Weihnachten aus Sicht einer Geschenkpapier Rolle  Alle Jahre wieder(verwertbar)

Grüner Hintergrund, in der Mitte eine Grafik mit einer bunten Geschenpapierrolle
Illustration einer Geschenkpapierrolle Illustration: Tobias Schrank © Goethe-Institut e. V.

Was wäre Weihnachten ohne Geschenke? Und was wären Geschenke ohne Geschenkpapier? Auf jeden Fall: nachhaltiger. Sina Bahr erzählt aus der Sicht einer zertifizierten Rolle Recycling-Geschenkpapier, was sie so umweltfreundlich macht – und was nicht.

Die einen sind klein, die anderen groß. Die einen sind nützlich, die anderen schön anzuschauen. Weihnachtsgeschenke können ganz unterschiedlich sein. Geld und Gutscheine, aber auch Lebensmittel, Spielzeug, Kleidung, Bücher und Schmuck landeten letztes Jahr unter den Weihnachtsbäumen. Laut der jährlichen FOM-Umfrage lagen die Pro-Kopf-Ausgaben im Schnitt bei mehr als 500 Euro. Und alle Geschenke haben eines gemeinsam: Sie werden zum Weihnachtsfest schön verpackt.

Eingewickelt in buntes Papier und mit Schleife versehen warten die Geschenke unter dem Weihnachtsbaum. Das vorfreudige Kribbeln setzt ein, das Band wird gelöst und das Geschenkpapier erwartungsvoll aufgerissen. So gelingt, im besten Fall, die perfekte Überraschung.

Nachhaltig ist das nicht

Geschenkpapier ist das Mittel der Wahl, wenn es darum geht, Geschenken ein schönes Äußeres zu verleihen, doch es gerät zunehmend in Kritik. Denn das Papier wird produziert, um nach kurzem Einsatz wieder weggeschmissen zu werden: Nachhaltig ist das nicht. So greift manch einer mittlerweile zwar zu Alternativen wie Zeitungspapier, Stoffen oder alten Landkarten – die meisten nutzen aber weiterhin Geschenkpapier.  Zusammen mit Verpackungspapieren bildet es, laut Informationen des Verbandes Die Papierindustrie e.V., den größten Anteil am deutschen Papierverbrauch. Und dieser führt zu Abholzung, Wasserverbrauch und CO2-Emissionen.
Mehrere Rollen buntes Geschenkpapier im Karton aus der Vogelperspektive

Obwohl die negativen Umweltauswirkungen von hohem Papierverbrauch bekannt sind, greifen viele in der Weihnachtszeit gerne zu Geschenkpapier. | Foto (Detail): mauritius images / EyeEm / Patrick Chondon

Doch was tun, wenn man nicht auf Geschenkpapier verzichten, aber dennoch auf die Umwelt achten möchte? Hier komme ich ins Spiel: Ich bin eine Rolle Recycling-Geschenkpapier. Zertifiziert wurde ich durch den Blauen Engel, das Umweltzeichen des Bundesumweltministeriums. Umfragen zufolge kennen 90 Prozent der Verbraucher*innen den Blauen Engel, mehr als 40 Prozent lassen sich bei ihrer Kaufentscheidung davon beeinflussen. Seine vielseitigen Kriterien machen es zum anspruchsvollsten Siegel in Deutschland.

So verdient man den Blauen Engel

Was genau das für mich, meine Entstehung und Gestaltung bedeutet, erklärt Janine Braumann vom Umweltbundesamt. „Papier ist ein wunderbarer Rohstoff. Wenn man ihn einmal gewonnen und die Papierfasern hat, lassen sie sich immer wieder recyclen.“ Darum ist das wichtigste Kriterium für umweltfreundliches Geschenkpapier der hundertprozentige Altpapieranteil.

