Residenzprogramm Imagining Ecological Futures 2024

Wie können wir unseren ökologischen Fußabdruck verringern und die Natur dekolonisieren? Wie sehen neue Modelle der menschlichen und nicht-menschlichen Koexistenz aus? Welche vielversprechenden Veränderungen bietet die Biotechnologie? Und wie können wir ein neues Bewusstsein für das Ungleichgewicht von Natur und Kultur schaffen?

Vom 13. Mai bis zum 31. Mai 2024 entwickelten Sina Hensel und Guillaume Slizewicz & Gijs de Heij ihre Projekte zum Thema „Visionen ökologischer Zukünfte".

Im Folgenden finden Sie zwei aufschlussreiche Kritiken zu den Kunstprojekten sowie Einführungen zu den jeweiligen Projekten und ihren Schöpfer*innen:
 

ASCII character art generated by Max Ferguson representing the burnt wool experiments of Sina Hensel ASCII character art generated by Max Ferguson representing the burnt wool experiments of Sina Hensel © Max Ferguson

Touch: an endless spiral of potentialities for knowledge-gathering.

Max Ferguson wurde eingeladen, Sinas Arbeit zu erkunden, where did you grow before heat planted the garden, und ihre Gedanken zu teilen. (Der Text ist auf Englisch, auch auf Französisch verfügbar.)

Where did you grow before heat planted the garden?

Wie Nicole Starosielski schreibt: „Die einflussreichsten Botschaften des einundzwanzigsten Jahrhunderts werden nicht durch Worte und Bilder, sondern durch Hitze und Kälte übermittelt.“[1]

Hitze erinnert uns an eine unmögliche Gegenwart. Als unsichtbare Kraft ist sie schwer zu fassen, und doch ist es dringend notwendig, sie als thermische Materialität sichtbar und greifbar zu machen. In Zukunft werden Praktiken der Temperatur sowie Fragen des thermischen Privilegs oder der thermischen Schädigung unsere Diskurse prägen.

Im Projekt „Where did you grow before heat planted the garden?“ stehen daher thermische Erfahrungen und Begegnungen im Mittelpunkt. Wie materialisieren sie sich in Farbverschiebungen und wie hinterlassen sie Spuren als Zeugnisse thermischer Beziehungen? „Where did you grow before heat planted the garden?“  widmet sich mit Hilfe von erhitzten Keramikkörpern der Wärme als Materialität (durch Farbe).

Über seine Schöpferin: 

Sina Hensel ist eine bildende Künstlerin und Forscherin mit einem besonderen Fokus auf kritische Farbpraktiken, die die kaleidoskopischen Transformationen umfassen, die durch die aktuelle und zukünftige chemische Zusammensetzung von Landschaften und Umgebungen verursacht werden. Sie studierte an der Hochschule für Bildende Künste Karlsruhe und Hamburg und schloss 2019 ihr Studium an der HISK Gent ab. Seit 2019 hat sie einen Forschungs- und Lehrauftrag am Lehrstuhl für Bildende Kunst an der RWTH Aachen. Seit 2021 ist sie zudem wissenschaftliche Mitarbeiterin an der FHNW Kunsthochschule Basel, der Kunsthochschule Linz und dem KASK Gent und seit 2022 bei Prof. Claudia Mareis an der Humboldt-Universität zu Berlin. Ihre Arbeiten wurden auf der 18. La Biennale di Venezia/IT, im MHKA Antwerpen/BE, in der Beursschouwburg Brüssel/BE, im Albert van Abbehuis Art Center Eindhoven/NL, im Cultural Center San Pedro de Atacama/CL und im CIAP Kunstverein Genk/BE gezeigt. Künstlerische Aufenthalte führten sie in die Villa Empain Brüssel/BE, den Hangar Barcelona/ES und die Residenz La Wayaka Current in der Atacama-Wüste/CL. Ihr Werk wird von der Galerie Annie Gentils in Antwerpen/BE vertreten.

[1]Starosielski, Media Hot and Cold, 2022: Introduction

 

Carbon Technostructures: Die ökologischen Auswirkungen unseres digitalen Handelns

Hugo Roger wurde eingeladen, die Arbeit von Guillaume Slizewicz und Gijs de Heij, Carbon Technostructures, zu untersuchen und seine Gedanken mitzuteilen. (Der Text ist auf Englisch, auch auf Französisch verfügbar.)

Carbon Technostructures

Das Projekt zielt darauf ab, die Infrastrukturen, die unsere technologischen Praktiken unterstützen, sowie deren Energieverbrauch und Umweltauswirkungen sichtbar zu machen. Es soll die Aufmerksamkeit auf die Energieinfrastrukturen lenken, auf die unsere Technologie angewiesen ist, und auf ihre ökologischen Auswirkungen.

Die erste Phase, die derzeit über eine Web-API namens Carbon Aware entwickelt wird, zeigt die Energiearten, die die Server der Website und die Standorte der Nutzer antreiben, und verdeutlicht so den greifbaren Fußabdruck unseres digitalen Handelns. Für diese Residenz schlagen die Künstler vor, ihre Untersuchung durch eine physische Installation zu erweitern und die Energiedynamik in kulturellen Räumen zu erforschen.

Über seine Schöpfer: 

Guillaume Slizewicz spricht in der Sprache der Technologie, erzählt aber eine emotionale Geschichte. Er übersetzt komplexe soziale Themen, von der lokalen Luftqualität bis zur Online-Überwachung, in Objekte und Installationen, die digitale und physische (Un-)Materialien kombinieren. Nach seinem Abschluss in Politik, Philosophie und Wirtschaft im Jahr 2013 arbeitete Guillaume als Stratege und Berater. In diesen Jahren wandte er sich dem Design Thinking, dem Produktdesign und schließlich der Datenvisualisierung und dem maschinellen Lernen zu, was ihn dazu veranlasste, einen BA in Produktionstechnologie an der Kopenhagener Schule für Design und Technologie (KEA) zu absolvieren. Nach seiner Ankunft in Brüssel begann er als Designforscher für die Forschungsgruppe Urban Species der LUCA School of Arts und der ULB in Brüssel zu arbeiten. Parallel dazu gründete er im Jahr 2020 sein eigenes Studio. Seine Arbeiten wurden von Institutionen wie Impakt (Utrecht), Design Museum (Gent), Le Pavillon (Namur) und BioArt Labs (Eindhoven), Fake/Authentic (Mailand), von Universitäten in Brüssel, Leuven, Basel und Hongkong sowie an Orten, die tief in das lokale Stadtgefüge eingebettet sind, wie Biestebroekbis, La Maison du Livre St Gilles und Constant in Brüssel, präsentiert. 

Gijs de Hijs ist der andere Künstler, der an diesem Projekt arbeitet. Er ist Grafikdesigner, Künstler und Programmierer und lebt in Brüssel. Seit 2013 ist er Mitglied des Kollektivs Open Source Publishing in Brüssel. Er verwendet ausschließlich freie Software, deren Freiheiten ihm erlauben, kritisch über Technologie und ihre Infrastrukturen nachzudenken.