Die Auswirkungen von digitalen Medien auf die Demokratie haben eine Debatte über Desinformation und Reformmöglichkeiten entfacht. Kann Künstliche Intelligenz das gesellschaftliche Wohl unterstützen? Wie kann Journalismus umgestaltet werden, um inklusiver zu sein? Alternative Futures ist eine Initiative, die zivilgesellschaftliche Institutionen in Südasien und Deutschland zusammenbringt, um sicherere digitale Räume zu schaffen, marginalisierten Stimmen Gehör zu verschaffen und gemeinsam Strategien sowie Prototypen zu entwickeln, die eine inklusive und transparente Zukunft fördern.
Call for Applications | InfoSphere – Navigating Disinformation, Fact-Checking, and Digital Awareness
In einer Zeit, in der Desinformation zunehmend den öffentlichen Diskurs beeinflusst, bringt dieser Workshop Experten und Praktiker zusammen, um Strategien zur Bekämpfung von Fehlinformationen und zur Stärkung der Faktenüberprüfung in Bangladesch zu erarbeiten. An zwei Tagen werden wir die digitale Landschaft des Landes analysieren und die Verbindungen zwischen Meinungsfreiheit, Desinformation und der Rolle lokaler Fact-Checking-Initiativen untersuchen.
Durch Expertenvorträge, praxisorientierte Übungen und gemeinschaftliche Ansätze erhalten die Teilnehmer wertvolle Einblicke in die Verbreitung von Fehlinformationen, ihre gesellschaftlichen Auswirkungen und Möglichkeiten, diese gezielt zu bekämpfen.
Der 2-tägige Workshop richtet sich an Journalisten, Medienschaffende und digitale Akteure, die sich mit den Herausforderungen der digitalen Desinformation und Medienkompetenz in Bangladesch auseinandersetzen möchten.
Die Veranstaltung wird vom Goethe-Institut Bangladesch in Zusammenarbeit mit Correctiv und Design Beku organisiert.
Ort: Goethe-Institut Bangladesch Workshop-Termine: 21.-22. November 2024 Bewerbungsschluss: 5. November 2024
Wir haben einigen digitalen Aktivisten und Experten die Frage gestellt: „Wenn Sie einen Aspekt der digitalen Medien ändern könnten, welcher wäre das?“ Hier ist, was sie zu sagen haben.
Vieles in den digitalen Medien muss verändert werden, jedoch wäre es wohl meine Priorität, die digitale Kompetenz weltweit zu verbessern, wenn ich mit einem Zauberstab etwas ändern könnte. Dies würde es den Nutzer*innen ermöglichen, sich im digitalen Ökosystem zurechtzufinden und die Glaubwürdigkeit der online verfügbaren Informationen zu beurteilen.
Aishwarya Giridhar, Centre for Communication Governance
Tejasi Panjiar
Irreführende Designs und undurchsichtige Muster in digitalen Medien, die einen Nutzer zu unbewussten Entscheidungen drängen können, die er sonst vielleicht nicht treffen würde, stellen einen Aspekt der digitalen Medien dar, den ich gerne verbessern würde. Die Informationsungleichheit zwischen dem Nutzer und dem Anbieter oder Besitzer der Medien verschärft die mangelnde Kontrolle über die Entscheidungsfindung und Autonomie des Nutzers, was sich nachteilig auf ihn auswirkt.
Um einen umfassenderen kulturellen Wandel im Bereich der digitalen Medien zu bewirken, ist es erforderlich, dass marginalisierte Gemeinschaften vermehrt ihre eigenen Geschichten erzählen. Es bedarf einer Vielzahl von Medien, die von LGBTQIA+-Personen, Muslimen und anderen marginalisierten Gruppen geschaffen werden, die über die notwendigen Fähigkeiten, Ressourcen und Netzwerke für die Medienproduktion verfügen. Das, was am Rande der Gesellschaft entsteht, sollte auch auf Plattformen und über Mainstream-Kanäle verbreitet werden, um historisch zum Schweigen gebrachten Stimmen die gleiche Möglichkeit zu geben, gehört zu werden.
Maniza Khalid, The Queer Muslim Project
Neugestaltung demokratischer Prozesse im digitalen Zeitalter
Die Auswirkungen von sozialen Medien auf Demokratien werden kontrovers diskutiert. Für viele steht der den gesellschaftlichen Zusammenhalt unterlaufende Effekt, bedingt durch Desinformationskampagnen und Hasskultur, im Vordergrund. Andere betonen auf demokratiefördernde Aspekte, etwa durch zivilgesellschaftliche Initiativen wie #blacktwitter und #metoo.
In seinem Buch „Kapital und Ressentiment“ zeichnet der deutsche Literaturwissenschaftler Joseph Vogl den Zusammenhang von Kapitalismus, Finanzmärkten, digitalen Plattformen und Polarisierung der Gesellschaft nach. Der digitale Kapitalismus, bei dem aus Informationen Profit generiert wird, schürt Ressentiments und gefährdet so auch die Demokratie, die auf eine funktionierende Öffentlichkeit für politische Willensbildungsprozesse angewiesen ist. Öffentlichkeit wird auf Twitter zum Geschäftsmodell, Meinungen zu kapitalisierbaren Informationen, daraus entstehen Echokammern und sich verstärkende Ressentiments. Laut Kevin Kelly sei es gerade das Naturgesetz von sozialen Netzwerken, immer genau das Gegenteil des Status Quo zu fördern - so stärken sie in Autokratien demokratische Bewegungen, in Demokratien die antidemokratischen Bewegungen.
Die Besorgnis über die Zunahme des scharfen Tons und der schädlichen und manipulativen Interaktionen in einigen Online-Räumen sowie die Sorge über die Rolle der Technologieunternehmen bei all dem haben zu Bemühungen von Tech-Aktivisten geführt, Online-Räume so umzugestalten, dass sie Debatten erleichtern, die Höflichkeit verbessern und persönliche Sicherheit bieten.
Mit "Alternative Futures" inititiieren das Goethe-Institut, Digital Futures Lab, Quicksand und das Superrr Lab eine zukunftsorientierte Diskussion über das Design, die Governance und die Betriebsdynamik digitaler Plattformen initiieren. Durch eine Reihe von Workshops und Diskussionen sollen deutsche und indische zivilgesellschaftliche Institutionen und Forscher aus relevanten Bereichen zusammengebracht werden, um gemeinsame Ansätze für übergreifende Themen im Bereich der digitalen Kommunikation, des Plattformdesigns, der Governance und des bürgerschaftlichen Engagements zu entwickeln.