Mein Körper ist also das Produkt neu verarbeiteter Papierprodukte, die aus den Altpapiertonnen deutscher Haushalte stammen. „Das ist keine Mülltonne, sondern eine Rohstofftonne“, betont Julia Braumann. Dieses System ermöglicht es, wertvolle Ressourcen im Kreislauf zu halten.

Auch bei der Färbung gibt es wichtige Kriterien. Zum Beispiel darf die Farbe, mit der ich gestaltet bin, keine Schadstoffe enthalten, und muss leicht auswaschbar sein. Dieses Auswaschen, auch Deinking genannt, ist besonders wichtig, damit die Papierfasern wieder in den Kreislauf gelangen können. Denn umweltfreundliches Papier sollte nicht nur aus Altpapier bestehen, es sollte auch erneut zu Altpapier werden können. Kunststoffverzierungen und Beschichtungen, die sich nicht ablösen lassen, sind auf meiner Haut ebenfalls tabu.

Und wer will mich jetzt?

Kann ich bei all diesen Einschränkungen jemals so hübsch werden, wie andere Geschenkpapiere? Das kommt ganz auf die Erwartungshaltung an. Bunte Farben, weihnachtliche Muster oder Motive in der Papierstruktur habe ich auf jeden Fall zu bieten. Metallicfarben, glitzernde Beschichtungen oder Schaumstoffaufdrucke allerdings nicht. Aber ist das denn so wichtig?

Für viele schon, sagt Janine Braumann. Einige Hersteller halten noch immer daran fest, weil ihre Kund*innen es fordern. Andere wiederum folgen gerne den Vorgaben des Blauen Engels. Da ist aber auf jeden Fall noch Luft nach oben, meint Braumann.
Eine Person sitzt auf dem Boden und zieht die rote Schleife eines Geschenkes fest. Im Hintergrund sind Geschenkpapierrollen.

Einpacken macht Freude: Eine hübsche Verpackung gehört für viele zum Schenken dazu. | Foto (Detail): mauritius images / Cavan Images / Orest Filin

Was Verbraucher*innen tun können

Luft nach oben gibt es auch beim Nutzungsverhalten. Wie die Verbraucher*innen mit Geschenkpapier umgehen, kann das Umweltbundesamt nicht kontrollieren. Es kann nur ein Siegel erschaffen, das umweltschonende Herstellung garantiert. Und selbst dabei gilt: „Auch ein Blauer Engel Produkt ist nie per se umweltfreundlich. Ein Produkt hat immer Auswirkungen auf die Umwelt.“ Um diese so gering wie möglich zu halten, hat Janine Braumann verschiedene Tipps für Verbraucher*innen parat.

Papier, das vorsichtig ausgepackt wird, kann im nächsten Jahr wiederverwendet werden und erhält auf diese Weise auch ohne Recyclingvorgang ein zweites Leben. Außerdem sollte man es nicht in Massen verwenden, sodass eine Geschenkpapierrolle für mehrere Jahre reicht.

Wer sich also beim Geschenkpapierkauf für mich entscheidet und mich außerdem bewusst verbraucht, geht bereits einen wichtigen Schritt in Richtung umweltfreundliches Schenken. Auch andere Siegel, zum Beispiel von FSC, dem Forest Stewardship Council, können bei der Kaufentscheidung helfen. Das Label-Bewertungsportal „Siegelklarheit“ der Bundesregierung bietet eine gute Übersicht über all die Papiersiegel, die es in Deutschland gibt.

Mein Fazit: Obwohl ich es liebe, den Menschen Jahr für Jahr ein schönes Schenkerlebnis zu bescheren, und mich über ihre Entscheidung für umweltfreundliches Papier freue, würde ich es ihnen keineswegs nachtragen, wenn sie sich zu diesem Weihnachtsfest etwas ganz anderes einfallen lassen. Denn: Papier recyclen ist gut. Papier vermeiden ist besser. Und macht das Schenken sogar noch kreativer und persönlicher.