diszipliniert und kompetent in 13 wunderschönen Midtempo-Songs umgesetzt, zeichnen verträumte Bilder komplexer Beziehungen und großer Gefühle. Nie verliert sie dabei ihren Humor und ihre Leichtigkeit, in Albertine Sarges Welt ist Optimismus eine Waffe, die sie unsterblich macht.
Zement, ein experimentelles Duo aus dem beschaulichen Nürnberg, meditieren in endlosen Schliefen über Baustoffe, die Autobahn und Bewegung. Ihre ausufernden psychedelischen Exkursionen sind auch bei ihrem neuesten Album Passagen fest in der Tradition des Krautrock verankert, gehen aber mit beeindruckendem Selbstbewusstsein eigene Wege. Schwere Drones, gläserne Synthies, verzerrte Gitarren, sogar ein verhalltes Saxophon finden ihren Weg in die entrückten Kompositionen, die fast alle die 5-Minuten-Grenze überschreiten. Durch all diese musikalischen Umwege wird klar, dass es den beiden mehr um den Weg als um das Ziel geht, und es macht große Freude, sie auf dieser Reise zu begleiten.
Die gesprochenen Worte von Eilis Frawley, in Australien geborene Berlinerin, klingen lange nachdem man sie gehört hat nach. Die sparsamen Songs der klassisch ausgebildeten Schlagzeugerin und Percussionistin drehen sich um soziale Strukturen, Feminismus, Inklusivität, mentale Gesundheit. Auch in ihren Tagesjobs als Schlagzeugerin für Künstlerinnen wie Anika oder Laura Lee oder als Gründerin des inklusiven Berliner Festivals Bang On bleibt sie dem Mainstream fern, genau wie auf ihrem eben erschienenen Debutalbum Fall Forward. Ihre gesprochene Lyrik ist ernsthaft und pointiert, orchestriert werden die von der ebenfalls australischen Musikerin Kat Frankie (Bodies) produzierten Songs mit einer faszinierenden Mischung aus kräftigen Drums und diversen Synthesizern. Ihre Arrangements bleiben sparsam und effizient und stehen stets im Dienst der im Vordergrund stehenden Stimme.
Let’s talk about Star Wars, Episode four
But let’s not talk about the war.
Chris Imler, „Let’s not talk about the war“
Die meisten kennen ihn als den Schlagzeuger von Projekten wie den famosen Die Türen, Peaches oder Oum Shatt. Aber auch als Solokünstler ist er schon lange aktiv. Die Rede ist vom Grandsigneur der Berliner Musikszene, dem sprichwörtlichen Beatpoeten Chris Imler. Sein langsamer Aufstieg verlief parallel zum Absturz der gesamten restlichen Welt, wie Musikerkollege Jens Friebe es in dem launigen Presseinfo für Chris Imlers neues Album The Internet Will Break My Heart feststellt. Damit setzt er auch gleich den richtigen Ton für die vorherrschende Stimmung im Sound des apokalyptischen Elektro Dandies. Mal auf deutsch, mal auf englisch, wie von einer Galerie einer Kreuzberger Bar auf den Tresen herab proklamiert Imler düstere Beobachtungen aus einer kaputten Welt, ein Prophet der zufriedenen Hoffnungslosigkeit, des Klarkommens. Oder um es mit seinen eigenen Worten auszudrücken: I don’t care, I like the ride.