Lesetipps

Lektüren für den Sommer 2024

Für diesen Sommer gibt es drei Lesetipps von Ela Meyer - drei Bücher, die sich alle wunderbar leichtgängig lesen, auch wenn sie sich auf unterschiedliche Weise mit dem Thema Gewalt auseinandersetzen.

©Hanser/Luchterhand/Dumont
Lesen! Lektüretipps von Isabella Caldart

Isabella A. Caldart ist freie Journalistin für diverse Zeitungen und Medien, arbeitet für den Deutschen Buchpreis und schreibt über Gegenwartsliteratur und Popkultur.

Kiepenheuer & Witsch/Klett-Cotta/btb

Bücher des Monats

Buch des Monats (11/2024)
Fatma Aydemir: Demonios / Dschinns

Hüseyin und seine Frau Emine Yilmaz stehen zum zweiten Mal an einem Wendepunkt in ihrem Leben. In den 1970er-Jahren auf der Suche nach einer besseren Zukunft nach Deutschland ausgewandert, können sie sich nach hartem Arbeitsleben eine Wohnung in Istanbul kaufen. Kurz nach dem Umzug stirbt der Vater. Die Ehefrau sowie die vier Kinder reisen zur Beerdigung nach Istanbul. Der Roman erzählt zum Teil in Rückblenden vom Leben sechs grundverschiedener und dennoch miteinander verwandter Menschen.
In diesem preisgekrönten Roman erkundet Fatma Aydemir mit großer erzählerischer Kraft das Wesen dieser Einwandererfamilie der ersten und zweiten Generation.
Das Buch ist in der Bibliothek und in der Onleihe erhältlich.

© Hanser
Buch des Monats (10/2024)
Anne Weber: Bannmeilen

Die deutsche Autorin, die seit über 40 Jahren in Paris lebt, hat sich für ihr neues Buch Bannmeilen auf Streifzüge durch die banlieues ihrer Wahl-Heimatstadt gemacht. Dabei hat sie besonders die Orte in den Blick genommen, die sonst kaum zum Verweilen einladen. „Die abgelegenen, vergessenen Ecken sind nur von uns vergessen, von anderen werden sie bewohnt.“ Ihrer eigenen privilegierten Beobachterinnenrolle ist sich Anne Weber dabei stets bewusst. Bewusst will sie weder Katastrophentourismus betreiben noch in die Falle tappen, die vorgefundenen Verhältnisse zu romantisieren. [Auszug aus dem LIteraturblog des Goethe-Instituts Rosinenpicker]
Das Buch ist in der Bibliothek und in der Onleihe erhältlich.

© Matthes & Seitz
Buch des Monats (09/2024)
Anna Katharina Hahn: Aus und davon

Aus vier verschiedenen Perspektiven - die der Großmutter, der Mutter, des Sohns und einer Stoffpuppe - wird das Leben einer schwäbischen Familie erzählt. Die Großmutter versucht, wieder Ordnung in ihr Leben zu bringen, nachdem sich ihr Mann von ihr getrennt hat. Doch zunächst muss sie sich um ihre Enkel kümmern, weil die Tochter nach Amerika fährt. Dort spürt sie der Familie einer ausgewanderten Verwandten nach, deren Puppe noch immer im Familienbesitz ist. Diese alte Stoffpuppe ist zum Tröster für den kleinen Bruno geworden, der schwer mit Übergewicht und Mobbing zu kämpfen hat.
Ein poetischer, spannend erzählter Roman, der sich mit dem schwäbischen Pietismus und der Auswanderungswelle nach Amerika auseinandersetzt.
Dieser und andere Romane von Anna Katharina Hahn sind in der Bibliothek und in der Onleihe erhältlich.

© Suhrkamp
Buch des Monats (08/2024)
Jenny Erpenbeck: Kairos

Die neunzehnjährige Katharina und Hans, ein verheirateter Schriftsteller Mitte fünfzig, begegnen sich Ende der achtziger Jahre in Ostberlin. Hans ist Teil der Künstlerszene der DDR. Die ungleiche Liebesbeziehung wird immer problematischer. Die Liebe artet in ein Machtspiel aus und die beiden werden irgendwann von den gesellschaftlichen Umwälzungen um sie herum eingeholt.
Für ihren großartigen Roman hat Jenny Erpenbeck in diesem Jahr den Internationalen Booker Prize erhalten.
Das Buch ist auf Deutsch und in der spanischen Übersetzung in der Bibliothek und als E-Book in der Onleihe ausleihbar.

