Im Gespräch mit
Filip Jícha
1) Was ist für Sie „typisch deutsch“?
Die Begeisterung für die verschiedensten Dinge. Egal ob es um Sport geht oder um das Oktoberfest, überall herrscht eine authentische Begeisterung. Die Deutschen wissen einfach, wie man Spaß hat.
2) Was ist für sie „typisch tschechisch“?Ich bin selber Tscheche, daher trifft das für mich auf viele Sachen zu. Aber von Deutschland aus und aus der Sportler-Perspektive würde ich sagen: Eishockey und unsere Bierstuben.
3) Welchen Einfluss übt Deutschland auf Ihr Schaffen oder Ihr Leben aus?Deutschland ist für mich so etwas wie eine zweite Heimat geworden. In meinem Beruf als professioneller Handballer begegnen einander hier wirklich die besten Spieler der Welt. Für mich ist das eine tolle Gelegenheit, mich Woche um Woche mit ihnen zu messen.
4) Mit wem in Deutschland würden Sie gerne einen Tag tauschen?Ganz bestimmt mit keinem Politiker. Deren Arbeit und Verantwortung möchte ich nicht haben. Aber falls ich die Rolle mit jemandem in Deutschland tauschen könnte, dann wäre das zum Beispiel der Ryder Cup-Sieger Martin Kaymer. Als Hobby-Golfer bin ich schon ein wenig neidisch auf sein Talent.
5) Was verbindet Ihrer Meinung nach Deutsche und Tschechen?Meiner Meinung nach gibt es eine Menge Dinge, in denen wir Tschechen mit den Deutschen ähnlich sind. Ich denke, dass beide Nationen sehr fleißig sind. Außerdem hatte ich die Gelegenheit das Oktoberfest in München zu besuchen und ich glaube, dass es dort den meisten Tschechen gefallen würde.
6) Was war Ihr schönstes Erlebnis in Deutschland?Die Geburt meiner Tochter.
7) Was war Ihr unerfreulichstes Erlebnis in Deutschland?Bisher hatte ich in Deutschland kein unerfreuliches Erlebnis und hoffe, dass ich auch keins erleben werde.
8) Haben Sie einen Lieblingsort in Deutschland?Unser Dörfchen Melsdorf ist unser Lieblingsort.
9) Auf was könnten Sie in Deutschland gerne verzichten?Auf die übertriebene Bürokratie der deutschen Behörden.
10) Welche Gewohnheit oder Idee aus Deutschland würden Sie gerne in Tschechien übernehmen?Dass am Sonntag wie in den meisten deutschen Städten alle Geschäfte geschlossen sind. Die Leute sollten einen Tag nur für sich und die Familie haben.
Filip Jícha im Porträt
2010 war für Filip Jícha ein Jahr der Superlative: Welthandballer, Deutscher Meister, Meistertitel und Torschützenkönig in der Champions-League, Handballer des Jahres in Deutschland, wertvollster Spieler bei der Europameisterschaft in Österreich. Kurz: Der Handball-Profi war ein Superstar, in Tschechien wie in Deutschland.
Seine professionelle Karriere begann der gebürtige Pilsener mit 18 Jahren bei Dukla Prag. Nach den Stationen Saudi Arabien, Katar und Schweiz spielte Filip Jícha seit 2005 in der Bundesliga. Zunächst beim TBV Lemgo, seit 2007 beim Rekordmeister THW Kiel. Im Jahr 2015 wechselte er zum FC Barcelona. Filip Jícha beendete im Oktober 2017 seine Karriere.
Im Trikot mit der Nummer 9 erzielte Filip in 73 Spielen 330 Tore für die tschechische Nationalmannschaft.
Filip Jícha und seine Frau Hanka haben eine Tochter Valerie und einen Sohn Vincenc.