Asylfarm und Aktivismus  Ein Ort für Tiere in Not

Langjährige Bewohner der Farm der Hoffnung
Langjährige Bewohner der Farm der Hoffnung Foto: © Ester Dobiášová

Auf der staubigen Straße begrüßt uns ein Schild mit der Aufschrift „Farma Naděje“ (Farm der Hoffnung) und der unverkennbare Geruch von Tierhaaren, vermischt mit dem Geruch von Stroh und Lehm. Marie Šebestová, Gründerin und Leiterin der Asylfarm für Tiere, hat einen sicheren Hafen geschaffen, in dem sogenannte Nutztiere ein dauerhaftes Zuhause finden. Für uns schildert sie ihre Anfänge als begeisterte Aktivistin, die harte Arbeit, die der Betrieb eines Bauernhofs mit sich bringt, und ihre unermüdlichen Bemühungen, die Öffentlichkeit für Tiere zu sensibilisieren und ihr Mitgefühl zu wecken.

Warum bezeichnen wir manche Tiere als „Nutz“-Tiere?
Die Art und Weise, wie wir Sprache verwenden, beeinflusst, wie wir über Tiere denken und welche Rolle wir ihnen zuweisen. Im Englischen wird, zumindest unter Tierschützer*innen, allmählich der Begriff „farmed animals“ anstelle von „farm animals“ eingeführt. Im Deutschen könnte es „genutzte Tiere“ anstelle von „Nutztiere“ heißen. Häufig wird auch das Wort „sogenannte“ vorangestellt oder die Silbe „Nutz-“ in Anführungszeichen gesetzt.

Máří, was können wir uns unter einer Asylfarm für sogenannte Nutztiere vorstellen?

Die Leute kennen in der Regel Tierheime für Katzen und Hunde, also erkläre ich ihnen, dass ein Asylbauernhof etwas Ähnliches ist – wir sind ein Tierheim für sogenannte Nutztiere. Wir sind in der Regel der letzte Zufluchtsort für sie, wir bieten die Tiere nicht zur Adoption an. Es wäre eine Herausforderung, dafür zu garantieren, dass sie wirklich in gute Hände kommen.

Warum hast du dich vor zehn Jahren an der Gründung der Farm der Hoffnung beteiligt, die du jetzt seit sieben Jahren leitest?

Ein Gefühl der Notwendigkeit. Ich wollte, dass die Menschen einen Ort haben, an dem sie mit Tieren zusammen sein und sie kennen lernen können. Während die Menschen an Hunde und Katzen gewöhnt sind und wissen, dass sie eine Persönlichkeit haben, auch wenn sie früher häufig gegessen wurden, haben sie diese Erfahrung mit so genannten Nutztieren nicht. In der Tschechischen Republik gab es zwar einige solcher Orte, aber das war allgemein nicht sehr bekannt. Deshalb haben wir die Farm der Hoffnung von Anfang an so weit wie möglich bekannt gemacht und verschiedene Veranstaltungen organisiert, denn was bekannt ist, kann sich auch weiterverbreiten. Die Menschen können hier sehen, dass es zwischen einem Hund, einem Schwein und einer Kuh am Ende keinen allzu großen Unterschied gibt.

Wie hat das alles angefangen? Ich habe etwas von einem Rapsfeld und Schlamm gehört.

Das stimmt, am Anfang gab es da ein Stück Rapsfeld in Dobrovítov, einen Haufen begeisterter Aktivist:innen und eine Menge verrückter Ideen. Wir alle kannten die großen Tierasyle wie Farm Sanctuary in New York oder Santuario Gaia in Spanien – und wir wollten hier etwas Ähnliches schaffen. Es reichte uns nicht mehr, öffentlichkeitswirksame Aktionen zu organisieren oder die Wahrheit über die Tierheime aufzuzeigen. Wir waren absolute Amateur*innen, und das ist auch gut so. Heute würde ich bei diesem Rapsfeld eine Million Probleme sehen – hier wird es Schlamm von den Feldern geben, dort wird es für diese und jene Tiere nicht gut sein, da wird es Probleme geben... Wir wussten damals nichts von alledem, wir haben einen Landvermesser angerufen, sind zu den Behörden gegangen, haben Aushilfskräfte angeheuert, haben eine Jurte geschenkt bekommen und uns die Ställe vorgestellt, die Tiere und wie wir Kinder aus Waisenhäusern und ältere Menschen aus dem Altersheim einladen würden. Im Nachhinein ist es schön zu sehen, wie selbst die anfangs sehr verrückten Ideen Wirklichkeit werden.
 
