Unterrichtskompetenz erweitern
Neues ausprobieren mit Praxiserkundungen
„Es macht mir Spaß, Neues auszuprobieren. Was ich in einer Fortbildung lerne, versuche ich auch in meinem Unterricht zu verwenden, in der Regel immer ein bisschen anders, angepasst an Situation, Klasse und Thema. Es gefällt mir zu experimentieren, nicht immer klappt es ... Es muss kein besonders großes Projekt sein, es handelt sich um kleine Experimente, die aber doch Bedeutung haben.“
Monica Acler, Lehrerin aus Italien
1. Was sind Praxiserkundungen?
Wenn man als Sprachlehrer/in die eigene Unterrichtskompetenz ausbauen und im Unterricht neue Ideen ausprobieren möchte, können Praxiserkundungsprojekte hilfreich sein. Als Ausgangspunkt für eine Praxiserkundung wählt man eine didaktische Fragestellung aus, die einem wichtig ist und der man in eigenen Unterricht nachgehen möchte. Immer mehr Lehrkräfte lernen in Fortbildungen, Praxiserkundungsprojekte (PEPs) durchzuführen und auf diese Weise das, was sie in der Fortbildung gelernt haben, in ihrem spezifischen Kontext auszuprobieren. Praxiserkundungsprojekte sind deshalb Instrumente lebenslangen Lernens für Lehrer/inne/n, die als Expert/inn/en ihres Unterrichts positive Veränderungen selbst herbeiführen. Das Erkunden und Einüben von neuem unterrichtlichen Handeln in einem Praxiserkundungsprojekt folgt einem Ablauf von 10 Schritten. Diese Schritte sind wichtig, damit sich über das kollegiale Analysieren, Ausprobieren und die Reflexion dessen, was im Unterricht oder mit Blick auf die Lernprozesse der Lernenden geschieht, wirklich neue Unterrichtskompetenzen aufbauen. Lesen Sie hier mehr über die 10 Schritte zum Praxiserkundungsprojekt:2. Ein Beispiel für eine Praxiserkundung
Schüler/innen fassen die Arbeit mit einem literarischen Werk in Form einer Nachrichtensendung zusammenWas geschieht z.B., wenn Schüler/innen eine intensive Lektürephase (gelesen und bearbeitet wurde „Momo“ von Michael Ende) einmal mit einem selbstgedrehten Video vom Typ „Tagesschau in 100 Sekunden“ zusammenfassen und dieses Video ihrer Klasse präsentieren? Das wollten Monica Acler und zwei Kolleginnen wissen und probierten dies als Gruppenarbeit mit ihren Lernenden auf B1+ - Niveau in der 12. Schulstufe eines Gymnasiums aus. Sie brachten mit dieser Erkundung in Erfahrung,
- was ihre Lernenden von der Schullektüre mitgenommen haben und auf welche Weise sie das Gelernte in der Textsorte „Tagesschau in 100 Sekunden“ darstellen würden
- ob die Bearbeitung der Inhalte in Form eines Smartphone-Videos die Kreativität der Lernenden herausfordern würde und damit auch ihre Motivation, zusammen an der Aufgabe zu arbeiten, fördern würde
- wie ihre Schüler/innen selbst diese bisher unbekannte Lernaktivität bewerten würden (Fragebogen für die Lernenden)
Praxiserkundungen müssen nicht immer umfangreich dokumentiert sein oder mit Kollegen diskutiert werden. Wichtig ist jedoch, dass die Ausgangsfrage zu einer Erkundung wirklich von Interesse und möglichst konkret ist, so dass man die Wirkung einer neuen Handlung im Unterricht oder eines Lernmaterials konkret beobachten kann. Wenn eine Lehrperson dann –wie Monica Acler und ihre Kolleginnen- überrascht ist, weil sie genau die positiven Aspekte beobachtet, die sie beabsichtigt hatte, ist das vermutlich ein Grund, öfter einmal eine ganz unerwartete Aktivität zu wählen und auf die Medienkompetenz der Schüler/innen zurückgreifen. Eine Praxiserkundung muss also nicht aufwändig sein.
Monica Acler, die mit ihren Kolleginnen bereits mehrere Praxisprojekte durchgeführt hat, schreibt:
Bei den Praxiserkundungsprojekten, die ich durchgeführt habe, habe ich gelernt, meinen Unterricht gezielter zu organisieren, und vor allem meinen Schülern das, was sie erreicht haben, immer klar zu machen.