Australische Landwirtschaft in Litauen  Ein Permakultur-Bauernhof in Kirdonys

Erika, Adam und Tochter Saulė bewirtschaften einen Permakultur-Bauernhof in Kirdonys (Litauen) Foto: © privat

Vor ein paar Jahren kehrte eine junge Familie aus Australien zurück und begann am Rande des Dorfes Kirdonys im Bezirk Biržai mit dem Aufbau eines Permakultur-Bauernhofs: sie gruben einen Teich aus, lockerten den Boden auf und bauten ein Gewächshaus. Sie bezeichnen ihren Hof als Permakultur-Hof. Das Team von bendra.lt besuchte den Hof der Litauerin Erika und des Australiers Adam, um mehr über den Familienbetrieb, ihre Weltanschauung und die Besonderheiten dieser Art der Landwirtschaft zu erfahren.

Permakultur ist äußerst schwer zu definieren: für die einen ist es eine landwirtschaftliche Praxis, eine Gestaltungsmethode, für die anderen eine Philosophie, eine Weltanschauung oder sogar eine Lebensweise.

„In Australien ist es für junge Menschen sehr schwierig, mit etwas anzufangen. Aber in Nordeuropa, in Litauen, lassen sich die Ideen in die Praxis umsetzen. Dies wird in Australien auch dadurch erschwert, weil es dort keine alte Kultur gibt, der sich die Menschen verbunden fühlten. Auf dem Land überwiegt die moderne Kultur. Eine Permakultur basiert aber auf einer primitiven Technologie. Deshalb ist es sehr schön, dass wir in Litauen einen solchen Hof aufbauen können“, meint Adam, der mit der Geschichte der litauischen Landwirtschaft vertraut ist.

Konventionelle Formen der Landwirtschaft, die durch die industrielle Revolution verstärkt wurden, haben den Boden ausgelaugt. Es wurde versucht, die Produktivität einer einzigen Kultur – Getreide, Gartengemüse und Obst oder Vieh – auf einer einzigen Betriebsfläche zu maximieren. Um die Bodenfruchtbarkeit wiederherzustellen, wurden Düngemittel eingesetzt. Dabei wurde jedoch vergessen, dass verrottende Pflanzen und Mulchdecken für die Regeneration des Bodens unerlässlich sind.

In einem Zwiebelbeet öffnet Adam eine Handvoll mit Mulch vermischten Kompost, um die Lebensformen zu zeigen, die zur Nährstoffbildung im Boden beitragen, und seufzt, während er an der Handvoll schnuppert: „Schaut nur! Das ist einer meiner Lieblingsgerüche. Es ist der Geruch des Erfolgs in der Permakultur!“

Um das Team von bendra.lt davon zu überzeugen, nimmt Adam die Journalisten mit zu einem nahegelegenen Acker, auf dem seit einigen Dutzend Jahren extensive westliche Landwirtschaft betrieben wird. Als er versucht, ein Stückchen harter Erde zu zerbröckeln, vergleicht der Australier es mit einem Stein: hart, trocken und geruchlos.

Für Erika ist die Permakultur-Landwirtschaft eine Lebenseinstellung. Die junge Mutter, die ursprünglich aus Biržai stammt und für eine gewisse Zeit in Australien lebte, bezeichnet die Natur als ihre Lehrerin: die Natur zeigt ihr, wie man überlebt, wie man seinen Betrieb organisiert, wie man eine Familie aufbaut. „Eine gesunde Familie ist eine glückliche Familie“, sagt Erika am Telefon bei den Vorgesprächen zu ihrer Geschichte.

Während sie ihrer Tochter beibrachte, Gemüse von Unkraut zu unterscheiden, erinnerte sich Erika daran, dass sie als Kind nicht glauben konnte, dass ihre Mutter gerne Unkraut jätete. Aber jetzt kann sie nachvollziehen, weil „man kommt und einfach bei sich selbst bleibt, seinen Gedanken zuhört, und wenn man jätet, wird man nie von negativen Gedanken geplagt.“

Naturschützer sehen in der Permakultur eine Möglichkeit, den Klimawandel zu bremsen und nachhaltige Ernährungssysteme für die wachsende Weltbevölkerung zu schaffen. Die Pflanzenvielfalt in der Permakultur trägt dazu bei, natürliche Bodenschichten zu schaffen, die Kohlenstoff „binden“. Dieser würde sonst zu einem Bestandteil des Kohlendioxids werden, das den Treibhauseffekt verursacht. Die Permakultur bringt ein Vielfaches an Ertrag im Vergleich mit konventionellen Monokulturen.

Perspectives_Logo Dieser Artikel erschien zuerst im litauischen Onlinemagazin BENDRA.lt, einer unserer Medienpartner für PERSPECTIVES – dem neuen Label für unabhängigen, konstruktiven, multiperspektivischen Journalismus. JÁDU setzt dieses von der EU co-finanzierte Projekt mit sechs weiteren Redaktionen aus Mittelosteuropa unter Federführung des Goethe-Instituts um. >>> Mehr über PERSPECTIVES

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