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Frauen- und Genderprojekte
Vernetzung in Oberägypten nimmt Fahrt auf

Seit 2015 setzt das Goethe-Institut in Kairo verstärkt auf Projekte und Veranstaltungen rund um die Themen Gender und Women Empowerment.
Goethe-Institut Kairo / Nadia Mounier

Veranstaltungen und Projekte zu Themen wie Gender oder Women Empowerment sind in Kairo und Ägyptens urbanen Zentren mittlerweile sozusagen Selbstläufer und meist gut besucht. Doch während sich hier immer mehr Menschen für einen entsprechenden Wandel einsetzen, finden sich in Ägyptens Provinzen – vor allem in Oberägypten – allenfalls zaghafte Ansätze, das traditionelle Geschlechterverständnis offen zu hinterfragen. Daher führte das Goethe-Institut in Kairo 2017 eine ganze Reihe an Projekten in Oberägypten durch. Einerseits ging es darum, dort präsente Akteurinnen und Akteure untereinander zu vernetzen und ihnen mit Workshops und einer Konferenz in Luxor unter die Arme zu greifen, aber andererseits auch um die Fortbildung von Multiplikatoren im Gender-Bereich voranzutreiben.

Schon seit 2015 setzt das Goethe-Institut in Kairo im Rahmen des vom Auswärtigen Amts in Berlin finanzierten Programms Dialog und Wandel verstärkt auf Projekte und Veranstaltungen rund um die Themen Gender und Women Empowerment. Mit einigen Erfolgen. Schließlich ist die Resonanz von Veranstaltungen wie Workshops, Filmvorführungen oder Diskussionsrunden unverkennbar positiv.

Über 60 Teilnehmer und Teilnehmerinnen versammelten sich bei dem Vernetzungstreffen in Luxor. Goethe-Institut Kairo / Nadia Mounier „Neben dem im Herbst 2016 lancierten Wiki-Gender, einem Onlinelexikon für Gender-Themen auf Arabisch, sowie Trainings- und Schulungsprojekten mit lokalen Partnern in Kairo waren wir zuletzt vor allem in Oberägypten mit Trainingsprojekten aktiv“, sagt Johanna Keller, Leiterin der Abteilung Kulturprogramme am Goethe-Institut in Kairo. Ein dreimonatiges Training-of-Trainers-Programm in der Tourismushochburg Luxor habe auf einigen Schulungen im Frühjahr aufgebaut und mit der Konferenz am 3. Dezember 2017 seinen vorläufigen Abschluss gefunden, erzählt sie. „Projekte in diesem Bereich sind immer größer geworden seit 2015, daher freuen wir uns heute die Früchte dieser Arbeit ernten zu können“, so Johanna Keller am Rande der Vernetzungskonferenz.

Über 60 Teilnehmer und Teilnehmerinnen versammelten sich bei dem Vernetzungstreffen in Luxor, das in Oberägypten zu Gender-Fragen arbeitende Akteurinnen und Akteure zusammenbringen wollte, um damit die Kooperation untereinander zu erleichtern und Synergien zu schaffen. „Die Idee für die Konferenz kam während unseres Gender-Mapping-Projektes in Oberägypten auf“, erzählt Michaela Eckart, Projektkoordinatorin für Gender- und Bildungsprojekte am Goethe-Institut in Kairo. „Wir wollten einen Überblick darüber bekommen, wer hier vor Ort zu Gender-Fragen arbeitet. Deshalb haben wir eine digitale Karte für sechs Provinzen – Minya, Assiut, Qena, Sohag, Luxor und Aswan – erstellt, die wir im Rahmen der Konferenz offiziell gelauncht haben und die Interessierten detaillierte Profile der einzelnen Einrichtungen zugänglich macht“, sagt Michaela Eckart weiter. „Wir hoffen, dass Organisationen in Ägypten die Karte für ihre Arbeit im Gender-Bereich nutzen und sich somit leichter mit anderen Akteurinnen und Akteuren vernetzen können.“

