Wenn ich an das Goethe-Institut Buenos Aires denke, dann geschieht das mit dem gleichen Stolz, mit dem ich an meine Ausbildung an der Universidad de Buenos Aires (UBA) denke. Die Universität prägte meine akademische Kultur und damit die Bücher, die ich las und die Theorien, die ich studierte. Im gleichen Ausmaß war es das Goethe-Institut, das einen direkten Einfluss auf die Entwicklung meiner Persönlichkeit hatte. Alles begann mit einer Begegnung beider Institutionen. Ich gab eine Konferenz, innerhalb eines von der UBA organisierten Theaterkongresses in 2004 und als Zuhörerin nahm Gabriela Massuh teil, die ich am selben Tag kennenlernte. Vierundzwanzig Stunden später erhielt ich einen Anruf von ihr mit einer Einladung, die meine Wahrnehmung des Theaters für immer ändern sollte: Es ging um eine zweimonatige Reise nach Berlin, für einen Deutschkurs und unzählige Theaterbesuche. Jenen Januar und Februar im Jahr 2005 hatte ich die Möglichkeit, mich mit einer mir fremden Sprache vertraut zu machen und mehr als sechzig Theaterstücke in den offiziellen und unabhängigen Theatern Berlins zu sehen. Nichts war mehr so wie vorher. Ab diesem Moment war mein Blick auf Politik, Kunst und das Theater an sich bestimmt durch diese Theatralität, die solch großen Einfluss auf die Theaterszene von Buenos Aires gehabt hatte.
Das Goethe-Institut war (zu Beginn mittels Gabriela Massuh und später durch den Institutsleiter Hartmut Becher) für mich nicht einfach nur ein ausländisches Kulturzentrum, von dem man von Zeit zu Zeit Veranstaltungseinladungen erhielt. Es war ein Ort der Entwicklung und Gestaltung meiner eigenen Perspektive, weil dort stets Spannungsfelder und Kontraste zu finden waren. Es gibt nichts Besseres, als sich selber durch die Augen des anderen zu sehen. Das Goethe-Institut war in meinem Leben und Beruf dieser andere, der mich wachsen ließ bis zu eben diesem Punkt, an dem ich mich heute befinde. Meine Dankbarkeit gilt für das ganze Leben. Herzlichen Glückwunsch liebes Goethe-Institut, auf dass ihr heute und in Zukunft weiterhin die Leben derer verändert, die offen dafür sind. Denn meiner Meinung nach gibt es kein nobleres Vorhaben, als die Bereicherung einer Weltanschauung voranzutreiben – sei es der eigenen, oder auch der eines anderen.