Kunst
The Boondocks: Wir werden immer mutiger!
Laut mehrerer estnischer Kritiker*innen war das Album „Soup Can Pop Band“ von The Boondocks eine der besten LPs des Jahres 2021. Die Band aus Pärnu hat Samovar die Ursprungsgeschichte des Albums erzählt und wie es zum Debütkonzert in Deutschland kam.
Mit dem Album „Soup Can Pop Band“ (2021) habt ihr einen kleinen Richtungswechsel hingelegt. Wie kam die Platte an?
Karl: Sehr gut, wie es scheint. Eigentlich hatte ich bei Konzerten immer ein sicheres Gefühl mit neuer Musik, aber dieses mal kann ich das auch über die guten Kritiken sagen. Es ist ein bisschen seltsam, dass noch niemand eine schlechte Bewertung geschrieben hat. Wie auch immer, ich lese immer noch viel und schaue, was die Leute über unsere Musik denken. Und dieses Mal können wir (mal wieder) sagen, dass es das beste Album ist, das wir je gemacht haben.
Villem: Ich glaube auch, dass es sehr gut ankam. Als hätte sich unser Klangfeld erweitert, denn das Feedback und das Positive kommt von Leuten, die uns vorher nicht in ihre Kommentare miteinbezogen hatten. Andererseits würde ich gerne mehr kritische Reviews lesen, weil sie in der Regel diejenigen sind, an die man sich erinnert und an denen man sich in der Retrospektive festhalten kann.
Romet: Insgesamt sehr gut. Ich habe auch Kommentare von Leuten gehört, die unsere vorherigen Kreationen bevorzugen. Glücklicherweise verschwindet unsere ältere Musik nicht und man kann sie immer noch genießen.
Hendrik: Meine Mutter mag eher das vorherige Album, sagte aber, dass wir immer noch sehr gut sind!
Was hat euch dazu bewogen, ein Post-Punk-Album zu schreiben?
Karl: Natürlich entspringt unsere Band genau aus dieser Welt, aber für dieses spezielle Album entstand die Idee irgendwie, als mehrere Dinge zusammenkamen. Einerseits ist mein Vater ein ehemaliger Punk, andererseits hat mich meine Lebenspartnerin ein wenig in diese Richtung getrieben, und wiederum andererseits hatten wir alle das Gefühl, etwas anderes zu machen als beim Vorgängeralbum.
Villem: Ehrlich gesagt war ich des sanfteren Klangs des Indie-Rock ein bisschen müde. Und ich persönlich hatte das Gefühl, dass es ein limitierender Faktor war, auf demselben Track weiterzumachen.
Romet: Ich erinnere mich noch, wie wir Anfang Januar zusammenkamen und uns die Demos anhörten, die Karl für das neue Album gemacht hatte. Es war, als ob wir schon einmal auf diesem Planeten gewesen wären und ein Update nötig hätten. Dieses Album wanderte dieses Mal in die Schublade und wir begannen ein neues Kapitel. Einerseits ist es spannend, das Publikum mit anderen Musikrichtungen zu überraschen, andererseits gibt das Entdecken einer neuen Welt auch mehr Energie.
Tourneen und Konzerte werden derzeit verschoben. Wie viele Konzerte habt ihr mit dem Album bereits gemacht und wie zufrieden wart ihr mit der Tour?
Karl: Wir hatten bei dieser Tour nicht weniger als 7 Auftritte, was eigentlich ein ziemlich gutes Ergebnis für das kleine Estland und eine globale Pandemie ist. Die Konzerte waren alle cool, mein persönlicher Favorit war ein unerwartet aufregendes Erlebnis in der Bar Genialistide Klubi (dt. Club der Genialen), wahrscheinlich eines der besten Konzerte meines Lebens.
Romet: Trotz Pandemie konnten wir um die 16 Konzerte machen und nur 2 Konzerte mussten abgesagt werden. Mein persönlicher Favorit ist natürlich das Konzert des Kinos Pärnu Mai, weil wir noch nie zuvor eine solche Vorstellung gemacht haben. Und dass es möglich ist, im kleinen Pärnu eine Veranstaltung zu organisieren, bei der 700 Menschen irgendwohin kommen, ist immer noch ein sehr starkes Gefühl. Wir danken auch Andres Tölb, der uns dabei geholfen hat, dass alles möglich zu machen.
Eure Musik ist auf Englisch. Plant ihr bereits eine Auslandstournee? Wie oft seid ihr schon im Ausland aufgetreten?
Karl: Einen Plan gab es schon immer. In den nächsten ein, zwei Jahren wird sich herausstellen, wie die Möglichkeiten sind und wie es uns selbst geht -… Bisher sind wir immer einmal im Jahr irgendwo gewesen.
Romet: Die Pläne sind, ja, immer ehrgeizig, aber jetzt ist es für alle wahrscheinlich schwierig, sie umzusetzen. 2022 möchte ich noch durchs Baltikum. Richtung Osten ist schon immer irgendwie faszinierend gewesen.