Die Jurte bekam die Farm der Hoffnung vor sieben Jahren geschenkt. Sie steht dort bis heute.

Die Jurte bekam die Farm der Hoffnung vor sieben Jahren geschenkt. Sie steht dort bis heute. | Foto: © Ester Dobiášová

 

Du bist heute die einzige von den frühen Enthusiast*innen, die übrig geblieben ist. Ab und zu erzählen dir Leute, dass es für sie ein Traum wäre, eine Asylfarm zu leiten. Dann sagst du, sie sollten für einen Monat kommen und es ausprobieren. Das klingt, als würdest du erwarten, dass sie ihre Meinung ändern. Was braucht es, um eine Farm zu leiten?

Alles. Ich muss die Arbeit von etwa zwanzig Leuten managen – von der Tierärztin, der Köchin, der PR-Managerin, der Reinigungskraft, der Tierpflegerin bis hin zur Bauingenieurin und der Handwerkerin. Ich kümmere mich um die Logistik des Einkaufs von Materialien, Futter und die Umsetzung von Ideen aller Art. Ich kümmere mich so sehr um kranke Tiere, dass ich manchmal froh bin, wenn ich vier Stunden Schlaf am Stück bekomme. Ich bin ständig in Bereitschaft, ich kann nicht einen Moment abschalten. Meine Entscheidungen können über Leben und Tod von Tieren entscheiden, das ist eine große Verantwortung. Ich muss ständig zwischen verschiedenen Arten von Aufgaben wechseln. Es ist auch eine Herausforderung, mit Notfällen und den besonderen Bedürfnissen der verschiedenen Tiere umzugehen. Und dann ist da noch die tägliche Pflege der Tiere – sie morgens und abends füttern, ihnen Wasser geben, ihre Behausungen säubern... Viele Menschen bekommen da einen Burnout, auch ich.

Trotzdem hast du immer wieder neue Ideen, wie man den Hof noch besser machen kann, und die Zahl der Tiere wächst. Vor kurzem habt ihr sogar eine zwanzigköpfige Schafherde gerettet. Was treibt dich an?

Ich glaube, es ist die Tatsache, dass ich mich gut in die Tiere hineinversetzen kann. Ich fühle mich in ihre Lage versetzt und sehe die Art und Weise, wie Menschen sie behandeln, als eine Ungerechtigkeit an, die geändert werden muss. Ich glaube, wenn jeder ein hohes Maß an Empathie hätte, bräuchte man sich nicht um hundertundsiebzig Tiere zu kümmern, denn niemand würde Zustände unterstützen, in denen Tiere in Not sind. So wie sich die Gesellschaft in der Vergangenheit ändern musste, sehe ich auch dies als einen Dienst für die Allgemeinheit, der letztendlich allen hilft – nicht nur den Tieren, sondern auch den Menschen, den Kindern und der Natur. Es ist eine Herausforderung, aber ich erlebe hier Momente, die mir Energie und das Gefühl geben, dass das, was ich tue, sinnvoll ist. Trotz aller Herausforderungen würde ich meinen Lebensentwurf nicht gegen einen anderen tauschen wollen. Was ich mir wünsche, ist, weniger Verantwortung zu tragen. Also versuche ich herauszufinden, wie ich die Dinge so einfach wie möglich machen kann.

Es erfüllt mich auch, wenn Menschen hierherkommen und ich sehe, wie die Atmosphäre bei uns ihnen ein gutes Gefühl gibt und sie glücklich macht. Zum Beispiel, wenn Menschen aus dem Pflegeheim bei den Tieren sind und es ihnen die Welt bedeutet. Ich habe mich auch darauf gefreut, den Hof für die Kinder aus den Waisenhäusern zu öffnen, damit sie einen Ort haben, an den sie gehen können, wo sie sich auskennen, so wie die Enkelkinder zu ihren Großeltern gehen.

Das Leben auf der Farm ist sehr abwechslungsreich, auch wenn der Ort derselbe ist. Jeden Tag erlebe ich Dinge, mit denen ich früher nie gerechnet hätte.

