Editorial  Dossier: „Macht“ —
Über diese Ausgabe

Humboldt Macht Foto: Claudia Casarino

In dieser Ausgabe des Humboldt-Magazins fragen unsere Autorinnen und Autoren danach, wie Machtverhältnisse Genderbeziehungen bestimmen, welche Strategien zum Ausgleich von Machtungleichgewichten in Südamerika und Deutschland erfolgreich waren und sind, und welches Verständnis von Macht zu einer egalitäreren Gesellschaft führen könnte.

Beim Ringen um die Gleichstellung von Gendern werden immer auch bestehende Machtverhältnisse in Frage gestellt. Macht, so lautet eine gängige Definition, ist das Vermögen, eigene Präferenzen, Vorstellungen und Werte auch gegen Widerstände durchsetzen zu können. Macht findet ihren Ausdruck in Privilegien wie Handlungsspielraum, Entscheidungsbefugnis, Deutungshoheit, Gestaltungsmöglichkeiten.

Der jährlich erstellte Gender Development Index der Vereinten Nationen zeigt, dass Frauen nach wie vor weltweit – bei großen Unterschieden zwischen den einzelnen Ländern – in führenden Positionen in Politik und Wirtschaft unterrepräsentiert sind – in Positionen also, die direkt mit Macht und Status verbunden sind. Denn wer Macht hat, so lässt sich schlussfolgern, wird sie kaum freiwillig wieder aufgeben.

Strukturell bedingte Ungleichheit wird sich daher nicht von allein auflösen, sie muss als gesellschaftliches Ziel politisch und zivilgesellschaftlich adressiert werden. Die damit einhergehenden Konflikte, etwa um die  Einführung von Genderquoten, gleiche Bildungschancen oder hochgradig polarisierte Debatten um das Recht auf Abtreibung – sind daher immer auch Konflikte um Macht.

In dieser Ausgabe des Humboldt-Magazins fragen unsere Autorinnen und Autoren danach, wie Machtverhältnisse Geschlechterbeziehungen bestimmen, welche Strategien zum Ausgleich von Machtungleichgewichten in Südamerika und Deutschland erfolgreich waren und sind, und welches Verständnis von Macht zu einer egalitäreren Gesellschaft führen könnte.

Diese Ausgabe des Humboldt-Magazins erscheint im Kontext des Projekts „Das Jahrhundert der Frauen“, bei dem auf Einladung des Goethe-Instituts südamerikanische und deutsche Aktivistinnen, Journalistinnen und Künstlerinnen Strategien gegen die Gewalt gegen Frauen entwickeln, darunter die argentinische Anthropologin Rita Segato, die deutsche Journalistin Sonja Eismann und die bolivianische Künstlerin Elvira Espejo Ayca. Gegen Opferstigmatisierungen und die Billigung patriarchaler Machtstrukturen formiert sich in vielen Ländern Südamerikas immer mehr, vor allem weiblicher Widerstand. Mit diesem Projekt möchte das Goethe-Institut diese zivilgesellschaftlichen Bewegungen stärken und eine nachhaltige, öffentliche Diskussion über die Missstände sowie Maßnahmen gegen diese anstoßen.


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