Hendrik: Der Erfolg von 2021 war das Debütkonzert der Band in Deutschland.
Wie ist es dazu gekommen, dass ihr in Deutschland auftretet? Wie hat euch das deutsche Publikum aufgenommen?
Romet: Im Übrigen war es für uns alle eine große Überraschung, dass Deutschland Interesse an uns haben könnte. Eines Tages erhielten wir einfach eine E-Mail mit einer Einladung und wir mussten nicht lange überlegen. Wir haben die Leute auch gefragt, wie sie uns entdeckt hätten und es stellte sich heraus, dass Pia Fraus uns empfohlen hatte. Das Konzert lief sehr gut, vor allem wenn man bedenkt, was für ein Abenteuer wir am Tag zuvor erlebt hatten. Wir hatten gerade ein Konzert in Tartu gegeben und sind von dort direkt zum Flughafen gefahren. Völlig verschlafen und müde kamen wir in Berlin an und stellten fest, dass all unsere Instrumente weg waren. Auch am Flughafen konnte uns niemand helfen, und ein wenig Verzweiflung kam auf, wie wir heute Abend ein Konzert geben sollen, wenn es keine Instrumente gibt und noch etwa 600 km bis zum Festival zu fahren sind. Wir haben uns einfach entschieden, dorthin zu gehen und haben glücklicherweise die Kontakte der lokalen Bands von den Organisatoren bekommen und sind auf dem Festival herumgelaufen und haben uns die Ausrüstung ausgeliehen. Auf jeden Fall eine sehr unvergessliche Reise.
Was kommt als nächstes? Kann man eine weitere Kehrtwendung erwarten?
Karl: Was auch immer unser nächster kreativer Schritt sein mag, wir werden versuchen, ihn noch mutiger zu gehen, als wir es bisher getan haben.
Romet: Wir haben noch das Ein oder Andere zu veröffentlichen, vielleicht sehen wir bald etwas Neues. Ich will noch nicht zu viel verraten, aber wir haben uns schon Gedanken über die nächste Etappe gemacht und es wird definitiv ein Werk, das das Publikum wieder überraschen wird.
Villem: Wir versuchen auch, die Dynamik innerhalb der Band zu verändern, was nur zu positiven Überraschungen und Fortschritten führen kann.
The Boondocks
Wer sind sie?
Villem Sarapuu – Gitarre/Gesang
Romet Mägar – Gitarre
Hendrik Tamberg – Bassgitarre/Backgroundgesang
Frederik Küüts – Tasteninstrument, Percussion
Karl Kevad – Schlagzeug/Backgroundgesang
Karl: Sehr gut, wie es scheint. Eigentlich hatte ich bei Konzerten immer ein sicheres Gefühl mit neuer Musik, aber dieses mal kann ich das auch über die guten Kritiken sagen. Es ist ein bisschen seltsam, dass noch niemand eine schlechte Bewertung geschrieben hat. Wie auch immer, ich lese immer noch viel und schaue, was die Leute über unsere Musik denken. Und dieses Mal können wir (mal wieder) sagen, dass es das beste Album ist, das wir je gemacht haben.
Villem: Ich glaube auch, dass es sehr gut ankam. Als hätte sich unser Klangfeld erweitert, denn das Feedback und das Positive kommt von Leuten, die uns vorher nicht in ihre Kommentare miteinbezogen hatten. Andererseits würde ich gerne mehr kritische Reviews lesen, weil sie in der Regel diejenigen sind, an die man sich erinnert und an denen man sich in der Retrospektive festhalten kann.
Romet: Insgesamt sehr gut. Ich habe auch Kommentare von Leuten gehört, die unsere vorherigen Kreationen bevorzugen. Glücklicherweise verschwindet unsere ältere Musik nicht und man kann sie immer noch genießen.
Hendrik: Meine Mutter mag eher das vorherige Album, sagte aber, dass wir immer noch sehr gut sind!
Was hat euch dazu bewogen, ein Post-Punk-Album zu schreiben?
Karl: Natürlich entspringt unsere Band genau aus dieser Welt, aber für dieses spezielle Album entstand die Idee irgendwie, als mehrere Dinge zusammenkamen. Einerseits ist mein Vater ein ehemaliger Punk, andererseits hat mich meine Lebenspartnerin ein wenig in diese Richtung getrieben, und wiederum andererseits hatten wir alle das Gefühl, etwas anderes zu machen als beim Vorgängeralbum.
Villem: Ehrlich gesagt war ich des sanfteren Klangs des Indie-Rock ein bisschen müde. Und ich persönlich hatte das Gefühl, dass es ein limitierender Faktor war, auf demselben Track weiterzumachen.
