© Carl Hanser Verlag
Norbert Gstrein gehört seit den späten 1980er-Jahren zu den anerkanntesten österreichischen Gegenwartsautoren. Während die ersten Romane ausnahmslos in den Dörfern seiner Tiroler Heimat spielen, stellt Gstrein in den letzten beiden Jahrzehnten die ganz Europa erschütternden Ereignisse – den Holocaust, die Jugoslawienkriege und die Flüchtlingswelle – in den Mittelpunkt, wobei er gleichzeitig deren Erzählbarkeit stark in Zweifel zieht.
Im neuen Roman verschränkt sich eine Ehekrise mit der neuesten Flüchtlingskrise. Der Ich-Erzähler ist ein Gletscherforscher, der mit zunehmendem Unbehagen die Wohltätigkeit seiner Frau, einer Schriftstellerin, verfolgt, die eine syrische Familie in ihrem Wochenendhaus aufnimmt. Die Situation droht zu eskalieren, als das Haus von rassistisch gesinnten Jugendlichen umstellt wird. Und möglicherweise ist auch der syrische Familienvater nicht ganz der, für den er sich ausgibt … Ein Roman über den mentalen und sittlichen Zustand europäischer Gesellschaften, der uns auch nachdrücklich daran erinnert, dass komplexe historische Situationen keine einfachen Geschichten zulassen.