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Der Roman von Jan Peter Bremer Der junge Doktorand dreht sich um zwei ältere Menschen, die seit Langem in einer umgebauten Mühle außerhalb eines verschlafenen Provinzstädtchens leben. Sie haben sich aneinander gewöhnt und leiden unter der alltäglichen Routine ihres Zusammenlebens. Der Maler Günter Greilach und seine Frau Natascha sowie ihre Freundin Jutta warten auf die Ankunft des „jungen Doktoranden“, der über Günter schreiben soll – und alle haben ihre eigenen Erwartungen. Doch der „junge Doktorand“ schickt bereits seit zwei Jahren Postkarten, in denen er mitteilt, warum er seinen Besuch wieder verschieben muss. Die Gründe sind abenteuerlich: so sei er beispielsweise bei einem Reitturnier in Andalusien vom Pferd gefallen und daher im Krankenhaus. Doch eines dunklen und regnerischen Abends steht der „junge Doktorand“ plötzlich vor der Tür. Er heißt Florian. Was er hier eigentlich will? Und was er zu tun gedenkt? Viel erzählt er nicht gerade. Überhaupt schweigt er viel.
Manchmal kommen beim Lesen des Romans Assoziationen mit Becketts Warten auf Godot, Gogols Revisor oder mit Kafka auf. Doch dies ist ein anderes Warten. Menschen, die sich an alles in ihrem Leben gewöhnt haben und dessen überdrüssig sind, erwarten einen Fremden, der Abwechslung verspricht. Günter hofft, durch die Arbeit des Doktoranden neuen Ruhm und Aufmerksamkeit zu erhalten. Natascha erhofft sich jemanden, mit dem sie sich unterhalten kann und der das von ihr zubereitete Essen lobt, denn ihr Ehemann behauptet immer, das Gulasch sei versalzen.
„Elegante Prosa“, „Kammerspiel mit einem alten Ehepaar und einem Fremden“ und „bitterkomische Groteske“ sind nur einige der Bezeichnungen für den Roman in Rezensionen der deutschen Presse. Der junge Doktorand stand auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis 2019. Bremers bekanntester Roman ist Der amerikanische Investor. Der Schriftsteller erhielt außerdem mehrere literarische Stipendien und Prämien.
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