Romet: Ich erinnere mich noch, wie wir Anfang Januar zusammenkamen und uns die Demos anhörten, die Karl für das neue Album gemacht hatte. Es war, als ob wir schon einmal auf diesem Planeten gewesen wären und ein Update nötig hätten. Dieses Album wanderte dieses Mal in die Schublade und wir begannen ein neues Kapitel. Einerseits ist es spannend, das Publikum mit anderen Musikrichtungen zu überraschen, andererseits gibt das Entdecken einer neuen Welt auch mehr Energie.
Tourneen und Konzerte werden derzeit verschoben. Wie viele Konzerte habt ihr mit dem Album bereits gemacht und wie zufrieden wart ihr mit der Tour?
Karl: Wir hatten bei dieser Tour nicht weniger als 7 Auftritte, was eigentlich ein ziemlich gutes Ergebnis für das kleine Estland und eine globale Pandemie ist. Die Konzerte waren alle cool, mein persönlicher Favorit war ein unerwartet aufregendes Erlebnis in der Bar Genialistide Klubi (dt. Club der Genialen), wahrscheinlich eines der besten Konzerte meines Lebens.
Romet: Trotz Pandemie konnten wir um die 16 Konzerte machen und nur 2 Konzerte mussten abgesagt werden. Mein persönlicher Favorit ist natürlich das Konzert des Kinos Pärnu Mai, weil wir noch nie zuvor eine solche Vorstellung gemacht haben. Und dass es möglich ist, im kleinen Pärnu eine Veranstaltung zu organisieren, bei der 700 Menschen irgendwohin kommen, ist immer noch ein sehr starkes Gefühl. Wir danken auch Andres Tölb, der uns dabei geholfen hat, dass alles möglich zu machen.
Eure Musik ist auf Englisch. Plant ihr bereits eine Auslandstournee? Wie oft seid ihr schon im Ausland aufgetreten?
Karl: Einen Plan gab es schon immer. In den nächsten ein, zwei Jahren wird sich herausstellen, wie die Möglichkeiten sind und wie es uns selbst geht -… Bisher sind wir immer einmal im Jahr irgendwo gewesen.
Romet: Die Pläne sind, ja, immer ehrgeizig, aber jetzt ist es für alle wahrscheinlich schwierig, sie umzusetzen. 2022 möchte ich noch durchs Baltikum. Richtung Osten ist schon immer irgendwie faszinierend gewesen.
Hendrik: Der Erfolg von 2021 war das Debütkonzert der Band in Deutschland.
Wie ist es dazu gekommen, dass ihr in Deutschland auftretet? Wie hat euch das deutsche Publikum aufgenommen?
Romet: Im Übrigen war es für uns alle eine große Überraschung, dass Deutschland Interesse an uns haben könnte. Eines Tages erhielten wir einfach eine E-Mail mit einer Einladung und wir mussten nicht lange überlegen. Wir haben die Leute auch gefragt, wie sie uns entdeckt hätten und es stellte sich heraus, dass Pia Fraus uns empfohlen hatte. Das Konzert lief sehr gut, vor allem wenn man bedenkt, was für ein Abenteuer wir am Tag zuvor erlebt hatten. Wir hatten gerade ein Konzert in Tartu gegeben und sind von dort direkt zum Flughafen gefahren. Völlig verschlafen und müde kamen wir in Berlin an und stellten fest, dass all unsere Instrumente weg waren. Auch am Flughafen konnte uns niemand helfen, und ein wenig Verzweiflung kam auf, wie wir heute Abend ein Konzert geben sollen, wenn es keine Instrumente gibt und noch etwa 600 km bis zum Festival zu fahren sind. Wir haben uns einfach entschieden, dorthin zu gehen und haben glücklicherweise die Kontakte der lokalen Bands von den Organisatoren bekommen und sind auf dem Festival herumgelaufen und haben uns die Ausrüstung ausgeliehen. Auf jeden Fall eine sehr unvergessliche Reise.
Was kommt als nächstes? Kann man eine weitere Kehrtwendung erwarten?
Karl: Was auch immer unser nächster kreativer Schritt sein mag, wir werden versuchen, ihn noch mutiger zu gehen, als wir es bisher getan haben.
Romet: Wir haben noch das Ein oder Andere zu veröffentlichen, vielleicht sehen wir bald etwas Neues. Ich will noch nicht zu viel verraten, aber wir haben uns schon Gedanken über die nächste Etappe gemacht und es wird definitiv ein Werk, das das Publikum wieder überraschen wird.
Villem: Wir versuchen auch, die Dynamik innerhalb der Band zu verändern, was nur zu positiven Überraschungen und Fortschritten führen kann.
The Boondocks
Wer sind sie?
Villem Sarapuu – Gitarre/Gesang
Romet Mägar – Gitarre
Hendrik Tamberg – Bassgitarre/Backgroundgesang
Frederik Küüts – Tasteninstrument, Percussion
Karl Kevad – Schlagzeug/Backgroundgesang