Wie du schon sagtest, beherbergt die Farm mehr als einhundertsiebzig Tiere aller Art – Schafe, Ziegen, Kühe, Schweine, Lamas, Enten, Hühner, Hähne, Truthähne, Katzen, Hunde... Woher nimmst du das Know-how, um für sie zu sorgen?

Von überall her. Aus dem Internet, von beratenden Tierärzt*innen, von Leuten, die schon lange Tiere halten... Ich habe in diesen sieben Jahren eine Menge gelernt. Meine Erfahrung mit einer Tierart hat mir gezeigt, wie viel zusätzliche Arbeit wir uns leisten können, und es ist einfacher zu entscheiden, welche Tierart wir dementsprechend noch aufnehmen können. Ich weiß jetzt zum Beispiel, dass wir keine Ziegen bei den Schafen halten können, weil Ziegen überall herumklettern. Denn sie pinkeln sofort auf die Heuballen, die den Schafen sonst zwei Wochen lang ausreichen, ohne dass ich sie morgens und abends füttern muss. Die Arbeit hat sich auch dadurch sehr vereinfacht, dass wir die Tiere nach Arten getrennt haben, das ist besser für sie. Das Schwein Milánek zum Beispiel mag seine Privatsphäre und sein Häuschen, auch wenn er sich einen Auslauf mit einem anderen Riesenschwein, Ewžen, teilt.

Wie schaffst du es, den Hof wirtschaftlich zu führen?

Das ist eine Herausforderung. Man kann zum Beispiel durch „Stories“ in den sozialen Medien, Interviews oder Fernsehberichte auf sich aufmerksam machen. Auf diese Weise wissen die Leute von uns und können uns finanziell unterstützen. Neben der Pflege der Tiere, dem Bau von Unterschlüpfen und Gehegen, ist es auch teuer, Einrichtungen für Menschen zu bauen. Manchmal leihe ich mir dafür Geld, denn ich weiß, je schneller ich für Räumlichkeiten sorge, desto schneller kann ich wieder Geld durch Veranstaltungen einnehmen – das sind zum Beispiel Yoga-Retreats, Meditations-Kurse, Veranstaltungen wie „Werde ein Farmer“...

Im Idealfall bieten wir Interessenten nur die Nutzung der Räumlichkeiten, das vegane Essen und eine Besichtigung der Farm an, und sie kümmern sich dann selbst um den Rest des Programms. Meiner Meinung nach ist das sehr gefragt und überlebenswichtig für das Asyl. So weiß ich schon im Voraus, wie viel Geld ich für den Monat erwarten kann. Dazu zähle ich auch laufende Spenden. Gelegentlich gibt uns auch ein Unternehmen zusätzliches Geld oder stellt Futter für die Tiere zur Verfügung. Über das Spendenportal Donio haben wir 250.000 Kronen [etwa 10.000 Euro] für den Bau des Schafstalls gesammelt. Aber selbst dieses Fundraising kann einen erschöpfen.

So kommt zur Pflege der Tiere noch eine Menge zusätzlicher Arbeit mit Menschen hinzu.

Ja, und die ständige Arbeit mit Menschen zwingt mich dazu, meine Komfortzone weit hinter mir zu lassen. Ich würde gerne den ganzen Tag mit Tieren zu tun haben und Mist schaufeln, das ist eine schöne Art, das Gehirn abzuschalten, aber das geht nicht. Ich glaube, wenn die Tiere das wüssten, wären sie froh, dass jemand die Aufklärung für sie übernimmt. Auch dank der öffentlichen Veranstaltungen können die Menschen die Tiere anders wahrnehmen.

Aus welchen Verhältnissen kommen die Tiere normalerweise zu euch?

Meistens aus der Massentierhaltung oder aus Kleinbetrieben. Manche Tiere kommen zu uns, weil sich ihre Besitzer*innen aufgrund von Krankheit oder finanziellen Problemen nicht um sie kümmern können. Ein weiterer häufiger Grund sind Fälle von Tierquälerei, bei denen die Tiere unter extremen Bedingungen gelitten haben und ohne unsere Hilfe dem Tod geweiht wären. Manche Menschen schaffen sich auch Tiere an, ohne ihre Bedürfnisse zu kennen, was zu unkontrollierter Vermehrung führt, wie im Fall des Herrn, der ursprünglich zwei Schafe hatte und am Ende zwanzig. Wir begegnen auch Tieren, die auf der Straße ausgesetzt werden, wie zum Beispiel dem Schwein Evžen, das ausgehungert in einer Apfelplantage aufgegriffen wurde.

