Interview
Garo Keheyan

Ein Mann mittleren Alters mit grauem Haar, Sonnenbrille und kariertem Hemd sitzt unten rechts auf dem Foto. Hinter ihm ist ein Holzboden mit einer erhöhten Plattform und einer Reihe von Kiefern zu sehen.
Foto: Garo Keheyan

Garo du gehörst zu den musikbegeistertsten Menschen, die ich kenne. Vor mehr als zwanzig Jahren hast du die Pharos Arts Foundation gegründet, die Musikkonzerte auf höchstem Niveau in der Shoe Factory und im Olive Grove organisiert und Musikstudenten die Möglichkeit gibt, mit Musiker:innen von Weltrang ins Gespräch zu kommen und an deren Proben teilzunehmen. Vor über zehn Jahren wurde das Contemporary Music Festival ins Leben gerufen und vor zehn Jahren das Chamber Music Festival. Da die Pharos Arts Foundation keine vom Staat kontinuierlich und ausreichend finanzierte Organisation ist, ist die Finanzierung dieses großartigen Musikprogramms eine enorme Anstrengung. Was bewegt dich so viel Kraft, Zeit und Geld in diese Musikprojekte zu stecken?

Du hast Recht, liebe Karin, wenn man bedenkt, dass das Pharos-Projekt ein Werk der Liebe und der Aufopferung ist (wenn auch mit unermesslicher Belohnung). In den vergangenen 23 Jahren haben wir das kulturelle Leben unserer Gesellschaft verändert, insbesondere im Bereich der Musik, und das Leben Tausender von Menschen bereichert. Ich glaube, dass Wissen und Kultur erfolgreiche Gesellschaften kreieren, und wenn wir nicht in den Aufbau einer kultivierten Gesellschaft investieren, ist die Zukunft düster, insbesondere für die Jugend.

Musik ist eine verbindende und universelle Sprache - sie hat eine heilende und transformative Kraft. Eigentlich ist der gesamte Kosmos aus Klang und Schwingung aufgebaut, und die große Kunstmusik aller Kulturen ist ein Mittel, um uns mit unserem wesentlichen Kern als spirituelle Wesen und mit unserer Menschlichkeit zu verbinden. Das ist der Zweck der sakralen Musik, und alle große Musik dient dieser Funktion. Deshalb glaube ich, dass es wichtig ist, so viele Menschen wie möglich mit ihr in Berührung zu bringen. Aus diesem Grund hat Pharos auch in die musikalische Ausbildung junger Menschen investiert, und in den letzten 15 Jahren haben Zehntausende von Schülern aus ganz Zypern an unseren Aktivitäten teilgenommen. Wenn ich gefragt werde, warum es Pharos gibt, sage ich, dass es dazu da ist, den menschlichen Geist zu nähren und zu fördern.

Wir erwarten nicht, dass der Staat alles finanziert, was wir tun, ganz im Gegenteil. Was wir tun, ist jedoch auf so vielen Ebenen ganz offensichtlich im öffentlichen Interesse, dass wir uns von der Regierung mehr Unterstützung und Verständnis für unsere Arbeit wünschen würden. Sie und Zypern würden davon nur profitieren.

Die Pharos Arts Foundation kooperiert seit vielen Jahren mit dem Goethe-Institut. Zuletzt hat das KUSS Quartett anlässlich Beethovens 250. Geburtstag Konzerte im Olive Grove gegeben. Ensemble Modern war hier als die Pharos Arts Foundation ihr 20järiges Jubiläum feierte. Seit wann arbeitet die Pharos Arts Foundation mit dem Goethe-Institut Zypern zusammen?

Ich denke, seit den Anfängen unseres Bestehens vor 23 Jahren! Wir sind noch nicht so alt wie ihr, aber wir haben euren wichtigen Beitrag zum kulturellen Leben Zyperns schon früh erkannt und waren der Meinung, dass eine Zusammenarbeit notwendig und möglich ist.

Welche Projekte mit dem Institut sind dir besonders im Gedächtnis geblieben?

Es gibt so viele außergewöhnliche deutsche Künstler, die wir im Laufe der Jahre zu Gast hatten, immer mit Unterstützung des Goethe-Instituts, dass es schwer ist, eine Auswahl zu treffen! Was mir sofort in den Sinn kommt, ist der zweite Besuch von Amarcord, einem außergewöhnlichen Vokalensemble, das mit seiner hohen Kunstfertigkeit und seinen weltlichen Darbietungen sakraler Musik aus dem Mittelalter, unter anderem in einem wunderschönen gotischen Raum im nördlichen Teil von Nikosia, begeisterte. Dies war auch eine wunderbare Gelegenheit, Menschen aus allen Gemeinschaften der Insel mit dem einzigen Ziel zusammenzubringen, ihren Geist zu erheben und auf die größeren Realitäten hinzuweisen, die uns als Menschen und potenzielle Freunde verbinden.

Ich erinnere mich auch gerne an den Besuch der Akademie für Alte Musik, Berlin. Nach ihrem Konzert in Nikosia besuchten wir den kürzlich erworbenen Olivenhain. Nach einem herzhaften Mittagessen und reichlich Wein gaben die Musiker zum ersten Mal ein improvisiertes Konzert an diesem heiligen Ort und spielten ihre Instrumente, während sie zwischen den tausend Jahre alten Olivenbäumen umhergingen! Damals hatte ich das Gefühl, dass dies der Beginn vieler wunderbarer Konzerte im Olivenhain sein könnte - etwas, das sich in den folgenden Jahren bewahrheitete.

Unvergesslich war auch die Vorführung eines Dokumentarfilms über den legendären Thomanerchor der Leipziger Thomaskirche, wo Bach einst Kapellmeister war, der mit ihrem Besuch und Auftritt zusammenfiel. Ein historisches und bewegendes Ereignis.

Was ist besonders an der Zusammenarbeit von der Pharos Arts Foundation mit dem Goethe-Institut? Was zeichnet die Zusammenarbeit aus?

Es ist eine Zusammenarbeit und Kooperation, die wir sehr schätzen. Für uns ist sie etwas Besonderes, weil wir euer Engagement und euer Interesse an der Förderung der Kultur anerkennen und eure Bereitschaft, sie als Priorität zu betrachten und zum Nutzen anderer in sie zu investieren. Ich denke, unsere Beziehung basiert auch auf gegenseitigem Vertrauen und Respekt voreinander. Wir sind uns beide bewusst, dass wir durch den Dialog und den kreativen Austausch schon eine ganze Menge gemeinsam erreicht haben!

Das Goethe-Institut Zypern ist in diesem Jahr 60 Jahre alt geworden, nur ein Jahr jünger als die Republik Zypern. Was wünscht du dem Institut für die nächsten Jahre?

Zunächst einmal möchte ich das Goethe-Institut dazu beglückwünschen, dass es von Anfang an dabei war. Es hat sein Engagement und seine Ernsthaftigkeit unter Beweis gestellt. Deutschland hat ein großes und bewundernswertes geistiges und kulturelles Erbe, insbesondere in der Musikkultur. Giganten wie Bach und Beethoven sind Gestalten von universeller Bedeutung, die die Seele der Menschheit mit ihrer ewigen Musik nähren. Ich hoffe, dass das Goethe-Institut in Zypern noch viele Jahre weiterbestehen und gedeihen wird und dass es unserer Insel und ihren Bewohnern die besten und höchsten Ausdrucksformen der deutschen Kultur bringen wird.

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