© 2020 Dumont Verlag, Köln
Die Schriftstellerin und Schauspielerin Verena Güntner (geb. 1978) debütierte 2014 mit dem Roman Es bringen, der erfolgreich für die Bühne adaptiert und mit dem deutschen Hörbuchpreis ausgezeichnet wurde. Ihr zweiter Roman Power kam auf die Shortlist des Leipziger Buchpreises 2020. Die Nominierung scheint gerecht zu sein – der Roman ist nicht nur in einer eigenartigen, sehr munteren und zugleich präzisen Sprache geschrieben, sondern verbindet geschickt auch mehrere literarische Genres.
Die Hauptfigur – Kerze genannt – ist ein Dorfmädchen, Bewohnerin eines winzigen Dorfes, das vom Wald und Felder umgegeben ist, das sich auf die Suche nach einem verschwundenen Hund macht. Der Hund „Power“ gehört der alten Hitschke – einer einsamen Nachbarin – und Kerze verspricht ihn wiederzufinden. Der Suche schließen sich nach und nach immer mehr Dorfkinder an. Und ab jetzt beginnt die Geschichte fast ein spektakulärer Krimi zu sein – alle Kinder verschwinden spurlos im Wald und werden irgendwann selbst zum harten Rudel – sie bellen, beißen, knurren, buddeln und schließlich verwildern sie fast – wie in einer dystopischen Welt. Aber hier geht es nicht um die Suche nach einem Hund und um das Leben der Kinder in der Wildnis: Der einfache Plot der Geschichte steigert sich plötzlich – und das ganze Dorf wird fast an den Rand des Wahnsinns getrieben. Die Erwachsenen erhalten eine bittere Lektion, die ihnen ihre eigenen Kinder erteilen – um die Kälte der Gesellschaft, fehlendes Mitgefühl, Radikalisierung, gestörte Beziehungen und die Einsamkeit und Entfernung von der Natur aufzuzeigen. Empfehlenswertes spannendes Lesen und auch ein bisschen gruselig!
Dumont Verlag