Meet the Author #1
Necati Öziri
Bei der Auftaktveranstaltung unserer neuen Reihe #Vorzeichen am 19. März 2024 war der Autor Necati Öziri zu Gast. Mit Maha El Hissy, der Kuratorin der Reihe, sprach er über seinen Debütroman Vatermal und darüber, wie er in seinen Arbeiten für das Theater versucht, klassische kanonische Werke durch Umschreibung aufzubrechen.
Necati Öziri reflektierte im Gespräch mit Maha El Hissy die Bedeutung des literarischen Kanons und seine Rolle im Theater. Für ihn als Künstler stellt sich die entscheidende Frage: Was erzählen diese Texte hier und heute? Kunst sollte körperlich und emotional berühren. Im Theater spielt der Kanon nach wie vor eine wichtige Rolle, jedoch oft in Form von Neuinterpretationen. Dies sei besonders im deutschen Regietheater der Fall. Es gehe weniger um das “Was”, sondern vielmehr um das “Wie”. Wie wird ein kanonischer Text auf die Bühne gebracht und welche unterschiedlichen Interpretationen entstehen dabei? Das erfordert vom Publikum viel Vorwissen und damit gehen Ausschlüsse einher.
Necati Öziri wählt in seiner Arbeit ganz bewusst Texte aus, die er als problematisch empfindet, sei es aufgrund von Sexismus, Rassismus oder anderen Aspekten. Er konzentriert sich auf Stücke, die trotz ihrer problematischen Natur im kollektiven Bewusstsein verankert sind, beispielsweise von Autoren wie Wagner und Kleist. Seine künstlerische Herangehensweise beschreibt er als Korrektur. Ein wichtiger Punkt dabei ist die Analyse der Machtverhältnisse innerhalb des Textes. Welche Figuren sind zentral, welche nur repräsentativ? Welche Motivation und Psychologie stecken hinter den Charakteren? Welche Geschichten werden nicht erzählt? Necati Öziri schreibt die Geschichten aus der Perspektive der vergessenen Figuren neu. Er versucht dabei, ihnen Tiefe zu verleihen. Es geht darum, die Stücke von dem in ihnen enthaltenen Universalismus zu befreien und auch im korrigierten Stück sichtbar zu machen, dass die Perspektive des Autors nur eine von vielen ist, und andere dazu einzuladen, zu korrigieren.
Necati Öziris Debütroman Vatermal ist ebenfalls eine Art Korrektur, allerdings eines Stückes, das er ursprünglich selbst verfasst hat. Die Geschichten der beiden weiblichen Figuren Ümran und Aylin kamen darin zu kurz. In Vatermal werden die Geschichten der beiden Figuren, die Mutter und die Schwester des im Sterben liegenden Ardas, erzählt. Während des Schreibprozesses fühlt Necati Öziri eine so starke Verbindung zu seinen Figuren, dass er sich völlig isoliert. Er hört seinen Figuren zu und lässt sie machen, so werden sie zu dreidimensionalen Charakteren und nicht zu Klischees: “Und das ist auf eine Art das Antirassistischste, was ich tun kann: echte Menschen zu zeigen. Und ja, natürlich schreibe ich über Menschen, die unterwegs sind, die eine besondere Geschichte haben, die in der Türkei ein Erdbeben erlebt haben oder wie auch immer. Aber gleichzeitig suche ich darin universell menschliche Themen: Krankheit, alt werden, eine Vater-Sohn-Geschichte."
Necati Öziri wählt in seiner Arbeit ganz bewusst Texte aus, die er als problematisch empfindet, sei es aufgrund von Sexismus, Rassismus oder anderen Aspekten. Er konzentriert sich auf Stücke, die trotz ihrer problematischen Natur im kollektiven Bewusstsein verankert sind, beispielsweise von Autoren wie Wagner und Kleist. Seine künstlerische Herangehensweise beschreibt er als Korrektur. Ein wichtiger Punkt dabei ist die Analyse der Machtverhältnisse innerhalb des Textes. Welche Figuren sind zentral, welche nur repräsentativ? Welche Motivation und Psychologie stecken hinter den Charakteren? Welche Geschichten werden nicht erzählt? Necati Öziri schreibt die Geschichten aus der Perspektive der vergessenen Figuren neu. Er versucht dabei, ihnen Tiefe zu verleihen. Es geht darum, die Stücke von dem in ihnen enthaltenen Universalismus zu befreien und auch im korrigierten Stück sichtbar zu machen, dass die Perspektive des Autors nur eine von vielen ist, und andere dazu einzuladen, zu korrigieren.
Necati Öziris Debütroman Vatermal ist ebenfalls eine Art Korrektur, allerdings eines Stückes, das er ursprünglich selbst verfasst hat. Die Geschichten der beiden weiblichen Figuren Ümran und Aylin kamen darin zu kurz. In Vatermal werden die Geschichten der beiden Figuren, die Mutter und die Schwester des im Sterben liegenden Ardas, erzählt. Während des Schreibprozesses fühlt Necati Öziri eine so starke Verbindung zu seinen Figuren, dass er sich völlig isoliert. Er hört seinen Figuren zu und lässt sie machen, so werden sie zu dreidimensionalen Charakteren und nicht zu Klischees: “Und das ist auf eine Art das Antirassistischste, was ich tun kann: echte Menschen zu zeigen. Und ja, natürlich schreibe ich über Menschen, die unterwegs sind, die eine besondere Geschichte haben, die in der Türkei ein Erdbeben erlebt haben oder wie auch immer. Aber gleichzeitig suche ich darin universell menschliche Themen: Krankheit, alt werden, eine Vater-Sohn-Geschichte."