Oma Trude in der Weihnachtszeit
Keine Ideen für die Weihnachtszeit? Oma Trude hat immer einen Tipp parat! Foto (Detail): Annie Spratt © Unsplash / Illustration: © Celine Buldun

Entschleunigung ist angesagt. In der Vorweihnachtszeit dreht sich bei Oma Trude alles darum, Leckereien für ihre Lieben zu backen und persönliche Geschenke herzustellen. Der weihnachtliche Konsumrausch wird in ihren Augen immer schlimmer, und es ist ihr wichtig, nicht in den vielerorts beklagten Weihnachtsstress zu geraten. Nach dem Motto: Kleine, aber feine Geschenke für die Lieben und immer mit der Ruhe!

Ihr Lieben,

ihr wisst ja, ich mag besonders den Sommer. Auf ihn warte ich immer sehnsüchtig, so ziemlich genau ab dem 27. Dezember. Doch bis dahin genieße ich die Adventszeit und natürlich den Heiligabend und die Weihnachtsfeiertage mit all meinen Lieben. Jedenfalls bin ich schon längst bis über beide Ohren mit den Vorbereitungen fürs Fest beschäftigt. In diesem Jahr dreht sich bei mir alles um die Orange, sie gehört für mich aus Tradition einfach in die Vorweihnachtszeit. Allerdings habe ich meinen Orangenkonsum eingeschränkt, denn bis so eine Frucht bei mir in Hollenbach zu kaufen ist, hat sie schon einen ziemlich weiten Weg hinter sich, selbst wenn sie aus Spanien, Italien oder Griechenland kommt. Deshalb verwerte ich die Orangen auch fast vollständig und habe hier ein paar schöne Tipps für euch.

Orangen rauf und runter

Ich verschenke dieses Jahr kandierte Orangenschalenstückchen in hübschen Marmeladengläsern, an denen mehrere Anhänger aus getrockneter Orangenschale hängen. Meine Enkelin Miri aus Hamburg sagt, das nennt man „upcycling“. Ich kaufe nur noch unbehandelte Bio-Orangen, da sie nicht nur für den Endverbraucher, sondern auch für die Pflücker besser sind. Für eine kleinere, normale Menge kandierter Schalen wasche und schäle ich fünf bis sechs Orangen und schneide sie in Streifen. Diese koche ich in einem großen Topf mit Wasser ungefähr eine dreiviertel Stunde – bis sie weich sind. Dann koche ich einen halben Liter Wasser mit 350 g Zucker auf, bis sich der Zucker gelöst hat. Ich gebe die abgegossenen Orangenschalen dazu und koche sie unter Rühren ein, bis der Sirup von den Schalen aufgenommen wurde. Das dauert etwa 50 Minuten. Auf ein Backblech mit Backpapier gebe ich Zucker und verteile und wende darauf die Orangenschalen, bis sie vollkommen bedeckt sind. Über Nacht lasse ich das Ganze trocknen. Wie lange sie halten, kann ich leider nicht sagen. Sie „überleben“ bei mir in der Regel nur wenige Wochen, vor allem, wenn meine Freundin Inge öfter zu Besuch kommt.

O wie Orange, S wie Schmuckanhänger

Mein Christbaum – im Norden Deutschlands sagt man Weihnachtsbaum – wird jedes Jahr ein bisschen anders geschmückt. Das liegt unter anderem daran, dass ich gerne die selbstgebastelten Stücke aus Kindergarten und Schule aufhänge, die mir meine Enkel und Urenkel schenken. Neben den wunderbaren Papierengeln und -sternen hängen in diesem Jahr aber auch meine selbstgemachten Bio-Orangenschalenanhänger daran, die ich schon erwähnt habe. Dafür steche ich einfach mit Loible-Formen aus Metall (Loible sind Plätzchen, Gutsele, Kekse oder Bredle) Motive aus und lasse sie mehrere Tage zwischen zwei Holzbrettern und Küchenpapier trocknen, damit sie sich nicht aufrollen. Ich stelle etwas Schweres drauf, entlüfte das Ganze aber täglich für eine viertel Stunde. Mit einer Gewürznelke in der Mitte für den Adventskranz oder mit einem hübschen Band habe ich so eine schöne Dekoration. Ich mochte das schwere Lametta und den Glanz der roten, echten Kerzen in den Kugeln an unseren Christbäumen früher auch sehr, aber diese Art von Christbaumschmuck finde ich mittlerweile ebenfalls äußerst charmant.
 
Das Beste an Weihnachten: der Christstollen
Zum Glück schon seit Ende Oktober fertig ist mein Christstollen. Meine Familie erinnert mich schon seit Anfang Oktober daran, ja genug davon zu backen! Da der Stollen am besten schmeckt, wenn er vier Wochen gelagert wurde, verringert das frühe Backen auch meinen „Vorweihnachtsstress“ (ich hoffe, ihr habt keinen!). Das Familienrezept wird von allen – bis auf meine Urenkel, die leider keine Rosinen mögen – heißgeliebt, auch von meiner Freundin Inge. Seit ich allein bin, schneide ich immer mit ihr meinen Stollen am ersten Advent an. Das Rezept habe ich über die Jahre verfeinert. Denn als ich noch ein Kind war, hatte meine Mutter an den Zutaten gespart – sparen müssen! Erst als es uns ab den 1970er-Jahren wirtschaftlich besser ging, kamen von den Zutaten mehr und mehr in den Teig. Das Grundrezept ist aber noch das alte, und ich werde die Geheimnisse um unseren Familienstollen heute an euch weiterreichen. Ich hoffe, ihr wisst das zu schätzen, es ist schließlich ein uraltes Familienrezept.

Jetzt konnte ich Euch gar nicht mehr erklären, wie man mit Orangenschalen auch natürliche Haushaltsreiniger oder einen weihnachtlichen Raumduft herstellen kann. Vielleicht klappt das ein andermal.
 
Ich wünsche Euch fröhliche Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr – ein Jahr mit viel Gesundheit, Glück und Wohlergehen.

Eure Trude