Kunst
Tauch ein in die klassische Musik – du selbst entscheidest, wie tief
Mit dem Begriff „klassische Musik“ sind oft viele Vorurteile verbunden. Zum Beispiel, dass es hauptsächlich von älteren Leuten oder einer Art snobistischer Elite gehört wird. Oder dass sowieso alle klassischen Werke gleichklingen und sie langweilig und einschläfernd sind. Alle diese Aussagen sind jedoch weit von der Wahrheit entfernt.
Bei der genauen Bestimmung, was überhaupt als klassische Musik bezeichnet werden kann, scheiden sich die musikalischen Geister. Aus diesem Grund, werde ich es auch nicht versuchen, in irgendeiner Art zu definieren – jeder kann das selbst für sich entscheiden, was er oder sie unter „klassischer Musik“ versteht.
Ich bin mit Musik aufgewachsen und habe mit meinem Vater, einem Dirigenten, viel klassische Musik gehört. Nicht, dass ich damals eine besondere Wertschätzung oder ein besonderes Bewusstsein dafür gehabt hätte – es war einfach Teil meiner Welt. Im Konzertsaal wurde herumgezappelt, gespielt, oder geschlafen. Als ich jedoch anfing, Musik spielen zu lernen, konnte ich mich lange Zeit nicht darauf einlassen. Ich spielte das, was der Lehrer oder die Lehrerin mir gab. Genauso, wie es in den Noten stand, ohne mich zu sehr mit dem musikalischen Kontext zu befassen. Das Üben und Spielen eines Instruments wurde mit der akademischen Welt assoziiert, und ich wusste nicht, wie ich die emotionale Tiefe, die ich beim Musikhören verspürte, in mein eigenes Spiel miteinfließen lassen konnte. Es scheint mir, dass ich erst am Gymnasium begonnen habe, die losen Enden miteinander zu verbinden. Es passierte beim Schreiben einer Konzertrezension, wo ich auf einmal den starken Wunsch verspürte mein intuitives Inneres zu vermitteln. Allerdings war ich gezwungen, etwas Äußeres zu verwenden – Worte. Und plötzlich war die klassische Musik wieder zurück in meinen Interessenssphären, weil es in ihrer organisierten Komplexität so viel zu analysieren und zu verstehen gibt.
Es hilft, mit dem eigenen Kopf zu denken
Ich schlage nicht vor, dass jeder, der klassische Musik hört, von der reinen Gefühlsebene zur analytischen Ebene wechseln sollte. Sie ergänzen und bereichern sich gegenseitig, aber als Zuhörer:in ist jedes Erlebnis individuell und es ist auch schön, sich einfach von Klängen umgeben zu lassen. Das ist auch der Reiz dieser Musikrichtung. Es umfasst die Vielschichtigkeit allen Seins und aller Arten von Emotionen. Mehr noch, die Musik ist universell. Um Musik bewusst zu spüren, muss man nicht unbedingt seine Gefühle artikulieren, sondern es ist auch interessant zu beobachten, in welche Bahnen ein abschweifender Gedanke führt oder ob es zu einer körperlichen Reaktion kommt (Gänsehaut, Tränen, ...). Gerade bei Instrumentalmusik ist es erstaunlich, wie komplexe Ideen und Geschichten mit scheinbar wenigen Mitteln vermittelt werden können. Klassische Musik macht dir keine Vorgaben. Aber ich glaube, dass das Bewusstsein Herausforderungen liebt – und die Möglichkeit, Lücken zu schließen. Die Werke dieses Genres bieten unendlich viel Interpretationsspielraum und jede:r kann selbst entscheiden, wie tief und in welche Richtung man eintaucht.
Gerade für junge Menschen ist es wichtig, die Welt möglichst vielfältig wahrzunehmen und so seinen Horizont zu erweitern. Heutzutage, wo die in den Medien konsumierten Inhalte immer kürzer und augenscheinlicher werden, ist es notwendig, bewusst nach Wegen zu suchen, mit dem eigenen Kopf zu denken. Fantasie und Kreativität sind unschätzbare Fähigkeiten, die dabei helfen, die Welt vielfältiger wahrzunehmen und unerwartete Situationen zu lösen. Popmusik ist vom musikalischen Material her oft einseitig und vorhersehbar, was sich zum Beispiel gut zum Mitsingen und Mitspielen eignet. Klassische Musik hingegen stimuliert das Gehirn auf ganz andere Weise, überrascht mit ihren melodischen Bewegungen und Harmonien und fordert die Zuhörer:innen heraus. Es gibt viele Möglichkeiten, die Klassik ins eigene Leben zu bringen, auch wenn du diese Musikrichtung noch nicht kennengelernt hast. Wenn du nicht genau weisst, wo du anfangen sollst und der Gang ins Konzerthaus zunächst ein zu großer Schritt zu sein scheint, lohnt es sich, einen Blick auf die verschiedenen repräsentativen Listen auf Spotify oder YouTube zu werfen, die es dort zahlreich gibt. Auch instrumentale Filmmusiken nutzen oft klassische Elemente und sind ein geeigneter Einstieg.
