Weihnachten in Deutschland
Ungewöhnliche Weihnachtstraditionen aus Bayern und Sachsen
Wenn es um Weihnachtsbräuche geht, fallen wohl vielen Menschen in Deutschland und Tschechien Plätzchen, Weihnachtsmärkte und Christbäume ein. Doch gibt es in beiden Ländern auch noch viele andere Traditionen, die die Zeit um Weihnachten zu einer ganz besonderen im Jahr machen. In Bayern und Sachsen ähneln viele Bräuche denen in Tschechien, doch manche sind auch völlig einzigartig.
Von Anna Weber
ein vorläufer des Adventskranz: der bayerische „Paradeiser“
Dieser Weihnachtsbrauch lässt sich in Altbayern und Österreich über 400 Jahre zurückverfolgen und ist damit älter als der Adventskranz oder der Christbaum. Der Paradeiser besteht aus sechs gleich langen Holzstäben, deren Enden man in vier rote Äpfel steckt, sodass sich eine Pyramide ergibt. Manchmal kommt in die Äpfel dann je noch eine Kerze. Die Bezeichnung Paradeiser leitet sich ab vom „Adam-und-Eva-Tag“ am 24. Dezember, dem jetzigen Heiligabend. Denn das Paradeiserl war ursprünglich ein Symbol für den Sündenfall im Paradies – daher die Äpfel. Die Dreiecks-Form symbolisiert die christliche Dreieinigkeit, die die Menschen von diesem Sündenfall befreit. In vielen bayerischen Bauernstuben findet sich dieser schlichte und erschwingliche Adventsschmuck auf einem Teller mit Plätzchen, Nüssen und Trockenobst.Das christbaumloben
Im Allgäu, in Franken und in der Oberpfalz ist mit dem Christbaum seit dem Ende des 19. Jahrhunderts ein schöner geselliger Brauch verbunden. Beim „Christbaumloben“ oder „Christbaumschauen“ besucht man spontan Nachbarn, Freunde und Bekannte, um deren Baumschmuck zu bewundern. Im Gegenzug erhält man von diesen einen Schnaps – oder auch mehrere. Diese Tradition ist vermutlich deshalb entstanden, weil es in den betreffenden Regionen aufgrund der harten Arbeit in der Landwirtschaft oft nur im Winter Zeit für soziale Kontakte gab. Umso schöner, dass das Christbaumschauen seit vielen Jahrzehnten die Menschen zusammenbringt!die bayerischen rauhnächte
Die Zeit zwischen dem 1. Weihnachtsfeiertag (25. Dezember) und dem Dreikönigstag (6. Januar) – die „Zeit zwischen den Jahren“ – hat traditionell in Bayern große mythologische Bedeutung. Es sind die Wochen der „Rauhnächte“, in denen sich viele übernatürliche Erscheinungen zutragen. Im Alpenraum glaubten viele Menschen, dass in diesen Nächten die Tiere der Bauern sprechen können und die Zukunft vorhersagen. Als Mensch darf man diesen Prophezeiungen aber nicht zuhören, sonst stirbt man. Ein wichtiges Ritual zum Vertreiben böser Geister ist das „Ausräuchern“ der Wohnräume am Dreikönigstag: man zieht dabei mit einer Pfanne voll glühenden Kohlen und Weihrauch durch die Räume und leitet so das neue Jahr ein.SÜSSE WEIHNACHTEN AUS SACHSEN
Wenn man über Weihnachten und Sachsen spricht, ist es fast Pflicht, den legendären Dresdner Stollen zu erwähnen. Im Vergleich zu der mittlerweile auch in Tschechien beliebten „vánočka“ sind die Dresdner Stollen in der Regel härter, trockener und viel süßer – gegessen werden sie auch nicht in großen Mengen, sondern eher stückweise verkostet.Die Geschichte des Stollens aus Sachsen reicht weit ins Mittelalter zurück, wobei es 1615 sogar zum sogenannten „Stollenkrieg“ zwischen Bäckern aus Meißen und Siebenlehn kam. Weniger später – 1648 – erhielten aber die Dresdner Bäcker das Monopol auf das Gebäck, dessen Form ursprünglich an das in Windeln gepackte Christkind erinnern sollte. Auch heute noch ist der Dresdner Stollen gesetzlich geschützt: seit 2010 dürfen ihn laut EU-Recht nur etwa 130 Bäckereien und Konditoreien aus dem Raum Dresden nach ihrem traditionellem Rezept backen.