Launch der digitalen Karte für sechs Provinzen. Goethe-Institut Kairo / Nadia Mounier Die Konferenz habe das Goethe-Institut auch genutzt, um Projekte wie das Wiki-Gender einem anderen Publikum vorzustellen und den Alumni aus dem Training-of-Trainers zu helfen, für ihre zukünftige Arbeit Anknüpfungspunkte zu finden, so Michaela Eckart. Vor allem sei es bei der Konferenz aber darum gegangen, die Arbeit des Supportzentrums, in dessen Räumlichkeiten in Luxor die Multiplikatorentrainings durchgeführt wurden, auf eine stabilere Basis zu stellen. Auch war ein Fokus, die Vernetzungsarbeit zwischen beteiligten Personen oder Initiativen, die vor Ort zu Gender-Fragen arbeiten, zu stärken und Wissenstransfers zu erleichtern, erläutert Johanna Keller. Die Konferenz, aber auch das Supportzentrum sollten ein Anschub sein, Wissen weiterzutragen und Multiplikatoren auszubilden. Das sei in Oberägypten besonders wichtig, da abseits der Metropolen Wissenstransfers immer schwieriger seien, ist sie sich sicher.

Nachhaltiger Wandel in der Provinz

Herzstück der jüngsten Projekte in Oberägypten war die Arbeit des Supportzentrums in Luxor, in dem seit Oktober 2017 an der Weiterbildung von Trainerinnen und Trainern gearbeitet wurde. „Begonnen haben wir mit Grundlagenworkshops, in denen wir unterschiedliche Konzepte, aber auch lokale Gegebenheiten und Unterschiede zwischen Stadt und Dorf mit Menschen aus der Region diskutieren konnten“, erzählt Hoda Kandil, lokale Koordinatorin des Trainings- und Supportzentrums in Luxor und langjährige Trainerin in der zivilen Bildungsarbeit. Die inhaltliche Flexibilität sei wichtig gewesen, um auf lokale Bedürfnisse eingehen zu können, so Hoda Kandil. Fragen zu Beschneidung, den schlechten Bildungsaussichten von Frauen, aber auch Problemen rund um das Thema Heirat seien hier einfach andere als in Ägyptens urbanem Norden.

Neben derlei offen konzipierten Einführungstrainings organisierten Hoda Kandil und ihr Team aber auch Diskussionsrunden oder Filmvorführungen in nahe gelegenen Dörfern sowie Kunstworkshops, in denen Frauen und Männer Gelegenheit hatten, ihre persönlichen, aber auch allgemeinen Probleme auf künstlerische Art auszudrücken. „Vor allem die künstlerische Herangehensweise an alltägliche Probleme hat viele Menschen inspiriert und war ein wichtiges Mittel für sie, sich auszudrücken“, berichtet Trainerin Hoda Kandil.

Ein Konzert beendete das Rahmenprogramm in Luxor. Goethe-Institut Kairo / Nadia Mounier Im Allgemeinen sei es für die Menschen, vor allem die teilnehmenden Frauen, wichtig gewesen einen Raum zu haben, um offen über Dinge zu diskutieren und sich auszutauschen, aber auch für die Teilnehmenden des Training-of-Trainers sich auszuprobieren, glaubt sie. Sehr wichtig sei auch die Teilnahme von Männern in den Workshops und Diskussionsrunden gewesen, schließlich werde ein Wandel der Geschlechterrollen nur dann funktionieren, wenn Frauen und Männer gemeinsam dafür eintreten.

Gute Aussichten für weitere Projekte

Angesichts der großen Resonanz des Training-of-Trainers-Programms in Luxor beendet das Goethe-Institut in Kairo den diesjährigen Projektzyklus betont zufrieden. „Wir wollten die Projekte in Oberägypten 2018 besser strukturieren und eine Kernzielgruppe an Multiplikatoren für Gender-Fragen ausbilden, mit denen wir zukünftig zusammenarbeiten können“, sagt Michaela Eckart. „Wir hoffen, dadurch bei bevorstehenden Projekten in der zivilen Gender- und Bildungsarbeit in Oberägypten vermehrt auf ägyptische Trainerinnen und Trainer aus der Region zurückgreifen zu können.“ Der Wandel müsse schließlich von hier ausgehen.

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