Influencer:innen bringen die Klassik zu jungen Menschen
Obwohl die sozialen Medien die Konzentrationsfähigkeit der Menschen deutlich gemindert haben, sind sie immer noch ein gutes Mittel, um junge Menschen überhaupt erst an die klassische Musik heranzuführen. Es gibt immer mehr Influencer:innen, die ihren Followern diese scheinbar unverständliche Welt auf einfache und ansprechende Weise zugänglich machen. Hin und wieder taucht ein Abschnitt eines klassischen Stücks als Hintergrundmusik für ein kurzes Video auf, das dann plötzlich an Popularität gewinnt. Der Pas de deux zum Beispiel hat auf diese Weise große Beachtung gefunden. Andere Beispiele wären Andante Maestoso aus P. I. Tschaikowskys Ballett „Der Nussknacker“ und Händels Un pensiero nemico di Pace. Videos mit klassischer Musik sind oft einfallsreich und witzig und stellen jahrhundertealte Werke in einen modernen, für junge Menschen verständlichen Kontext. Dies ist ein bemerkenswertes Phänomen, das Musikwissenschaftler:innen unbedingt beachten, studieren und vielleicht sogar zu ihrem eigenen Vorteil nutzen sollten. Vielleicht liegt die Antwort auf die Frage, wie man mehr junge Menschen für Konzertsäle gewinnen kann, in den Social-Media-Trends.
Ich glaube, dass klassische Musik ein Genre für alle ist, weil sie die schönsten und schmerzhaftesten Elemente des Menschseins enthält. Klassik ist Ästhetik und Sinnhaftigkeit, überschwängliche Freude und schwere Melancholie, Einfachheit und Komplexität sowie alles dazwischen. Da Musik jetzt zugänglicher denn je ist, lohnt es sich, sich einen Moment Zeit zu nehmen, um deine vorgefassten Meinungen loszulassen und in diese Welt einzutauchen. Sie ist es wert!
Ich bin mit Musik aufgewachsen und habe mit meinem Vater, einem Dirigenten, viel klassische Musik gehört. Nicht, dass ich damals eine besondere Wertschätzung oder ein besonderes Bewusstsein dafür gehabt hätte – es war einfach Teil meiner Welt. Im Konzertsaal wurde herumgezappelt, gespielt, oder geschlafen. Als ich jedoch anfing, Musik spielen zu lernen, konnte ich mich lange Zeit nicht darauf einlassen. Ich spielte das, was der Lehrer oder die Lehrerin mir gab. Genauso, wie es in den Noten stand, ohne mich zu sehr mit dem musikalischen Kontext zu befassen. Das Üben und Spielen eines Instruments wurde mit der akademischen Welt assoziiert, und ich wusste nicht, wie ich die emotionale Tiefe, die ich beim Musikhören verspürte, in mein eigenes Spiel miteinfließen lassen konnte. Es scheint mir, dass ich erst am Gymnasium begonnen habe, die losen Enden miteinander zu verbinden. Es passierte beim Schreiben einer Konzertrezension, wo ich auf einmal den starken Wunsch verspürte mein intuitives Inneres zu vermitteln. Allerdings war ich gezwungen, etwas Äußeres zu verwenden – Worte. Und plötzlich war die klassische Musik wieder zurück in meinen Interessenssphären, weil es in ihrer organisierten Komplexität so viel zu analysieren und zu verstehen gibt.
