Meet the Author #6
Mirrianne Mahn
Die Veranstaltung mit Mirrianne Mahn im Goethe-Institut Stockholm behandelte ihren Roman Issa (2024) und die zentrale Frage, wie Literatur aus marginalisierten Perspektiven erzählt werden kann. Moderiert von Maha El Hissy, betonte das Gespräch die Bedeutung von Literatur als machtkritische Praxis – mit einem Fokus darauf, wie Geschichten von Frauen, deren Stimmen oft in der Geschichtsschreibung übersehen wurden, in den Mittelpunkt gerückt werden können.
Mahn erklärte, wie das Schreiben ihres Romans Issa eine Form der Heilung und Reflexion für sie selbst war. Während ihr politischer Aktivismus häufig von Widerstand geprägt sei, habe sie durch den Roman die Möglichkeit gefunden, Themen wie Rassismus und Diskriminierung von ihrer Person zu entkoppeln. Das Buch gibt nicht nur einer „wütenden Schwarzen Frau“ eine Stimme, sondern erschafft zahlreiche komplexe Figuren, die die Vielschichtigkeit diskriminierender Strukturen aufzeigen. Es sei ihr erstmals gelungen, dem Druck und der Notwendigkeit ihres Aktivismus gerecht zu werden.
Der Roman verwebt die Perspektiven von fünf Schwarzen Frauen, die über ein Jahrhundert hinweg (1903–2006) leben, und beleuchtet Themen wie Kolonialismus, Heilung, Gewalt, Rituale und Intersektionalität. Jede Perspektive bringt eine neue literarische und historische Kulisse mit einem einzigartigen Erzählton mit sich, inspiriert von Mahns Hintergrund als Theatermacherin. Mahn begab sich für die Recherche in Archive und las dort u.a. Dokumente über den Bau einer Kirche in Buea in Kamerun während der Pallottinermission im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert. Darin wurden Frauen nur namenlos und in Nebensätzen erwähnt. Auf Bildern der Kolonialzeit sind Frauen oft bloß im Hintergrund oder verschwommen dargestellt. Sie stellte sich die Frage: „Und dann? Was ist mit diesen Frauen passiert?“ Dies führte zu ihrem Entschluss, diese Frauen aus dem Vergessen zu holen und ihnen ihre Würde zurückzugeben.
Humor spielt eine zentrale Rolle in ihrem Roman. Mahn betonte, dass sie mit Issa die Lebensfreude feiern wollte, die sie als charakteristisch für die schwarze Diaspora empfindet. Dabei ist es ihr wichtig, ernste Themen mit Leichtigkeit zu besprechen, ohne sie zu banalisieren. Durch bewusste narrative Auslassungen und subtile Hinweise lässt sie die Lesenden selbst die Ernsthaftigkeit hinter der Absurdität erkennen. Dieser Ansatz, so Mahn, ermögliche Empathie und Sensibilisierung, die durch die Übersättigung expliziter Gewalt in Medien oft verloren gehe.
Die Ahninnen sind ein weiteres zentrales Element des Romans, die durch Botschaften in die Handlung eingebunden werden und Issa in ihrem Heilungsprozess unterstützen. Mahn sprach offen über ihre eigene Biografie, das Aufwachsen in einem Dorf im Hunsrück und ihre Beziehung zu ihren kulturellen Wurzeln, die sie zunächst ablehnte, um Anerkennung in einer von Rassismus geprägten Gesellschaft zu finden. Heute empfindet sie Dankbarkeit für die Einflüsse der Frauen ihrer Familie, deren Kämpfe es ihr ermöglichten, ihren Platz in der Welt zu finden.
In der Diskussion wurde auch die Kolonialgeschichte Kameruns und der Diaspora in Deutschland thematisiert. Mahn setzt sich kritisch mit „White Saviourism“ und der eurozentristischen Herangehensweise an internationale Zusammenarbeit und Entwicklungshilfe auseinander. Dabei zeigt ihr Roman, wie komplexe Figuren und narrative Perspektiven soziopolitische Realitäten reflektieren und mitgestalten können. Literatur und Fiktion, so wurde betont, hat die Kraft, politische Prozesse zu hinterfragen und neue Zugänge zu schaffen.
Der Roman verwebt die Perspektiven von fünf Schwarzen Frauen, die über ein Jahrhundert hinweg (1903–2006) leben, und beleuchtet Themen wie Kolonialismus, Heilung, Gewalt, Rituale und Intersektionalität. Jede Perspektive bringt eine neue literarische und historische Kulisse mit einem einzigartigen Erzählton mit sich, inspiriert von Mahns Hintergrund als Theatermacherin. Mahn begab sich für die Recherche in Archive und las dort u.a. Dokumente über den Bau einer Kirche in Buea in Kamerun während der Pallottinermission im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert. Darin wurden Frauen nur namenlos und in Nebensätzen erwähnt. Auf Bildern der Kolonialzeit sind Frauen oft bloß im Hintergrund oder verschwommen dargestellt. Sie stellte sich die Frage: „Und dann? Was ist mit diesen Frauen passiert?“ Dies führte zu ihrem Entschluss, diese Frauen aus dem Vergessen zu holen und ihnen ihre Würde zurückzugeben.
Humor spielt eine zentrale Rolle in ihrem Roman. Mahn betonte, dass sie mit Issa die Lebensfreude feiern wollte, die sie als charakteristisch für die schwarze Diaspora empfindet. Dabei ist es ihr wichtig, ernste Themen mit Leichtigkeit zu besprechen, ohne sie zu banalisieren. Durch bewusste narrative Auslassungen und subtile Hinweise lässt sie die Lesenden selbst die Ernsthaftigkeit hinter der Absurdität erkennen. Dieser Ansatz, so Mahn, ermögliche Empathie und Sensibilisierung, die durch die Übersättigung expliziter Gewalt in Medien oft verloren gehe.
Die Ahninnen sind ein weiteres zentrales Element des Romans, die durch Botschaften in die Handlung eingebunden werden und Issa in ihrem Heilungsprozess unterstützen. Mahn sprach offen über ihre eigene Biografie, das Aufwachsen in einem Dorf im Hunsrück und ihre Beziehung zu ihren kulturellen Wurzeln, die sie zunächst ablehnte, um Anerkennung in einer von Rassismus geprägten Gesellschaft zu finden. Heute empfindet sie Dankbarkeit für die Einflüsse der Frauen ihrer Familie, deren Kämpfe es ihr ermöglichten, ihren Platz in der Welt zu finden.
In der Diskussion wurde auch die Kolonialgeschichte Kameruns und der Diaspora in Deutschland thematisiert. Mahn setzt sich kritisch mit „White Saviourism“ und der eurozentristischen Herangehensweise an internationale Zusammenarbeit und Entwicklungshilfe auseinander. Dabei zeigt ihr Roman, wie komplexe Figuren und narrative Perspektiven soziopolitische Realitäten reflektieren und mitgestalten können. Literatur und Fiktion, so wurde betont, hat die Kraft, politische Prozesse zu hinterfragen und neue Zugänge zu schaffen.