Du wirst oft mit dem Leiden, den Schmerzen, der Krankheit oder dem Tod von Tieren konfrontiert. Wie gehst du damit um?

Man muss sich daran gewöhnen, aber am Anfang wusste ich nicht, dass ich einen solchen Schmerz erfahren würde. Ich dachte, ich würde Tiere retten, aber mir war nicht klar, dass sie irgendwann sterben würden, dass ich sie wie ein Baby mit der Flasche aufziehe und sie nach vier Jahren sterben. Ich habe kein spezielles Rezept, um mit diesem Schmerz umzugehen, aber ich verabschiede mich innerlich von ihnen, weil ich glaube, dass ihre Seele weiterlebt. Der Tod ist für mich ganz natürlich, auch wenn das Gefühl des Verlustes Schmerzen verursacht. Am schwierigsten ist es, wenn ich versuche, Tiere zu retten, mir aber nicht sicher bin, ob ich ihnen ab einem bestimmten Punkt nicht eher schade und sie deshalb besser einschläfern lassen sollte. Das Lämmchen Bertíček kämpfte zum Beispiel siebzehn Tage lang mit Tetanus, und ich habe mich oft gefragt, ob es nicht zu sehr leidet, aber nun lebt es schon seit mehreren Jahren glücklich hier.
 
Füttern mit dem Fläschchen. Im Hintergrund steht Marie und das Zicklein wird von Tomáš gehalten, der seine eigene Asylfarm gegründet hat.

Füttern mit dem Fläschchen. Im Hintergrund steht Marie und das Zicklein wird von Tomáš gehalten, der seine eigene Asylfarm gegründet hat. | Foto: © Ester Dobiášová

 

Die tägliche Pflege von Tieren, noch dazu von so vielen, verankert einen Menschen an einem Ort. Du bist einen großen Teil deines Lebens gereist und wenn ich mich nicht irre, ist das Reisen immer noch eine große Leidenschaft von dir? Wie schaffst du es, das mit der Leitung der Farm unter einen Hut zu bringen?

Ich habe da ein gewisses Gleichgewicht gefunden. Im Moment fehlt mir das Geld, aber ich habe das Glück, einen Freund zu haben, der mich von Zeit zu Zeit in den Urlaub mitnimmt. Letztes Mal waren wir zum Beispiel in Afrika. Wenn ich für ein oder zwei Wochen wegfahre, wird der Hof von vier oder fünf zuverlässigen Leuten geführt, die sich um alles kümmern. Sie sind immer erleichtert, wenn ich zurückkomme, und freuen sich, mir den Hof wieder zu übergeben. Mein Herz hängt immer noch an der Farm, aber ich bin froh, wenn ich eine Weile abschalten und entspannen kann.

Außerdem habe ich nach all den Jahren auf dem Hof nach Möglichkeiten gesucht, meine Arbeit besser zu organisieren, damit ich mehr Freiheiten habe. Ich würde gerne Leute aus meiner Umgebung beschäftigen, denen ich sagen kann, was gebraucht wird, und die dann die Verantwortung übernehmen. Freunde oder Freiwillige, die den Ort nach all den Jahren gut kennen, werden den Rest übernehmen. Früher hatten wir auch ausländische Freiwillige über die Organisation Workaway. In letzter Zeit war es für mich sehr herausfordernd, ständig neue Leute hier zu haben, bei denen man nicht weiß, ob sie zu einem passen, man muss sie kennenlernen und in sein heimisches „Wohnzimmer“ einladen und sie in sein Leben einbeziehen. Man muss sich mit allen anfreunden, das ist der schwierigste Teil. Nach einer Weile kann man so introvertiert werden, dass man nichts mehr mit Leuten zu tun haben will.
 
Die Freiwillige Andy kommt schon seit einigen Jahren an den Wochenenden und im Sommer für ein oder zwei Monate auf die Farm der Hoffnung, um zu helfen. Sie kennt die Farm und die Tiere wie ihre Westentasche.

