Lesen! © privat Lesetipps von Isabella Caldart Isabella A. Caldart ist freie Journalistin für diverse Zeitungen und Medien, arbeitet für den Deutschen Buchpreis und schreibt über Gegenwartsliteratur und Popkultur. Kiepenheuer & Witsch/Klett-Cotta/btb Von den Eltern Anders als die Autobiografie spielt die Autofiktion mit einer Mischung aus autobiografischen und frei erfundenen Elementen. Viele autofiktionale Werke beinhalten die Auseinandersetzung mit den Eltern, mit der eigenen Kindheit, den eigenen Prägungen. Obwohl sich diese Bücher zumeist um eine Person oder Familie drehen, erzählen sie uns trotzdem sehr viel mehr – nämlich über unsere Gesellschaft. Hier drei gelungene deutschsprachige autofiktionale Romane der vergangenen Monate. Foto (Detail): © Mauritius/FreedomMan/imageBroker Unterwegs zur Frankfurter Buchmesse Das Ich im Text Ein aufregendes literarisches Jahr neigt sich dem Ende zu. Die Autofiktion erlebt ihren Höhepunkt, Männlichkeit und Vater-Sohn-Beziehungen wurden ebenso verhandelt wie der Dauerbrenner DDR. Zum Abschluss dürfen wir uns auf literarische Entdeckungen freuen: Slowenien ist Gastland der Frankfurter Buchmesse. Cover©Kiepenheuer & Witsch/Verbrecher/Suhrkamp Neue Perspektiven auf Deutschland Mehr als Grass Deutschsprachiger Literatur heftet oft das Image an, eher sperrig und lang und von weißen Männern geschrieben zu sein. Gerade im Ausland sind die Schriftsteller, die, denkt man an Romane auf Deutsch, zuerst genannt werden, neben Goethe zumeist Günter Grass, Thomas Mann, Hermann Hesse. Und natürlich haben all diese Autoren ihre Berechtigung. Aber: Seit einigen Jahren wird auch deutschsprachiger Literatur jünger, diverser, migrantischer, queerer, aufmüpfiger. Wie zum Beispiel diese drei Bücher von Shida Bazyar, Dilek Güngör und Deniz Ohde, die aus ihrer Perspektive nicht-weißer Frauen auf Deutschland blicken. © Verlage Auf geht’s nach Berlin! Berlin als Schauplatz in Romanen ist so beliebt, dass man den Berlin-Roman inzwischen getrost als eigenes Genre bezeichnen kann. Oft geht es in ihnen um junge Menschen, die nach Berlin ziehen und das Nachtleben erkunden. Dass Romane, die in der deutschen Hauptstadt spielen, aber mehr sein können als von Studis und ihren Drogenexzessen zu erzählen, beweisen diese drei Titel, die komplett unterschiedlich und allesamt sehr lesenswert sind. © Hoffmann und Campe/ dtv Zorn und Stille Ein autobiographisch gefärbter Roman, der das Auseinanderfallen einer Familie im Kontext des auseinanderfallenden Jugoslawien beschreibt. Ein Roman über weibliche Emanzipation, deutsche Familienbiografie und illegitime Erben. Und ein außergewöhnlicher Psychothriller, der da beginnt, wo andere enden: bei der Flucht einer jungen Frau. © Aufbau /S.Fischer /Suhrkamp Alle Hunde sterben Eine Story, die als Allegorie auf militarisierte Gesellschaften weltweit verstanden werden kann. Ein Roman über Rassismus und Sexismus, der zu den im deutschen Sprachraum erfolgreichsten Büchern des Jahres gehört. Und ein Buch über das Verlieren, Vergehen und Sterben, was trotzdem voller Leben ist. Top