Kulinarische Fehler
Vom Missgeschick zur weltbekannten Spezialität
Eiswaffel, Cornflakes und Kartoffelchips: Alle diese bekannten Klassiker der Kulinarik sind weniger das Ergebnis hingebungsvoller Tüftelei eines Profis am Herd, sondern entstanden durch einen glücklichen Zufall in der Küche.
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Der Legende nach wurde der Champagner von Dom Perignon, einem Benediktiner-Mönch und Kellermeister der Abtei zu Hautvillers in Epernay, Champagne, in Frankreich im Jahr 1693 erfunden. Nach mehreren Fehlversuchen, die störenden Blasen aus dem Wein zu entfernen, testete Perignon den vermasselten Wein kurzerhand einfach selbst und rief dann aufgeregt aus: „Kommt schnell, ich trinke die Sterne!“ -
Ursprünglich als Mittel gegen einen aufgebrachten Magen oder exzessives Onanieren (yep, das hast du richtig gelesen) eingesetzt, erfanden die Brüder John Harvey und Will Keith Kellogg – beide Siebenten-Tags-Adventisten und Mitarbeiter des Battle-Creek-Sanatoriums in Michigan – Cornflakes per Zufall. Eines Tages im Jahr 1894 ließen sie eine Schüssel mit gekochtem Weizen stehen und widmeten sich wichtigen Angelegenheiten im Sanatorium. Als sie zurückkamen, war der Weizen abgestanden. Da sie mit einem sehr eingeschränkten Budget arbeiten mussten, wollten sie den Weizen nicht verkommen lassen und beschlossen ihn durch eine Walze zu pressen. Anders als erwartet, kam dabei nicht ein einheitlicher Weizenteig heraus, sondern Weizenflocken, die sie anschließend rösteten und den Patienten servierten – mit großem Erfolg. -
Ruth Wakefield bekam nur einen Dollar für ihr berühmtes Chocolate-Chip-Cookie-Rezept von Nestlé. Jetzt aber zurück zum Anfang: Wakefield erfand besagten Keks, als sie das populäre Restaurant „Toll House“ mit ihrem Mann Keith in Whitman, Massachusetts in den späten 1930er-Jahren führte. Als sie einmal für die Kekse, die sie immer zum Eis servierte, keine Nüsse mehr hatte, zerbröckelte sie stattdessen einen Zartbitter-Riegel Nestlé-Schokolade. Voilà, der Chocolate-Chip-Cookie war erfunden! Und das auch noch zum perfekten Zeitpunkt, da sich die Chocolate-Chip-Cookies als perfektes Gegenmittel zur Großen Depression herausstellten! -
1904 während der Weltausstellung in St. Louis war Arnold Fornachou an seinem Eis-Stand sehr beschäftigt. Das Schicksal wollte es, dass er auf einmal keine Papp-Becher mehr zur Verfügung hatte, jedoch direkt neben ihm der Waffelhändler Ernest Hamwi war. Von ihm kaufte er schließlich die Waffeln. Er rollte sie zusammen, gab das Eis oben drauf und so hat er aus der Not heraus die Eiswaffel erfunden. Natürlich ist dies nur eine der Geschichten, die sich um die Erfindung einer der weltweit beliebtesten Süßigkeiten rankt. -
Ein Ring, ein Panamahut, und ein Stock – oder: Wie Henri Carpentier, ein 14-jähriger Kellner des Cafés Monte Carlo in Paris, Crêpes Suzette erfand. Als Henri 1895 einen Nachtisch für den Prinzen von Wales auf einer Wärmeplatte zubereiten sollte, fing der Orangenlikör versehentlich Feuer. Da er keine Zeit mehr hatte, ein neues Dessert zuzubereiten – man bedenke, einen zukünftigen König lässt man nicht warten! –, probierte er das Malheur kurzerhand, hielt es für absolut perfekt und entschloss sich, es zu servieren. Nach dem Essen rief man ihn an den Tisch und fragte, wie denn der Nachtisch heißen würde. Er antwortete: „Crêpes Princess“, da allerdings auch eine Dame anwesend war, ließ seine Majestät diesen nach ihr in „Crêpes Suzette“ umbenennen. -
Als der 11-jährige Frank Epperson 1905 einmal, nachdem er den ganzen Tag mit seinen Freunden gespielt hatte, nach Hause kam, vergaß er seine Limo mit einem Rührstäbchen darin auf der Veranda. In der Nacht war es besonders kalt und am nächsten Morgen war die Limo gefroren. Das war der Augenblick, in dem er das „Epsicle“ zur neuesten Süßigkeit der Stunde erklärte. Freund*innen und Familie waren ebenfalls begeistert und als er schließlich selbst Kinder hatte, nannten diese den Eis-Ersatz „Pop’s sicle“. Für sein Patent, das er 1923 einreichte, verkürzte er den Namen schließlich zu Popsicle. -
Für die Erfindung der Kartoffelchips brauchte es bloß einen verärgerten Chefkoch und einen unzufriedenen Gast, heißt es. 1853 servierte der New Yorker Küchenchef George Crum seinem Gast Cornelius Vanderbilt ein Essen, das dieser wieder in die Küche zurückschickte: Die Pommes waren ihm zu dick geschnitten. Crum, in seiner Ehre gekränkt, wollte Vanderbilt eins auswischen und ließ hauchdünn geschnittene Kartoffeln frittieren und als Chips zurück an den Tisch schicken. Vanderbilt war jedoch hocherfreut und so kamen die Kartoffelchips in die Welt. -
Heute ist es eklig (und schlimmstenfalls gefährlich), sich die Hände nicht zu waschen. Die Tatsache, dass er sich die Hände nicht wusch, machte 1879 jedoch den Chemiker Constantin Fahlberg reich. Während er an der Johns-Hopkins-Universität an einer Alternative zu Kohleteer forschte, stelle er eines Tages beim Mittagessen fest, dass sein Brot untypisch süß schmeckte. Ihm wurde klar, dass er vergessen hatte, sich vor dem Essen die Hände zu waschen. Und er stellte fest, dass Benzoesäuresulfimid – die Chemikalie, mit der er an diesem Tag gearbeitet hatte – einen süßen Beigeschmack hatte. 1884 reichte er ein Patent für Süßstoff ein, er nannte das Produkt Saccharin. Zwei Jahre später begann er in Magdeburg mit der Massenproduktion. -
Es war einmal vor 2.000 Jahren – während der Han-Dynastie – ein Koch in China, der versehentlich seinen gekochten Sojabohnenbrei mit verunreinigtem Salz vermengte, damit die Mixtur zum Gerinnen brachte und dadurch schließlich eine Tofu-ähnliche Substanz erzeugte. So besagt es jedenfalls die Legende. Populär wurde Tofu jedoch erst während der Song-Dynastie (960–1279) in China. -
Solange es Menschen gibt, wurde wahrscheinlich schon Brot gebacken (zumindest seit wir das Feuer erfunden haben). Der erste Nachweis von Sauerteigbrot stammt jedoch aus dem alten Ägypten um etwa 1.500 v. Chr. Wahrscheinlich wurde es dort per Zufall entdeckt. Wenn man Teig für eine gewisse Zeit draußen stehen lässt, setzen sich wilde Hefebakterien aus der Luft auf den Teig und bringen ihn dazu aufzugehen. Da die alten Ägypter*innen in den gleichen Räumlichkeiten Bier gebraut und Brot gebacken haben, hat die mit Hefe angereicherte Luft der Brauereien sicherlich ihren Teil zur Entwicklung des Sauerteiges beigetragen.