Morning time

Im Morgengrauen gibt es einen zeitlosen Raum – die blaue Stunde. Verlust und Tod sind Teil eines jeden Lebens, doch bleibt für Trauer im Alltag wenig Platz. Jedoch zeigt sich die Trauer im Körper, entfaltet sich in Phasen und kann die Form von Krankheit und Melancholie annehmen. In verschiedenen Kulturen übernahmen und übernehmen professionelle Klageweiber die Trauerarbeit, begleiten die Hinterbliebenen durch Rituale des Weinens, Singens, Schlagens, Zitterns und Tanzens. Schmerz wird geteilt, und Trauer wird zur Arbeit. In ‘MORNING TIME’ schaffen Emi Ogura und Belle Santos einen öffentlichen Raum für Trauer und nutzen Tanz als Sprache jenseits der Worte. Sie erkunden historische und zeitgenössische Formen des Trauerns – sowohl persönliche als auch professionelle – und hinterfragen dessen Möglichkeiten und Grenzen. Wie kann man Raum für diffuse, politische und ambivalente Trauerprozesse halten? Wie sich dem Unbetrauerbaren annähern? Die Performance selbst wird zu einem fortwährenden Akt der Trauerarbeit. Wenn die dunkle Nacht ins blaue Licht übergeht, verwandelt ‘MORNING TIME’ die Einsamkeit des Verlusts in eine geteilte Klage.