Meet the Author #7
Musa Okwonga

Bei dieser Ausgabe von Meet the Author sprach Maha El Hissy mit dem Autor, Poet und Musiker Musa Okwonga über sein Buch In the End, It Was All About Love, das 2021 erschien und 2022 ins Deutsche übersetzt wurde. Eine der zentralen Fragen der Veranstaltung handelte davon, wie persönliche Erlebnisse und universelle Themen wie Liebe, Verlust, Identität und gesellschaftliche Ungerechtigkeit in Literatur übersetzt werden können.

In dem überwiegend autobiografischen Buch begleiten die Leser*innen den Protagonisten bei einer Reise durch Berlin, wobei soziale, kulturelle und politische Themen verhandelt werden. Die Erzählung schließt mit einer Reise nach Norduganda, wo der Protagonist das Grab seines Vaters besucht. Okwonga erklärte, dass er bewusst auf spezifische Ortsangaben oder zeitliche Anker verzichtete, um den Fokus auf universelle Erfahrungen zu legen. Dies sei Teil seines Ziels gewesen, ein Gefühl der Desorientierung und Offenheit zu schaffen, das Leser*innen dazu einlädt, die Geschichte aus ihrer eigenen Perspektive zu interpretieren.

Musa Okwonga reflektierte insbesondere über die Frage, wie Liebe – in all ihren Facetten – als Kraft des Widerstands gegen Entfremdung und Ausgrenzung wirken kann. Diese Idee, Liebe als Gegengewicht zu Hass und Härte zu betrachten, zieht sich wie ein roter Faden durch die Erzählung und unterstreicht die Kraft zwischenmenschlicher Verbindungen. Gleichzeitig wurde erörtert, wie Literatur Räume schaffen kann, um über Zugehörigkeit, Transformation und die Rolle von Städten wie Berlin als Schauplatz für solche Geschichten nachzudenken.

Eindrucksvoll war die Lesung aus einer Passage des Buches mit dem Titel How to Eat Cake in Berlin, die alltägliche Handlungen – wie das Kuchenessen – humorvoll mit tiefgründigen Reflexionen über Verlust und Erinnerung verbindet. Okwonga erklärte, dass der Protagonist mit dem Kuchenessen an diesem Ort ein Ritual für sich selbst etabliert hatte. Solche Rituale würden im Buch immer wieder vorkommen, da sie eine Möglichkeit seien, in einer chaotischen Welt Stabilität zu finden.

In der anschließenden Fragerunde sprach Okwonga u.a. über seine literarischen Einflüsse. Zu den Autor*innen und Künstler*innen, die ihn inspirierten, zählen Toni Morrison, Tsitsi Dangarembga, Jennifer Nansubuga Makumbi, Sylvia Plath, Kurt Vonnegut, aber auch Musiker wie Kendrick Lamar und Mos Def. Er betonte, dass jede*r dieser Künstler*innen auf eigene Weise zur Entwicklung seines Schreibens beigetragen habe, sei es durch ihre Themenwahl, ihre Stilistik oder ihre Haltung zu gesellschaftlichen Fragen.

Darüber hinaus wurde der in Berlin lebende Okwonga gefragt, wie sich die Stadt und sein Verhältnis zu ihr seit der Veröffentlichung des Buches verändert hätten. Er reflektierte darüber, wie Gentrifizierung und steigende Lebenshaltungskosten viele der Orte, die er in seinem Buch beschreibt, verdrängt hätten. Auch vermehrte Rassismuserfahrungen spielen eine große Rolle. Die Aussage „Berlin verlässt uns, wir verlassen Berlin nicht“ fasste seine Gefühle gegenüber der Transformation der Stadt treffend zusammen und regte zu einer Diskussion über Stadtentwicklung und soziale Ungerechtigkeit an.