© Goethe-Institut Archiv
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In der Zeit der deutschen Teilung konkurrieren die BRD und die DDR auch auf dem Feld der auswärtigen Kulturpolitik. Insbesondere in den 1950er- und 1960er-Jahren wetteifern sie im Kontext des Kalten Kriegs um politische Bündnisse im Ausland. In den späten 1960er-, frühen 1970er-Jahren beruhigt sich der Konflikt im Zuge der Entspannungspolitik zwar, flammt jedoch noch einmal auf: Die Presse der DDR streut das Gerücht, das Goethe-Institut sei eine Spionageeinrichtung.
Das Herder-Institut in Leipzig nimmt 1951 – also im selben Jahr wie das Goethe-Institut – mit dem Deutschunterricht für elf Studienbewerber*innen aus Nigeria seine Arbeit auf. In den folgenden Jahren eröffnet die DDR Kultur- und Informationszentren im Ausland und tritt damit in einigen Gastländern in Konkurrenz zum Goethe-Institut. Der Wettstreit um die deutsche Kulturhoheit flammt trotz der Entspannungspolitik noch einmal auf, als die DDR in einer Pressekampagne unterstellt, die Goethe-Institute im Ausland seien nichts anderes als Spionageeinrichtungen wahlweise des BND oder der CIA – oder gar von beiden. Und überhaupt: Die Münchner Zentrale sei von ehemaligen Nazis unterwandert, wird als Anspielung auf die personelle Kontinuität zur Deutschen Akademie behauptet. Ein Jahr später hat sich die Situation zwar beruhigt, aber die Konkurrenz zwischen Ost- und Westdeutschland auf dem Feld der auswärtigen Kulturpolitik dauert noch bis zum Fall der Mauer an.
© Goethe-Institut Archiv
Eine Deutschlehrerin am Goethe-Institut in seiner Heimatstadt Manchester weckt Ian Kershaws Begeisterung für deutsche Kunst und Geschichte. Während eines Deutschkurses am Goethe-Institut in München entscheidet sich der britische Historiker, seinen Forschungsschwerpunkt auf deutsche Zeitgeschichte zu legen.
Als Ian Kershaw während seines Deutschintensivkurses am Goethe-Institut in München Martin Broszat, den Direktor des Instituts für Zeitgeschichte, kennenlernt, ist der Grundstein für ein epochales geschichtliches Werk gelegt: Der britische Historiker beginnt, an Broszats Institut zur NS-Zeit zu forschen. 1980 erscheint Kershaws erstes Buch „Der Hitler-Mythos. Volksmeinung und Propaganda im Dritten Reich“, auf dem auch seine gefeierte zweibändige Hitler-Biografie basiert, die 1998 und 2000 erscheint. Ian Kershaw gilt als wichtiger Experte für die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts, 1994 wird ihm das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen.
Foto: Michael Friedel
Für einen politischen Skandal sorgt 1974 der Künstler Klaus Staeck mit einer Plakatausstellung in London. Seine Darstellungen deutscher Politiker*innen kommen bei diesen gar nicht gut an – das Goethe-Institut wird vom damaligen Außenminister Hans-Dietrich Genscher offiziell gerügt, weil es die Ausstellung mitfinanzierte.
Unter dem Slogan „Der Kalte Krieg macht uns erst richtig heiß“ zeigt Staeck den damaligen CSU-Vorsitzenden Franz Josef Strauß mal mit Flinte, mal messerwetzend. Zu viel Satire für die heimischen Politiker*innen, denen es sauer aufstößt, mithilfe von Steuergeldern beleidigt zu werden. Sie rügen das Goethe-Institut nicht nur, sondern wollen auch kein Geld mehr für weitere Ausstellungen Staecks bereitstellen. Die Schriftsteller Heinrich Böll und Günter Grass boykottieren daraufhin Veranstaltungen des Goethe-Instituts, weil sie seine politische Unabhängigkeit in Gefahr sehen. Als sich die Aufregung um die Londoner Ausstellung legt, beenden sie ihren Boykott und arbeiten – genau wie Klaus Staeck – wieder mit dem Goethe-Institut zusammen.
Foto: Michael Friedel
In den 1970er-Jahren wird das Goethe-Institut zum Ziel linksextremistischer Anschläge durch die Rote Armee Fraktion (RAF) und die Gruppen des antifaschistischen Widerstands 1. Oktober (GRAPO). Während das Attentat in Paris knapp verhindert werden kann, detoniert 1977 in Madrid eine Bombe.
Bereits 1974 besetzen Sympathisant*innen der Baader-Meinhof-Gruppe das Pariser Institut. Sie erhoffen sich von dieser „Solidaritätsaktion“ mit den sich im Hungerstreik befindenden RAF-Häftlingen ein breites Medienecho. Die Besetzung endet unblutig. 1975 werden im Pariser Institut zwei Bomben entdeckt – gerade noch rechtzeitig: Man nimmt an, dass die Zündung zu den Abendkursen erfolgen sollte und hunderte Tote bedeutet hätte. Ein Bekenneranruf verweist auf die RAF als Urheber. 1977 trifft es dann Madrid: Das Institut wird Opfer eines Bombenanschlages der linksextremistischen Untergrundorganisation GRAPO; die Ostfassade des Gebäudes wird stark zerstört.
Foto: Michael Friedel
Wir haben Papst! Am Goethe-Institut in Boppard lernt der spätere Papst Franziskus Deutsch. Mit der Familie, bei der er damals zur Untermiete wohnt, besteht bis heute eine Brieffreundschaft. Das Institut in Boppard gibt es nicht mehr, die Erinnerung an den späteren Pontifex lebt hingegen weiter.
Jorge Mario Bergoglio, der seit dem 13. März 2013 der 266. Bischof von Rom und damit Papst ist, kommt 1985 nach Deutschland, besucht die Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main und lernt am Goethe-Institut Boppard Deutsch. Während seines Aufenthaltes im Mittelrheintal lebt der damals 48-Jährige, wie viele andere Schüler*innen des Goethe-Instituts, bei Helma und Josef Schmidt zur Untermiete. Seitdem pflegen das Ehepaar Schmidt und der heutige Papst eine Brieffreundschaft. In handgeschriebenen Briefen erinnert sich Bergoglio an seine Zeit in Boppard und bedankt sich für die Gastfreundschaft der Familie Schmidt – natürlich auf Deutsch.
Foto: Michael Friedel
In seiner Comedy-Show „Rudis Tagesshow“ macht sich Rudi Carell in einem Sketch über Ajatollah Chomeini, den Gründer der Islamischen Republik Iran, lustig und sorgt damit für diplomatischen Ärger mit dem Iran: Neben der Ausweisung deutscher Diplomaten wird das Goethe-Institut geschlossen.
Darüber kann nicht jeder lachen: Rudi Carell lässt in einem Sketch zum achten Jahrestag der iranischen Revolution Ajatollah Chomeini mit Damenunterwäsche bewerfen. Am Tag nach der Ausstrahlung verlangt der Iran eine Entschuldigung der Bundesregierung, weist zwei Diplomaten aus und streicht alle Flüge nach Deutschland. Das Goethe-Institut Teheran muss schließen. Rudi Carell entschuldigt sich für den Einspieler. Bis heute hat die ARD den Sketch nicht mehr ausgestrahlt.
Foto: Bernhard Ludewig