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Berlinale-Blogger 2020
Riz Ahmeds „Mogul Mowgli“: Das schwierige Jonglieren mit britisch-asiatischer Identität

Riz Ahmed in "Mogul Mowgli" von Bassam Tariq
Riz Ahmed in "Mogul Mowgli" von Bassam Tariq | © Mughal Mowgli Ltd, BBC

In Mogul Mowgli kann man den Dokumentarhintergrund des Co-Regisseurs Bassam Tariq richtiggehend spüren. Der Film zeigt nicht nur die Identitätskrise eines britisch-pakistanischen Rappers namens Zed, sondern unterfüttert diesen Stoff zusätzlich mit vielen kleinen Details. Angefangen mit dem Stapel gefalteter cremefarbener Bettlaken, wie er in jedem asiatischen Hausflur zu finden ist, bis hin zu den plastikverhangenen Sofas und den Keksdosen, die älter als die Kinder sind und alles Mögliche enthalten, bloß keine Kekse. So ist die Geschichte schon gut verankert, bevor sich dann die magisch-realistischen Elemente einschleichen.

Von Neelam Tailor

Zaheer trifft auf eine übernatürliche Figur namens Toba Tek Singh, von dem Ahmed sagt, dass er unter anderem „die Komplexität seines eigenen Erbes repräsentiert, mit dem er ins Reine kommen will”. Abrupte Rückblenden zu den brutalen Erfahrungen, die Zaheers Vater während der britischen Aufteilung von Indien und Pakistan machen musste, führen uns durch dieses vererbte Trauma. In dieser Zeit wurden Familien und Freunde voneinander getrennt und viele Existenzen zerstört. Das Trauma wurde durch Generationen hindurch weitergegeben, in der Diaspora über die ganze Welt hinweg. Es macht keinen Unterschied, dass Zaheer selbst nicht dabei gewesen war, es ist lebendiger Teil seines Erbes.

Was Namen über Identität aussagen


Weiße Briten haben Zaheer (sein eigentlicher Name, wie wir später erfahren) den Namen Zed verpasst. Als Teenager glaubt man, dass die Weißen dich anerkennen, wenn sie eine ‘aussprechbare’ Version deines Namens benutzen, und dass es das wert ist. Oft rechtfertigen wir unsere Entscheidung, die Mitte und das Ende unseres Namens wegzulassen oder alle Konsonanten benutzerfreundlich zu verflachen, mit unserer angeblichen Vorliebe für diese Version, wie es auch Zaheer im Film tut. Das war eine von vielen schönen Metaphern für Zaheers Identitätskrise.
Einige Zeit nach seinem Umzug nach New York, wo er seinen Musiktraum verwirklicht, besucht er seine Familie in London. Da befällt ihn plötzlich eine Autoimmunkrankheit und er kann nicht mehr gehen – das ist wieder eine hervorragende Metapher. „Bei Autoimmunkrankheiten erkennt sich der Körper nicht mehr. Er ist nicht, er bekämpft sich. Er greift sich selbst an. Für mich ist das die Identitätskrise, die sich auf einem molekularen Level abspielt,” erklärte Riz Ahmed im Gespräch mit dem Publikum.

Der Islam war durchgehend ein Thema, wurde aber einfach als Teil von Zaheers Alltag behandelt und nicht als Kernpunkt der Handlung. Ahmeds Aussage, es sei ziemlich verrückt, dass der Islam normalerweise der Grund dafür sei, dass jemand in einem Film ermordet wird, war für mich ein Grund zum Jubeln. Er fährt fort:

Das ist ein Film, wo ein Typ mitten in der Nacht aus dem Krankenhaus kommt und einen Kranz aus Rosen auf seinem Gesicht trägt, das uns auf eine Zeitreise schickt. Und es ist immer noch das realistischste Porträt des Islams im Alltagsleben, das ich verdammt noch mal je gesehen habe. Das ist doch irgendwie verrückt, oder?

Das „Niemandsland”, wie Ahmed es beschreibt und in dem Zaheer sich wiederfindet, ist mir sehr vertraut. Die allseitige Ablehnung, die viele Menschen in der südasiatischen Diaspora erfahren, auf dem Bildschirm zu sehen war ein Machtspiel und ich fühlte mich sowohl dankbar als auch entblößt. Der Film zeigt uns, dass es in dieser Situation eine große Herausforderung ist, sich selbst anzunehmen und in diesem Niemandsland den eigenen Platz zu finden.

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