Dhārā [Fluss des Stroms] ist eine Kunst- und Kunsthandwerksresidenz mit Wurzeln in Sonargaon, einem historischen Zentrum der Webkunst entlang des Shitalakshya-Flusses in Bangladesch. Hier hat sich das Jamdani-Weben als traditionsreiche Kunstform erhalten, deren Vermächtnis von Generationen von Kunsthandwerker*innen weitergetragen wurde. In diesem Kontext entstand Dhārā als eine translokale Plattform, die Kunstschaffende aus Bangladesch und der Diaspora einlädt, sich mit den Meisterwebern von Sonargaon in einem Lern- und Austauschprozess zu begeben.
Die Residenz basiert auf einer Partnerschaft mit Sonia Jamdani Ghar, einer familiengeführten Weberei unter der Leitung des Meisterwebers Md. Alem Mia und seines Sohnes Md. Rajon Mia. Durch diese immersive Kooperation tauchen die Künstler*innen in die Welt des Jamdani ein – sie lernen seine poetische Sprache direkt von den Kunsthandwerkern. Sie nehmen an jedem sorgfältigen Schritt des Prozesses teil, von der feinen Trennung des Garns bis zur rhythmischen Präzision des Webstuhls.
Dhārā betrachtet das Jamdani-Weben als eine gemeinsame Sprache, die Zeit, Grenzen und soziale Klassen überwindet. Es geht darum, Weben als einen sich entwickelnden Dialog über kulturelle Identität, ökologisches Bewusstsein und soziale Kontinuität neu zu denken. Durch die Verbindung von Kunsthandwerkern und Kunstschaffenden entwickelt Dhārā einen immateriell-materiellen Knotenpunkt, in dem Weben als Medium sozialen Zusammenhalts wiederbelebt wird.
Jede*r Teilnehmende bringt eine einzigartige Perspektive mit und erweitert den konzeptuellen Rahmen des Webens durch einen multidisziplinären Dialog. Ob durch Textilien, Film, digitale Medien oder Design – die Residenz fördert einen fortlaufenden Austausch zwischen Vergangenheit und Zukunft, verankert in einem dekolonialen und antiklassistischen Ethos, in dem Weber sowie Kunstschaffende als Mitgestaltende zusammenarbeiten.
Die UNESCO hat „die traditionelle Kunst des Jamdani-Webens“ in ihre Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen. Zudem besitzt Jamdani den Status einer geschützten geografischen Angabe (g.g.A.) in Bangladesch, wodurch das Erbe bewahrt und die Anerkennung der Kunsthandwerksgemeinschaften sichergestellt wird.
Die fünf Kunstschaffenden und Kunsthandwerker präsentieren ihre Werke – eingebettet in ihre Prozessdokumentation – unter dem Titel ‚Loomscape‘ in Dhaka (Paraa Shala) und Berlin (_Subkontintent).