Mit der Installation seiner ersten Pilotanlage hat Marokko einen wichtigen Meilenstein im Rennen um die Produktion von grünem Wasserstoff erreicht.
Geplant und gebaut wurde die Anlage im Rahmen des Pilotprojekts "Power-to-X", das vom Zentrum für grüne Energie in Ben Jarir in Zusammenarbeit mit der Polytechnischen Universität Mohammed VI und unter der Leitung der Forscherin Nahla Nabil vom Forschungsinstitut für Solarenergie und neue Energien durchgeführt wird. Nahla betont den Modellcharakter und die große Bedeutung der Anlage für die Reduzierung der Treibhausgasemissionen und die Energiewende in Marokko weg von fossilen Brennstoffen.Ziel sei es, „Tests, Kapazitätsaufbau, Ausbildung und Innovation entlang der gesamten grünen Wasserstoff-Wertschöpfungskette durchzuführen, von der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien bis zur Wasserstoffproduktion, einschließlich der chemischen Umwandlung für verschiedene Anwendungen“, so Nahla.
The Moroccan media has been abuzz since the institute announced the project’s completion last month, good news for a country that has long relied on foreign imports of fossil fuels for its energy needs.
Die Ankündigung des Instituts im vergangenen Monat fand in den marokkanischen Medien große Beachtung, was nicht verwunderlich ist in einem Land, das bisher vom Import fossiler Brennstoffe abhängig war und nun die Aussicht hat, sich in nicht allzu ferner Zukunft von dieser Abhängigkeit zu befreien oder sie zumindest zu verringern. Im Zentrum dieser zukünftigen Kraftstoffproduktion steht die Nutzung sauberer erneuerbarer Energien. Hier hat Marokko mit seinem enormen Potenzial an Sonne, Wind und Wasser einen großen Standortvorteil. Grüner Wasserstoff wird durch Elektrolyse gewonnen und gilt als sauberer und nachhaltiger Energieträger, da er weder bei der Herstellung noch bei der späteren Verbrennung schädliche Emissionen verursacht.
Grüner Wasserstoff ist nicht nur transportfähig, sondern auch gut speicherbar, so dass er zu einem späteren Zeitpunkt unabhängig von der Erzeugung für andere Zwecke genutzt werden kann. Hinzu kommen die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten zur Stromerzeugung oder als Gas in Haushalten, Unternehmen oder im Verkehrssektor, wobei er in bestimmten Anteilen auch mit Erdgas gemischt werden kann.
Nahila erklärte gegenüber scidev.net: "Die Anlage wird auch Systeme zur Herstellung von grünem Ammoniak und Methanol für die Produktion grüner Kraftstoffe umfassen, und es ist geplant, verschiedene Anwendungen für grüne Kraftstoffe zu testen. Kurzfristig wird dieses Pilotprojekt eine Schlüsselrolle bei der Ausbildung von Forschern, Doktoranden, Masterstudenten und technischen Fachkräften spielen, die mit dem Betrieb der ersten Anlagen für grünen Wasserstoff und seine Anwendungen in Marokko betraut werden, sowie bei der mittel- und langfristigen Ausbildung weiterer Forscher", fügte sie hinzu.
Die Projektpartner beabsichtigen, diese Schulungen auf die gesamte Region auszudehnen und das Institut hat in Zusammenarbeit mit mehreren lokalen und regionalen Partnern den ersten Durchgang der „Akademie für saubere Technologie in der MENA-Region“ organisiert. Dieser Kurs richtete sich an ausgewählte Nachwuchswissenschaftler, um sie darin zu schulen, die Chancen und Herausforderungen sauberer Wasserstofftechnologien gegeneinander abzuwägen und sie zu Multiplikatoren für die Energiewende in ihren Ländern zu machen.
“It’s a promising project in terms of its scientific and research value, given Morocco’s new direction towards energy transition, especially as the kingdom was one of the first Arab countries to launch a national road map for green hydrogen until 2050.”
Khaled Al-Salmi, an expert in sustainable energy management at Morocco’s Regional Center for Renewable Energy and Energy Efficiency (RCREEE)
Khaled Al-Salmi, Experte für nachhaltiges Energiemanagement am Regionalzentrum für erneuerbare Energien und Energieeffizienz, lobt das Projekt: "Aus wissenschaftlicher Sicht ist dies ein sehr vielversprechendes Projekt, das in den Kontext der marokkanischen Energiewende passt, zumal das Königreich eines der ersten arabischen Länder ist, das einen nationalen Fahrplan für grünen Wasserstoff bis 2050 aufgestellt hat. Er fügte hinzu: Das Projekt wurde unter Berücksichtigung der technischen Effizienz und der wirtschaftlichen Machbarkeit im Vergleich zu den sehr wenigen Pilotprojekten in der Region konzipiert", sagte er und verwies auf das Projekt der Dubai Electricity and Water Authority (DEWA). „Das Projekt wird ein integriertes System errichten, das die Durchführung einer Reihe wirtschaftsorientierter technischer und wissenschaftlicher Forschungen erleichtert und Marokkos Position als wichtiger Akteur im internationalen Wettbewerb um den grünen Wasserstoff stärkt“, so Al-Salmi.
Marokko betreibt sechs weitere Großprojekte zur Produktion von grünem Wasserstoff und Wasserstoffderivaten. Bereits 2018 wurden die Chancen und Potenziale von grünem Wasserstoff für Marokko untersucht. Daraufhin wurde ein nationales Komitee gegründet, um eine Roadmap für die Produktion von Wasserstoff und Wasserstoffderivaten aus erneuerbaren Energien zu entwickeln. Im März 2021 wurde der Cluster "Grüner Wasserstoff" gegründet, eine marokkanische Gruppe, die sich mit angewandter Forschung, Innovation und Industrie in diesem Bereich befasst.
"There is a need to strengthen regional cooperation in scientific research, [...]."
Khaled Al-Salmi, an expert in sustainable energy management at Morocco’s Regional Center for Renewable Energy and Energy Efficiency (RCREEE)
Laut einem Anfang des Jahres veröffentlichten Bericht der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien steht Marokko derzeit weltweit an vierter Stelle der Kandidaten für die Erzeugung von grünem Wasserstoff und ist nach Saudi-Arabien das zweitwichtigste Land der Region, gefolgt von den Vereinigten Arabischen Emiraten, Algerien, Ägypten, Oman und Katar.
Al-Salmi berichtet über die Herausforderungen bei der Entwicklung der grünen Wasserstoffanlage: „Es geht um alle Faktoren, die die Kosten für die Herstellung eines Kilogramms Wasserstoff erhöhen. Hier sind weitere wissenschaftliche und technische Untersuchungen notwendig, um praktikable Lösungen zu finden, die auch ökonomisch Sinn machen“. Al-Salmi sagte, dass Pilotprojekte wie das marokkanische wichtig seien, um ein geeignetes Umfeld für Forschung und Entwicklung zu schaffen, das dazu beiträgt, die wirtschaftlichen und ökologischen Herausforderungen zu bewältigen. Er betonte, dass „die regionale wissenschaftliche Zusammenarbeit gestärkt werden muss, das ist ein wesentlicher Bestandteil des nationalen Fahrplans für grünen Wasserstoff“.
*Dieser Artikel wurde im Rahmen der Teilnahme des Autors am Wissenschaftsjournalismus-Workshop und im Rahmen des vom Auswärtigen Amt geförderten Projekts „Journalismus und Wissenschaft im Nahen Osten und Nordafrika“ des Goethe-Instituts veröffentlicht. Es wurde erstmals auf scidev.net publiziert.
April 2023