Die DEFA feiert in 2016 ihren 70. Geburtstag. Bevor sie gemeinsam mit der Berliner Mauer verschwand, war sie das staatliche Filmunternehmen der DDR. Sie hinterließ ein gewaltiges kinematografisches Erbe, auch über Chile, das jetzt in der Cineteca Nacional vorgeführt wird.
© DEFA Stiftung
Als der Zweite Weltkrieg beendet war und Berlin geteilt wurde, lagen die legendären Filmstudios der UFA im sowjetischen Sektor. Schon im Jahre 1946 wurde der erste Nachkriegsfilm mit dem Titel
Die Mörder sind unter uns in Ostdeutschland gedreht, und von jener Zeit an produzierten die DEFA-Studios, wie die Filmindustrie umgetauft wurde, 950 Spielfilme, 820 Animationsfilme und 5.800 Dokumentar- und Nachrichtenfilme. Obwohl die DEFA die direkte Nachfolgerin der UFA war und deren Einrichtungen nutzte, war die Idee hinter der DEFA, eine antifaschistische und sozialistische Kultur zu gründen. In diesem Sinne wurde sie als Propagandamittel für das junge Ostdeutschland benutzt. Gleichzeitig aber machte sie Platz für große Filme und Regisseure, bevor sie wegen des Mauerfalls verschwand. Im Juni wird eine Auswahl der DEFA-Filmklassiker in der Cineteca Nacional gezeigt. Verschiedene Filme für Kinder, die bis heute im deutschen Fernsehen gezeigt werden und immer noch Anhänger*innen verschiedenen Alters haben, werden im Juli gezeigt. Und im September folgen die Werke, die einen Bezug zu Chile aufweisen.
Nach dem Fall der Berliner Mauer 1989, dauerte es mehrere lange Jahre, bis die DEFA-Stiftung im Jahre 1998 gegründet wurde, um über das filmische Erbe der DDR zu verwalten. Momentan verfügt sie über 12.000 Filme und kümmert sich um deren Aufbewahrung und Verbreitung.
Die Beziehung zu Chile war ebenfalls Teil ihrer Aufgaben. Ich hatte 2011 die Gelegenheit, den damaligen Leiter der DEFA-Stiftung, Helmut Morsbach, kennenzulernen. Er schlug dem Goethe-Institut Chile vor, gemeinsam eine Filmreihe über das chilenische Exil in der DDR zu zeigen, die noch nie in unserem Land gezeigt worden waren, was nur an der Sprachbarriere lag. Die Cineteca Nacional und das Museo de la Memoria schlossen sich dem Projekt an und so konnten 2012 eine Serie Spielfilme und Dokumentarfilme, die das Leben der Chilen*innen in der DDR zeigten, zum ersten Mal in Chile ausgestrahlt werden. Der interessanteste Aspekt an diesen Filmen ist, dass sie zwischen den Zeilen auch von der Haltung der Deutschen gegenüber unseren Landsleuten zeugten. Und wie im richtigen Leben, gab es alles. So repräsentieren diese Filme ein unerwartet menschliches Porträt der DDR. Vor allem
Isabel auf der Treppe, mit der Hauptdarstellerin Irina Gallardo, Tochter des Schauspielers Fernando Gallardo und
Blonder Tango, mit dem Drehbuch Omar Saavedras und mit dem Schauspieler Alejandro Quintana stechen hervor.
Zu der Reihe gehörte auch
El paso/Der Übergang von Orlando Lübbert, der in der DDR gedreht wurde. Auch
El Cantor von Dean Reed, von der DEFA produziert und den wir schon für das In-Edit Festival entdeckt hatten. Zusätzlich dazu wurde die Heynowski & Scheumann Reihe über Chile ausgestrahlt. Dabei handelt es sich um zwei DDR-Dokumentaristen, die vor und nach dem Putsch in Chile filmten, das Bombardement der Moneda miteinbegriffen (die zu ikonischen Bildern auf der ganzen Welt wurden).
Dieses Jahr wird den 70 Jahren DEFA gedacht, ausgehend von den Dreharbeiten zu
Die Mörder sind unter uns zwischen den Trümmern eines zerstörten Berlins. Um diesen Geburtstag zu feiern, hat das Goethe-Institut mit der DEFA-Stiftung eine Vereinbarung getroffen, um diese Filme in der ganzen Welt zu zeigen und in Chile schließen wir uns bei dieser Gelegenheit an. Im September wird der Schwerpunkt auf den DEFA-Filmen über Chile in der Cineteca Nacional liegen. Außerdem werden wir im Museo de la Memoria andere unveröffentlichte Filme in Chile zeigen, bei denen Juan Forch zusammen mit Vivianne Barry in den Animationsstudios der DEFA in Dresden Regie führte. Es handelt sich um eine Reihe Kurzfilme über politische und literarische Thematiken, und wir hoffen darauf, sie in Chile zusammen mit ihren Schöpfer*innen zu zeigen.
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© DEFA-Stiftung, Eugen Klagemann
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Foto: Rudolf Meister
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Foto: Dieter Lück