Auf dem Programm der 8. Deutsch-Spanischen Kulturbegenung zum Thema „Die Gefahr des Populismus in Europa“ standen diese beiden Dokumentarfilme: Einer handelt von der Präsenz der Figur Hitler und des Faschismus in der heutigen Zeit, der andere von investigativem Journalismus.
Von Miguel Muñoz Garnica
In einer der letzten Kolumnen in dieser Reihe haben wir den Film Je suis Karl (Christian Schwochow, 2021) besprochen, der sich mit dem Aufstieg rechtsextremer Bewegungen auseinandersetzt. In unserer Analyse hatten wir festgestellt, dass Schwochow die Dringlichkeit seiner Botschaft in den Vordergrund seines Films rückt. In diesem Sinne ist auch The Meaning of Hitler zu betrachten. Obwohl sich der Dokumentarfilm mit dem nationalsozialistischen Führer befasst, der vor etwa neunzig Jahren an die Macht kam, und von dem vor über vierzig Jahren erschienenen Essay Anmerkungen zu Hitler von Sebastian Haffner inspiriert wurde, legt er in radikaler Weise Bezüge zur Gegenwart offen. Nicht nur durch den Vergleich zwischen Hitler und Donald Trump, den er ohne Hemmung zieht, sondern auch, indem er Vermutungen anstellt und die Gründe hinterfragt, weshalb der Faschismus und seine Symbolik weiterhin eine allgemeine Faszination ausüben.
Fragen
Epperlein und Tucker sprechen sich, wie Schwochow in
Je suis Karl, ausdrücklich gegen den Faschismus aus. Ihr wichtigstes Mittel – Interviews mit Talking Heads –, wirkt in mehrere Richtungen. Einerseits wird so einem bekannten Holocaustleugner wie David Irving eine Stimme gegeben, wobei er eindeutig als bösartig dargestellt wird. Andererseits gibt es auch weniger heterodoxe Annäherungen an die Figur Hitlers, zum Beispiel durch einen Tontechniker oder einen Gerichtsmediziner. Und, was vielleicht am wichtigsten ist, er befragt renommierte Schriftsteller*innen und Historiker*innen, die sich mit Hitler und dem Faschismus befassen, um eine Antwort auf eine Frage zu finden, die trotz dessen Vielstimmigkeit als die drängendste Frage des Films angesehen werden kann: Welche dunklen Kräfte waren (oder sind) da am Werk und nehmen die Massen für die faschistische Ideologie ein?
Eine Antwort
Es gibt viele Antworten, aus denen jedoch eine hervorsticht und den Autoren erlaubt, eine der deutlichsten Ähnlichkeiten zwischen Hitler und Trump zu artikulieren: der Desinformationsapparat. Das heißt, der Faschismus hat keine Skrupel, zu lügen, um sein Fundament aus Hass und Angst zu errichten. Im Zeitalter der Fake News könnte dieses Thema nicht aktueller sein. Hieraus ergibt sich auch die Verbindung zu
Hinter den Schlagzeilen, einem Dokumentarfilm, für den die Arbeit von zwei Redakteuren und Top-Investigativjournalisten der
Süddeutschen Zeitung über zwei Jahre begleitet wurde.
Filmstil aus „Hinter den Schlagzeilen“ von Andreas Sager, 2020 | © Bauder Film
Der Ansatz von Sager ist ein ganz anderer als der der Regisseure von
The Meaning of Hitler. Während der erste Film auf Vielstimmigkeit setzt, taucht letzterer ganz in die Arbeit der Journalisten ein, die hier unermüdlich bei ihrer Recherche zu Korruptionsfällen auf europäischer Regierungsebene begleitet werden. So entstand ein dynamischer Dokumentarfilm, der eine entschiedene Stellungnahme gegen den Populismus abgibt: Angesichts der Mühelosigkeit, mit der Falschinformationen verbreitet werden, unterstreicht er den Wert der akribischen Arbeit an der Wahrheit und die Sorgfalt, mit der man jahrelang zu einem Bericht recherchiert, der am Ende zwar nur zwei Seiten lang sein wird, aber trotzdem in der Lage ist, dem Machtmissbrauch Einhalt zu gebieten.