Es hilft, mit dem eigenen Kopf zu denken
Ich schlage nicht vor, dass jeder, der klassische Musik hört, von der reinen Gefühlsebene zur analytischen Ebene wechseln sollte. Sie ergänzen und bereichern sich gegenseitig, aber als Zuhörer:in ist jedes Erlebnis individuell und es ist auch schön, sich einfach von Klängen umgeben zu lassen. Das ist auch der Reiz dieser Musikrichtung. Es umfasst die Vielschichtigkeit allen Seins und aller Arten von Emotionen. Mehr noch, die Musik ist universell. Um Musik bewusst zu spüren, muss man nicht unbedingt seine Gefühle artikulieren, sondern es ist auch interessant zu beobachten, in welche Bahnen ein abschweifender Gedanke führt oder ob es zu einer körperlichen Reaktion kommt (Gänsehaut, Tränen, ...). Gerade bei Instrumentalmusik ist es erstaunlich, wie komplexe Ideen und Geschichten mit scheinbar wenigen Mitteln vermittelt werden können. Klassische Musik macht dir keine Vorgaben. Aber ich glaube, dass das Bewusstsein Herausforderungen liebt – und die Möglichkeit, Lücken zu schließen. Die Werke dieses Genres bieten unendlich viel Interpretationsspielraum und jede:r kann selbst entscheiden, wie tief und in welche Richtung man eintaucht.
Gerade für junge Menschen ist es wichtig, die Welt möglichst vielfältig wahrzunehmen und so seinen Horizont zu erweitern. Heutzutage, wo die in den Medien konsumierten Inhalte immer kürzer und augenscheinlicher werden, ist es notwendig, bewusst nach Wegen zu suchen, mit dem eigenen Kopf zu denken. Fantasie und Kreativität sind unschätzbare Fähigkeiten, die dabei helfen, die Welt vielfältiger wahrzunehmen und unerwartete Situationen zu lösen. Popmusik ist vom musikalischen Material her oft einseitig und vorhersehbar, was sich zum Beispiel gut zum Mitsingen und Mitspielen eignet. Klassische Musik hingegen stimuliert das Gehirn auf ganz andere Weise, überrascht mit ihren melodischen Bewegungen und Harmonien und fordert die Zuhörer:innen heraus. Es gibt viele Möglichkeiten, die Klassik ins eigene Leben zu bringen, auch wenn du diese Musikrichtung noch nicht kennengelernt hast. Wenn du nicht genau weisst, wo du anfangen sollst und der Gang ins Konzerthaus zunächst ein zu großer Schritt zu sein scheint, lohnt es sich, einen Blick auf die verschiedenen repräsentativen Listen auf Spotify oder YouTube zu werfen, die es dort zahlreich gibt. Auch instrumentale Filmmusiken nutzen oft klassische Elemente und sind ein geeigneter Einstieg.
Influencer:innen bringen die Klassik zu jungen Menschen
Obwohl die sozialen Medien die Konzentrationsfähigkeit der Menschen deutlich gemindert haben, sind sie immer noch ein gutes Mittel, um junge Menschen überhaupt erst an die klassische Musik heranzuführen. Es gibt immer mehr Influencer:innen, die ihren Followern diese scheinbar unverständliche Welt auf einfache und ansprechende Weise zugänglich machen. Hin und wieder taucht ein Abschnitt eines klassischen Stücks als Hintergrundmusik für ein kurzes Video auf, das dann plötzlich an Popularität gewinnt. Der Pas de deux zum Beispiel hat auf diese Weise große Beachtung gefunden. Andere Beispiele wären Andante Maestoso aus P. I. Tschaikowskys Ballett „Der Nussknacker“ und Händels Un pensiero nemico di Pace. Videos mit klassischer Musik sind oft einfallsreich und witzig und stellen jahrhundertealte Werke in einen modernen, für junge Menschen verständlichen Kontext. Dies ist ein bemerkenswertes Phänomen, das Musikwissenschaftler:innen unbedingt beachten, studieren und vielleicht sogar zu ihrem eigenen Vorteil nutzen sollten. Vielleicht liegt die Antwort auf die Frage, wie man mehr junge Menschen für Konzertsäle gewinnen kann, in den Social-Media-Trends.
Ich glaube, dass klassische Musik ein Genre für alle ist, weil sie die schönsten und schmerzhaftesten Elemente des Menschseins enthält. Klassik ist Ästhetik und Sinnhaftigkeit, überschwängliche Freude und schwere Melancholie, Einfachheit und Komplexität sowie alles dazwischen. Da Musik jetzt zugänglicher denn je ist, lohnt es sich, sich einen Moment Zeit zu nehmen, um deine vorgefassten Meinungen loszulassen und in diese Welt einzutauchen. Sie ist es wert!