Miloš Prekop ist ein origineller slowakischer Maler. In einem seiner Zyklen schafft er so etwas wie Coverversionen bekannter Kunstwerke. Sein Werk ist eine Hommage an die alten Meister, Picasso und Zrzavý. Am Anfang von Prekops Remakes stand „Der Falschspieler“. In unserem Interview spielt der Künstler aber mit offenen Karten.
Als ich mit der Malerei begann, hatte ich nur ein Ziel: ein wirklich großartiges Bild zu malen. Nach fast vierzig Jahren Malerei hat sich mein Ziel nicht geändert.“
Der Maler Miloš Prekop
Was ist das für ein Programm“ in der Malerei, bei dem fremde Bilder „nachgemalt“ werden?
Etwas Ähnliches kennen wir aus der Musik sehr gut. Neue Versionen oder Arrangements von Liedern sind oft interessant und beeindruckend. Von vielen bekannten Songs gibt es sogar mehrere Versionen oder Bearbeitungen, und der ursprüngliche Song wird so in viele Ausdrucksformen gebracht, was die Genialität seines ursprünglichen Schöpfers nur noch unterstreicht. Im Fall der bildenden Kunst ist dies natürlich nicht so üblich. Man könnte sagen, dass es da eher ungewöhnlich ist. Denn da begibt man sich in der Tat auf dünnes Eis. Ein bekanntes Werk in der eigenen Handschrift „neu zu zeichnen“ oder „neu zu malen“ ist nicht so einfach, und im Gegensatz zu einem Musiker kann ein Maler nicht von der Kraft in der Idee des ursprünglichen Songs, seines Refrains oder seiner typischen Melodie getragen oder gehalten werden. Der Maler kann ein Fiasko erleiden und am Ende fast wie ein Schüler aus einem Malkurs der Volkshochschule dastehen.Als Maler stützt du dich natürlich nicht auf eine Melodie. Du hast die typische Komposition, Farbgebung und Atmosphäre des Originalgemäldes zur Verfügung. Wenn man vor deinem Bild steht, spürt man etwas Vertrautes, als ob man das Werk eines Barock- oder Renaissancekünstlers betrachten würde, aber gleichzeitig ist da noch etwas anderes.
Ja, die Bilder dieses Zyklus zitieren bekannte Werke, jedoch so, dass ich die ursprüngliche Vorlage mit meinen eigenen Figuration bereichere, insbesondere habe ich die Köpfe mit den schmalen Schmetterlingsaugen hinzugefügt. Auf den ersten Blick ähnelt das nachgemalte Bild dem Original, aber irgendetwas stimmt nicht – und das ist die typische Abwandlung der dargestellten Köpfe. Dies ist Teil meiner schöpferischen Absicht und meines Spiels mit dem Betrachter. Meine Remakes gleichen in unterschiedlichem Maße den jeweiligen Originalen. Ich bin mir meiner Grenzen bewusst und versuche nicht, die alten Meister wie Kaninchen übers Feld zu jagen oder es technisch mit ihnen aufzunehmen. Im Übrigen sind die Werke dieses Zyklus in Acryl und nicht in Öl wie die Originale ausgeführt. Ich verwende eine malerische Verkürzung, und der Gesamteindruck ist einfacher, vielleicht nähert er sich in mancher Hinsicht der Poesie der naiven Malerei.Der Maler Miloš Prekop | Foto: © Daniel Miština
Hast du von Anfang an so gemalt, oder begann die Geschichte der Remakes erst später?
Die Geschichte meiner Remakes begann 2008, nachdem ich im Louvre in Paris war und viele Werke alter Meister gesehen hatte. Natürlich kannte ich die Bilder schon vorher sehr gut. Aber im Louvre stand ich buchstäblich stumm und staunend vor einem Werk von Georges De La Tour mit dem Titel Der Falschspieler mit dem Karo-Ass. In diesem Moment verspürte ich das Bedürfnis, dieses erstaunliche Werk irgendwie neu zu malen oder neu zu interpretieren, meine eigene künstlerische Sprache zu verwenden, ihm einen einzigartigen Ausdruck zu verleihen, seine Figuren mit verlängerten Gesichtern und charakteristischen schmalen Schmetterlingsaugen darzustellen. Ich bin mit großer Ungewissheit an die Sache herangegangen und war selbst neugierig, ob das erfolgreich sein würde. Ich sagte mir, falls ja, dann könnten wenigstens diejenigen, die nicht in den Louvre gehen können, sich das Gemälde ansehen.Die Arbeit scheint dir gelungen zu sein – und das nicht nur so irgendwie. Die Geschichte geht nämlich weiter.
Ich weiß nicht, ob es gelungen ist, aber es stimmt: Die Geschichte geht weiter. In den Jahren nach dem „Initiationserlebnis“ im Louvre, also 2008 und 2009, habe ich mich voll und ganz dem Zyklus Remakes gewidmet. Da ich meist in Zyklen arbeite, die relativ umfangreich sind und dann normalerweise auch zu ihnen zurückkehre, ist Remakes hier keine Ausnahme und bildet keinen abgeschlossenen Zyklus.Später kamen die Remakes von Jacques-Louis Davids Tod von Marat und das Porträt von Madame Marie-Louise Trudaine dazu – das Original zu letzterem hängt übrigens auch im Louvre –, sowie Versionen von Selbstporträts von Dürer, El Greco, Jacques-Louis David, Picasso, Whistler sowie Leonardo da Vincis Dame mit dem Hermelin und sein Johannes der Täufer, Werke von Vermeer van Delft, El Greco, Rembrandt, Murillo, Delaroche, Moreau, Mantegna, Zrzavý...