© Penguin
Buch des Monats (07/2024)
Mahler: Komplett Kafka

Nicolas Mahler zeichnet in seinem eigenwilligen Comic ein humorvolles, vielschichtiges und lebendiges Porträt von Franz Kafka und seinem Werk. Der österreichische Illustrator leistet damit einen besonderen Beitrag zum 100. Todestag Kafkas. Mahlers Comic wurde in mehrere Sprachen übersetzt und das Goethe-Institut zeigt dieses Jahr weltweit eine Ausstellung mit ausgewählten Illustrationen.
Dieses Buch ist in der Bibliothek des Goethe-Instituts ausleihbar.

© Suhrkamp
Buch des Monats (06/2024)
Gert Ledig: Vergeltung

Das Horrorszenario eines alliierten Luftangriffs auf eine deutsche Stadt im Juli 1944, auf den Zeitraum einer Stunde verdichtet.
Ledig verarbeitete eigene Kriegserfahrungen. Doch erst kurz vor seinem Tod fand sein Werk eine späte Würdigung. Es gilt heute als wichtiges deutsches Anti-Kriegsbuch, das den Krieg nüchtern und ohne Pathos als das beschreibt, was er ist - ein banales Verbrechen.
Das Buch kann in der Bibliothek auf Deutsch und in der spanischen Übersetzung ausgeliehen werden.

©Suhrkamp
Buch des Monats (05/2024)
Sylvie Schenk: Schnell, dein Leben

Die Geschichte von Louise, einer Frau aus den französischen Alpen, die sich in den 60er Jahren in einen Deutschen verliebt und in ein deutsches Dorf zieht. Die Kinder werden groß, die Eltern sterben. Doch es ist kein einfaches Leben in der neuen Heimat, Louises Mann ist dort ganz anders. Zugleich erfährt Louise immer mehr Details aus der Vergangenheit des autoritären Schwiegervaters, der im Krieg in Frankreich war. Auf nur 160 Seiten porträtiert Sylvie Schenk das Leben dieser Frau mit einer klaren und präzisen Sprache.
Das Buch kann in der Bibliothek auf Deutsch und in der spanischen Übersetzung ausgeliehen werden. Ausserdem ist es in der Onleihe erhältlich.

© Hanser
Buch des Monats (04/2024)
Sherko Fatah: Der große Wunsch

Was tun, wenn die eigene Tochter sich den Glaubenskriegern des Islamischen Staates anschließt und in Syrien verloren geht?
Sherko Fatahs beeindruckender Roman handelt von kulturellen Differenzen, Fremdheit und Zugehörigkeit. Der Roman wurde für den Deutschen Buchpreis nominiert.
Sherko Fatah, der einen kurdischen Vater hat und in der DDR aufgewachsen ist, erzählt, wie ein im Westen sozialisierter Vater damit zurechtkommt oder eben daran scheitert, wenn sich sein Kind radikalisiert und einem strengreligiösen Kalifat anschließt. Eine Frage steht im Raum, die einen durch die ganze Lektüre begleitet: wie man nämlich jemanden, „auch wenn man ihn noch so sehr liebt, vor dessen eigenen Wünschen“ rettet.
Dieses Buch ist in der Bibliothek und in der ONLEIHE auf Deutsch erhältlich.

© Luchterhand Verlag
Buch des Monats (03/2024)
Mikael Ross: Der Umfall

Eine Geschichte über Behinderung und Trauerbewältigung:
Der Comic erzählt die Geschichte von Noel, einem kleinen behinderten Jungen, der mit seiner Mutter in Berlin lebt. Als diese durch einen Unfall ins Koma fällt, wird Noel in ein Heim in Niedersachsen gebracht, wo er lernen muss, mit anderen behinderten Menschen zu leben.
Der Autor erhielt für dieses Werk 2020 den Max & Moritz Preis für das beste deutschsprachige Comic.
Sie können diese Graphic Novel in der Bibliothek auf Deutsch und in der soeben erschienenen spanischen Übersetzung ausleihen.

© Avant Verlag

Being Kafka

Warum ist Franz Kafkas Zauber einhundert Jahre nach seinem Tod ungebrochen? Warum empfinden wir Kafka noch immer als so modern und gegenwärtig? Weil Kafka die wunderschönsten Briefe geschrieben hat? Weil wir Drama-Queens lieben? Weil wir uns fühlen, als wäre die Welt nie kafkaesker gewesen als heute? Taucht mit uns in Kafkas Welt ein! Be Kafka!

Illustration: Kafka Illustration von Roberto Maján

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