Beim Durchforsten seines ehemaligen Depots in Leipzig stieß Zielony auf etwa 100 Fragmente von Super-8-Filmmaterial, die er nach Dreharbeiten in Chemnitz kurz und bündig zerschnitten hatte, um einzelne Bilder einzuscannen. Die Fragmente fügte er nach dem Zufallsprinzip zusammen, und der so entstandene Film wurde digitalisiert. Die kurzen Sequenzen laufen rückwärts und scheinbar ohne beabsichtigte Reihenfolge oder Erzählung. Der Film zeigt junge Leute, die in der ostdeutschen Stadt Chemnitz, früher Karl-Marx-Stadt, herumhängen und gilt als Vorläufer für die späteren Animationen Zielonys und seine Videoarbeiten im Allgemeinen.
1973 in Wuppertal geboren, studierte Tobias Zielony Dokumentarfotografie an der University of Wales, Newport, UK und an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Auf Basis eines dokumentarischen Zugangs stehen in seinem Werk oft Sub- und Jugendkulturen im Zentrum. Darüber hinaus ist die Grundsatzfrage nach der Beziehung von Bild und Welt ein Kernaspekt seiner Arbeit. Zielony arbeitet in Form von Fotografie und Film, die oft installativ präsentiert und kombiniert werden. Auch Recherchen und Interviews spielen vielfach eine Rolle und sind Teil von Werkpublikationen. Zielonys Werk ist so gekennzeichnet von einer humanistischen Haltung, die aber immer auch den Blick auf das große Ganze lenkt. Seit 2022 ist Zielony Professor für Fotografie an der Hochschule für bildende Künste, Hamburg. Er erhielt verschiedene Auszeichnungen und Stipendien und sein Werk wurde weltweit in Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt, so auch im deutschen Pavillon der 56. Biennale von Venedig 2015. 2021 wurde im Museum Folkwang in Essen seine erste umfassende Retrospektive gezeigt.