Die Freiwillige Andy kommt schon seit einigen Jahren an den Wochenenden und im Sommer für ein oder zwei Monate auf die Farm der Hoffnung, um zu helfen. Sie kennt die Farm und die Tiere wie ihre Westentasche. | Foto: © Ester Dobiášová

 

Hast du dich in den fast zehn Jahren auf dem Bauernhof persönlich weiterentwickelt? Und in welcher Hinsicht?

Wir haben immer gewitzelt: „Farm ist Karma“. Es gibt nichts, wovor man weglaufen oder was man verheimlichen kann. Ich bin es zum Beispiel gewohnt, immer zu sagen, was mir gerade durch den Kopf geht, aber im Laufe der Jahre habe ich gelernt, auf andere Weise mit den Menschen zu kommunizieren. Ich lasse jetzt auch anderen mehr Raum, sich zu verschiedenen Ideen zu äußern und die Sache von mehreren Seiten zu betrachten, während ich früher einfach entschieden habe: So wird es gemacht und fertig. Ich bin auch viel ruhiger geworden und flippe nicht mehr wegen jeder Kleinigkeit sofort aus.

Vor der Gründung der Farm warst du Aktivistin für Tierrechte und Tierschutz und bist es auch heute noch. Die direkte Tierrettung ist eine Möglichkeit, Tieren zu helfen. Aber sie erfordert viel Geld, Energie und Zeit, sowohl für den Aufbau des Hofes selbst als auch für die Pflege der Tiere. Jeder, der ein Tier hat, weiß, wie teuer die tierärztliche Versorgung und die Verpflegung werden können. Außerdem beherbergt der Hof fast 200 Tiere, von den kleineren bis hin zu Kolossen wie Grace, der rostbraune Kuh. Wie wirksam ist diese Form der Hilfe deiner Meinung nach?

Diese Form der Hilfe hat eine große Wirkung. Dank der sozialen Medien wie Instagram und Facebook können wir sehen, wie die Menschen auf die Tiergeschichten reagieren, die sie erreichen. Viele Besucher der Farm oder Freiwillige haben ihren Lebensstil geändert – sie sind Veganer geworden, haben ein veganes Unternehmen gegründet, Tomáš, der von Anfang an hier war, hat nicht weit von hier sein eigenes Tierasyl gegründet...

Aber es gibt auch einen systemischen Wandel, bei dem die Änderung eines Gesetzes Millionen von Tieren in einem Land oder sogar in der gesamten Europäischen Union betrifft.

Ich denke, das kann sich ergänzen. Wir sorgen dafür, dass die Menschen mehr mit Tieren in Kontakt kommen, durch persönliche Begegnungen und durch die Geschichten, die wir erzählen. Und dann engagieren sie sich vielleicht noch mehr, unterschreiben Petitionen, schreiben E-Mails an Politiker, teilen Fotos und sprechen über das, was sie gesehen haben. Ich erinnere mich an einen kleinen Jungen, der, als er Milánek sah, sagte, er könne jetzt kein Schweinefleisch mehr essen, er könne doch nicht Miláneks Bein essen.

Haben Tiere aus Großbetrieben deiner Meinung nach überhaupt eine Chance, dass sich ihre Situation in Zukunft verbessern wird?

Ich denke, es hängt alles davon ab, dass die Menschen bewusster handeln. Auch deswegen gibt es die Farm der Hoffnung, um den Menschen die Augen zu öffnen und ihr Einfühlungsvermögen zu erhöhen. Es gibt keine andere Chance für die Tiere. Natürlich wäre es großartig, wenn die Gesetze geändert und die Massenzucht verboten würde, aber ich fürchte, die Menschen würden es dann eben im Geheimen machen. Sobald die Menschen mehr Mitgefühl entwickeln, wird das auch den Tieren helfen.
Marie Šebestová ist Mitbegründerin des Tierasyls für sogenannte Nutztiere mit dem Namen Farm der Hoffnung (Farma Naděje) im Dorf Dobrovítov. Seit sieben Jahren leitet sie die Farm und lebt dort. Neben dem Aufbau der Farm hat sie lange in der Bewegung 269life Tschechien und Srdcem všem (etwa „Mit dem Herz für alle“) mitgearbeitet und Videos für Tierheime und Vereine in der Tschechischen Republik und im Ausland übersetzt.

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