Die Mauer trennt ein bekanntes Hier von einem unbekannten Dort. Wenn es keine Öffnung in ihr gibt, um sie zu durchschreiten, keinen Weg über sie zu klettern, sie auf irgendeine Art zu überwinden, bleibt sie die Begrenzung unseres Horizonts. Sie bleibt der Saum unserer Welt, die Grenze der zu erlebenden Wirklichkeit. Wenn ich vor einer Mauer stehe, fühle ich mich mit ihrer Begrenzung konfrontiert – und dadurch gleichzeitig mit der Frage nach Freiheit und dem Umgang mit dieser. Eine Mauer weckt in mir den Wunsch nach Unbegrenztheit. In meiner Arbeit bin ich diesem Wunsch auf zwei Arten nachgegangen.
Zum einen bin ich auf visuelle Weise dem Handlungsimpuls gefolgt, die Grenze der Mauer durchbrechen und einreißen zu wollen. Dafür habe ich die mir zur Verfügung gestellten Strukturen der Typografie verwendet und sie verändert.
Zum anderen habe ich durch einen Perspektivwechsel den Blick über die Mauer in die Weite des Himmels geöffnet und farbig wechselnde Wolkenspiele als bewegten Kontrast zur starren Tristesse der Mauer eingesetzt. Ihre Bruchstücke bleiben nur noch schemenhaft in der Wahrnehmung.