Den Bildern nach zu urteilen, die in deiner aktuellen Ausstellung zu sehen sind, scheint dir das Werk von Jan Zrzavý besonders am Herzen zu liegen.
In letzter Zeit kamen mehrere Remakes von Jan Zrzavý hinzu, dessen Kleopatra mich schon seit meiner Kindheit fasziniert. Meine Liebe zu Zrzavý hat sich fast zu einer Art Manie entwickelt. Ich habe mehrere Remakes seiner Werke geschaffen, von denen ich einige in ihrer Bedeutung verändert und umgestaltet habe. Zum Beispiel das Philosophische Stillleben, bei dem ich eines von Zrzavýs Stillleben in einem anderen Farbschema neu gemalt und statt Obst das Buch Der Fremde von Albert Camus auf den Tisch gelegt habe. Einige Werke habe ich so gemalt, indem ich die Skizzen und Zeichnungen von Zrzavý vervollständigt habe. Aus dieser Arbeit ist eine Art Unterzyklus Tribute to Zrzavý entstanden.Die bisher letzten Werke des noch unvollendeten Zyklus sind deine Remakes von Gemälden Pablo Picassos.
Im Jahr 2019 sah ich eine bemerkenswerte Ausstellung seiner Werke im Museo Picasso in Málaga, die mir so etwas wie neuen Wind in die Segel gab. Ich habe meine eigenen Versionen seiner Gemälde Jacqueline mit Blumen, Jacqueline sitzend und auch meine Version von Picassos Kuss geschaffen, der im Original schwarz-weiß und nur mit Linien wiedergegeben ist, während meine Version in Farbe, in mediterranen Tönen gehalten ist und in der die Figuren auch eine Plastizität aufweisen.Zu deiner Remakes-Serie gehören auch Werke, die völlig originell sind, ohne eine Vorlage oder ein Originalbild, die also von der Idee bis zur Realisierung vollständig deine eigene Schöpfung sind. Warum betrachtest du sie trotzdem als Teil des Zyklus?
Der Zyklus Remakes ist sehr vielfältig. Einige Bilder sind originalgetreuer, andere sind mit größeren malerischen Verkürzungen gemalt, einige sind in ihrer Bedeutung verschoben oder ich habe sie auf meine eigene Art und Weise vollendet. Picassos sitzende Jacqueline in meiner Version ist zum Beispiel meine Frau. Es gibt auch einige Werke, die nur frei durch das Thema inspiriert sind. Und dann gibt es aber auch Werke, die alle Merkmale dieses Zyklus aufweisen, aber in Bezug auf Thema und Behandlung völlig meine eigene Arbeit sind. Zum Beispiel das Porträt von Guy Fawkes aus dem Jahr 2012, das auf Dürers Selbstporträt oder El Grecos Caballero basiert.Kommen wir also auf die erste Frage zurück. Welchen Sinn hat es, die Gemälde anderer Leute „nachzumalen“?
So wie meine Remakes von Jan Zrzavýs Werken eine Hommage an Zrzavý sind, ist der gesamte Zyklus meine Hommage an die alten Meister, an ihre Werke, die Menschen vieler Generationen durch die Jahrhunderte begleitet haben. Ich habe das Gefühl, dass sich die zeitgenössische bildende Kunst irgendwie vom normalen Betrachter entfernt, und gleichzeitig bin ich mir bewusst, dass die Zeiten vorbei sind, in denen der einfache Mann ein Gemälde von Tizian „live und in Farbe“ in einer Kirche sah und davon fasziniert war. Ich denke, dass meine Remakes die bildende Kunst einem breiteren Publikum näher bringen können, insbesondere jungen Menschen, die in der Regel nicht einmal die Originalwerke kennen. Allerdings muss man sagen, dass die weniger bekannten Originalwerke oft nur Kennern oder Insidern bekannt sind. Ich hoffe, es klingt nicht zu pathetisch, wenn ich sage, dass dieser Zyklus eine Art Mission von mir ist, oder sagen wir, ein Ausdruck meines Bemühens, einen Teil der Schuld gegenüber den alten Meistern zurückzuzahlen, die zumindest ich persönlich durchaus empfinde.Miloš Prekop (1967) ist im Bereich bildende Kunst in der Slowakei ein einzigartiger Einzelgänger. Er ist Absolvent der Pädagogischen Fakultät der Comenius-Universität, als Maler ist er Autodidakt. Sein Werk entwickelt sich ständig weiter, von der Abstraktion gelangte er zur figurativen Kunst. Er ist ein Maler, der Veränderungen mag. Er arbeitet an verschiedenen Zyklen, so dass sein Werk recht vielfältig ist. Miloš Prekop verfügt über eine eigene, leicht erkennbare künstlerische Sprache, die aber aufgrund der vielfältigen Ausdruckspositionen gleichzeitig wie das Werk mehrerer Künstler wirken kann. Seinen eigenen Worten zufolge ist er darauf bedacht, dass seine Bilder nicht langweilen.
Neben der Slowakei stellte er auch in der Tschechischen Republik, Ungarn, Polen, Slowenien, Kroatien, Albanien, Frankreich, Italien, den Niederlanden, der Ukraine und Russland aus.
Oktober 2022