Künste
Ohne Gemeinschaft ist die Freude keine Freude
Akka Mahadevis Zitat im Titel erinnert Tomas Bünger an seine Zeit in Bangladesch als Mentor und Leiter der "Young Choreographers’ Platform"
Plötzlich waren die Freude und die Gemeinschaft nicht mehr da.
Es ist ein Unterschied, ob man in Europa als freischaffender Künstler arbeitet oder in Bangladesch. Es gibt in diesen Zeiten für uns finanzielle Unterstützung, mit der man* zumindest seine Miete und sein Essen bezahlen kann. In Bangladesch dagegen ist für die Künstler*innen die Zukunft in dieser Situation ungewissen, und es gibt keinerlei staatliche Hilfen.
Es ist mein Lebensinhalt geworden, meine Kunst mit anderen Menschen zu teilen, und ich fühle mich geehrt, in Bangladesch Kontakt zu vielen Freund*innen und Studierenden zu haben.
Es gehört zum Leben, seinen Alltag mit anderen Menschen zu teilen, und dieses Gefühl vermissen wir im Moment sehr.
Wir haben viele Stunden gemeinsam getanzt, und ich fühle quasi immer noch, wie heiß es war und wieviel Spaß es uns machte, anschließend zusammen Wasser zu trinken.
Ich hoffe sehr, dass einige dieser jungen Leute es schaffen, beruflich in der Welt des Tanzes Fuß zu fassen.
Nachdem ich wieder nach Dhaka zurückgekehrt war, ist mir aufgefallen, dass ich meine Studierenden auf einmal aus einem anderen Blickwinkel heraus betrachtete. Ich stellte mir vor, wo sie wohl überall herkamen, um hier in Dhaka zu studieren und konnte so eine intensivere Bindung zu ihnen aufbauen.
„Sie müssen zurückkommen“, sagte einer der Studierenden, und genau das tat ich auch. Im November 2019 wurde ich als Dozent zum ersten Ocean Dance Festival in Cox‘s Bazar eingeladen und ich habe mich sehr gefreut, hier viele Studierende aus Dhaka wiederzusehen. Sie kamen bei meiner Ankunft auf mich zugerannt und haben mich überschwänglich begrüßt und umarmt. In einer virtuellen Welt wäre sowas undenkbar!
Dank des enormen Engagements des Goethe-Instituts in Dhaka konnten wir zumindest von zuhause aus eine Plattform für junge Choreograf*innen organisieren, die aus der momentanen Situation heraus geschaffen wurde. Die auf dieser Internetplattform gezeigten Filme sind wirklich wunderschön geworden. Auf der anderen Seite merken wir gerade aber auch, was wir vermissen. Es gehört vielleicht zum Lebensgefühl in Bangladesch, den Moment zu genießen, aber die Zukunft ist gerade extrem ungewiss.
Was wird diese Situation mit jungen Talenten machen, die sich trotz der großen Unsicherheit, die diesen Beruf umgibt, dazu entschlossen haben, eine künstlerische Laufbahn einzuschlagen? Es gibt keine Jobs mehr, kein Einkommen, keine Perspektive.
Ich bin der festen Überzeugung, dass wir eine sehr wichtige Arbeit geleistet haben.