Staatsbibliothek in Berlin
„Ich wurde zu einem wilden Leser“
![Eine Lebensform, eine Art Irrgarten: Harald S. in der Berliner Staatsbibliothek Eine Lebensform, eine Art Irrgarten: Harald S. in der Berliner Staatsbibliothek](/resources/files/jpg622/7372-formatkey-jpg-w320m.jpg)
Harald S. studierte Geisteswissenschaften und verlief sich 1985 in der Berliner Staatsbibliothek am Potsdamer Platz – ein Irrweg mit Folgen. Seitdem wühlt er dort gerne im Abseitigen und erkundet das Nichtsnutzige.
Mitte der Achtzigerjahre bin ich hier das erste Mal herein geschlendert. Die Bibliothek war leerer, nur zu den Prüfungszeiten kamen viele Studenten zum Lernen. Damals begann ich meine Doktorarbeit – der Ort ist ein guter Disziplinierungsrahmen. Reinkommen war leicht: Es gab kein Drehkreuz, keine Ausweise, keine Gebühren. Lesesaal und Präsenzbibliothek konnte man einfach so nutzen. Erst Jahre später hatte ich einen Ausweis. Anfang der Neunzigerjahre, nach der Maueröffnung, bildete sich schon morgens eine Menschentraube am Eingang. Es gab ein großes Rennen um einen Arbeitsplatz. Nun ist es wieder entspannter.
Ich bin kein häuslicher Mensch, Wohnungen interessieren mich nicht, die eigene besteht aus einem Bücherlager und einem Bett. Ideal wäre es, im Hotelzimmer zu leben. Das geht aber nicht. Hier habe ich die Literatur, die ich benötige, obwohl ich, wie in allen Bibliotheken, auch Lücken entdecke. Ich mache mir jedoch keine Sorgen, die Millionen von Bänden auslesen zu können.
Ich schlage nicht unbedingt ein Buch zuerst vorne auf, sondern vielleicht hinten, um mir Anmerkungen und Literaturverzeichnisse anzusehen. Mir liegt das Haptische, mich interessiert auch, wie zum Beispiel Schrifttypen aussehen. Ein Bildschirm ist für mich etwas sehr Glattes. Er bietet keinen Widerstand, hat keine Rauheit, keine Falten, die das Denken in Gang setzen.
Die Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz ist die größte wissenschaftliche Universalbibliothek Deutschlands. Ihr Hauptbestand umfasst unter anderem rund elf Millionen Bücher, zahlreiche Sondersammlungen, Nachlässe und Autografe.Sie hat zwei Standorte: am Boulevard Unter den Linden in Berlin-Mitte und am Kulturforum in der Potsdamer Straße in Berlin-Tiergarten, einem Neubau, der 1978 nach Entwürfen des Architekten Hans Scharoun fertiggestellt wurde.
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