Rosinenpicker | Literatur  Die glorreichen Sechs

Buchcover der nominierten Titel © S. Fischer, Suhrkamp, Rowohlt, Klett-Cotta, C.H. Beck

Die Shortlist des diesjährigen Deutschen Buchpreises ist da! Somit steht fest, welche sechs Autor*innen sich mit ihren aktuellen Romanen Hoffnungen auf den prestige- und umsatzträchtigen Preis machen dürfen.

Nun ist es endlich amtlich: Die sieben Jurymitglieder haben entschieden, welche sechs Romane final um den Deutschen Buchpreis 2024 ins Rennen gehen. Für die Shortlist wurden „Romane ausgewählt, die auf neue Weise Licht und Dunkel unserer jüngeren Geschichte erkunden, die auch erzählerisch Grenzen überwinden und dabei große literarische Abenteuer sind“, so Jurysprecherin Natascha Freundel, Redakteurin bei rbbKultur, in der offiziellen Nachricht.

Vier Autorinnen und zwei Autoren sind in diesem Jahr in der engeren Auswahl für den Deutschen Buchpreis. Nominiert wurden:
 

Krieg und Gewalt

Krieg und Gewalt ist laut NDR Kultur ein zentraler Themenkomplex mehrerer nominierter Romane, so etwa in Ronya Othmanns Vierundsiebzig, in dem es um den Genozid an den Jesiden im Nordirak durch die Terrormiliz des Islamischen Staats im August 2014 geht. „Ein einzigartiger dokumentarischer Roman über einen Genozid der Gegenwart“, so die Buchpreis-Jury.

Auch Clemens Meyers Die Projektoren handelt von Kriegen. Er schreibt darin auf mehr als tausend Seiten von den Kriegen in Jugoslawien in den 1990er-Jahren, aber auch vom Zweiten Weltkrieg. Außerdem geht es um die Karl May-Filme, die in den 1960er-Jahren in Kroatien gedreht wurden. Meyer erzählt enorm verbindungsreich, mit einer Vielzahl an Figuren und Geschichten. Für die Buchpreis-Jury ist Die Projektoren schlichtweg „ein Literaturereignis“.

Zu Zeiten der Ceausescu-Diktatur in Rumänien spielt Iris Wolffs Roman Lichtungen. Es ist eine Coming-of-Age- und Liebesgeschichte zweier Menschen, die aufbrechen und nirgendwo mehr ankommen können. Wolff erzählt sie laut Jury „mit großer Sensibilität und hoher Raffinesse … im Krebsgang“.

Lovescammer, Hasen, Schafe und Wölfe

Martina Hefters Roman Hey guten Morgen, wie geht es dir? klingt wie eine banale Textnachricht, doch es geht um zwei Hauptfiguren mit bedeutungsschwangeren Namen und existenziellen Problemen. Tagsüber kümmert sich die Performancekünstlerin Juno um ihren Mann Jupiter, der an einer schweren Form von Multipler Sklerose erkrankt ist. Nachts geht sie einem „Lovescammer“, der modernen Version eines Heiratsschwindlers, auf den Leim. Martina Hefter schildere Junos innere Zerrissenheit „alltagsnah und reflektiert, lebensklug und poetisch, zart und unsentimental“.

Maren Kames hat mit Hasenprosa ein herausforderndes Buch geschrieben. Es gibt darin einen an Alice im Wunderland erinnernden Hasen und viele Wortneuschöpfungen. Die NZZ bezeichnet es als „wilden Ritt durch Wirklichkeit und Imagination“, „leichtfüßig hüpft sie jedem dumpfen Realismus davon“, so das Fazit der Buchpreis-Jury.

In der Lüneburger Heide spielt Markus Thielemanns Roman Von Norden rollt ein Donner, Hauptfigur ist ein 19-jähriger Schäfer. Doch das landschaftliche Idyll ist trügerisch. Nicht nur Wölfe bedrohen die Existenz des Schafhirten, sondern auch die Schatten der Vergangenheit belasten den jungen Mann. Thielemann ist laut Jury ein langsam erzählter Anti-Heimatroman gelungen. Er erzählt „von den Verstrickungen zwischen Idylle und Ideologien und davon, welche Gefahren in Schweigen, Verdrängung und Verklärung des Alten liege“.

Die wichtigste Auszeichnung für deutschsprachige Literatur wird in diesem Jahr zum 20. Mal verliehen. Vergeben wird der Buchpreis von der Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Wer von den sechs Nominierten den diesjährigen Deutschen Buchpreis erhält, erfahren wir am 14. Oktober 2024 zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse. Die Preisverleihung findet im Kaisersaal des Frankfurter Römers statt und wird live übertragen. Interessierte können die Preisverleihung auf der Website des Deutschen Buchpreises verfolgen.
 
Martina Hefter: Hey guten Morgen, wie geht es dir? Roman
Stuttgart: Klett-Cotta, 2024. 224 S.
ISBN: 978-3-608-98826-0
Diesen Titel finden Sie auch in unserer Onleihe

Maren Kames: Hasenprosa. Roman
Berlin: Suhrkamp, 2024. 182 S.
ISBN: 978-3-518-43168-9
Diesen Titel finden Sie auch in unserer Onleihe

Clemens Meyer: Die Projektoren. Roman
Frankfurt a.M.: S. Fischer, 2024. 1056 S.
ISBN: 978-3-10-002246-2

Ronya Othmann: Vierundsiebzig. Roman
Hamburg: Rowohlt, 2024. 512 S.
ISBN: 978-3-498-00361-6
Diesen Titel finden Sie auch in unserer Onleihe

Markus Thielemann: Von Norden rollt ein Donner. Roman
München: C.H. Beck, 204. 287 S.
ISBN: 978-3-406-82247-6
Diesen Titel finden Sie auch in unserer Onleihe

Iris Wolff: Lichtungen. Roman
Stuttgart: Klett-Cotta, 2024. 256 S.
ISBN: 978-3-608-98770-6
Diesen Titel finden Sie auch in unserer Onleihe