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Pressemeldung
ANTONI TÀPIES. SINNIEREN ÜBER SCHMUTZ – EINE ANNÄHERUNG AN DIE EDITIONEN DES KÜNSTLERS

Antoni Tàpies. Sinnieren über Schmutz
©fundació Antoni Tàpies

Antoni Tàpies (Barcelona, 13.12.1923-6.2.2012) ist einer der bedeutendsten Künstler seiner Zeit. Aus Anlass seines hundertsten Geburtstags hat die Tàpies-Stiftung, die nicht nur sein Werk betreut, sondern auch ein wichtiger Ausstellungsort für zeitgenössische Kunst ist, ein umfangreiches Programm zusammengestellt.
Das Goethe-Institut Barcelona leistet mit dem Vortrag der Kunsthistorikerin und Kuratorin Dr. Sabine Maria Schmidt der Kunstsammlungen Chemnitz einen wichtigen Beitrag zur Verbindung des Künstlers mit Deutschland.
 

2020 erhielten die Kunstsammlungen Chemnitz von den Nachfahren des Ehepaares Brigitte und Hans Robert Thomas aus Weiden in der Oberpfalz eine umfangreiche Schenkung von rund 2000 Druckgrafiken. Lithografien, Radierungen, Serigrafien, Holzschnitte und Prägedrucke von Eduardo Chillida, Piero Dorazio, Günter Fruhtrunk, Joan Miró, Ernst Wilhelm Nay, Günther Uecker, Victor Vasarely, Andy Warhol und vielen anderen veranschaulichen den druckgrafischen Kosmos moderner Kunst des 20. Jahrhunderts. Einen Schwerpunkt bilden circa 800 Grafiken des katalanischen Künstlers Antoni Tàpies, dessen Geburtstag sich zum 100. Mal jährt und dem eine besondere Bedeutung in der Ausstellung eingeräumt wird. Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Grafischen Sammlung würdigt die Schau mit einer repräsentativen Auswahl die knapp fünf Jahrzehnte währende Sammeltätigkeit des Ehepaares Thomas.

Antoni Tàpies war wie viele Katalanen seiner Generation ein passionierter Leser und Bücherfan. Immer wieder sind anspruchsvolle bibliophile Projekte des Künstlers entstanden. Hierfür hat Tàpies mit zahlreichen berühmten Autoren, Dichtern und Philosophen zusammengearbeitet. Tàpies liebte die deutsche Kultur, doch verstand er die Sprache nicht genau, was zunächst engere Kooperationen erschwerte. Im Zentrum des Vortrags steht daher die Zusammenarbeit des Künstlers mit dem deutschen Psychoanalytiker und Schriftsteller Alexander Mitscherlich.
Alexander Mitscherlich (1908 – 1982) war ein deutscher Arzt, Psychoanalytiker, Hochschullehrer und Schriftsteller. Vor allem sein Werk „Die Unfähigkeit zu trauern“, das er 1967 zusammen mit seiner Ehefrau Margarete Mitscherlich veröffentlichte, prägte die Debatten zum Umgang mit dem Erbe des Nationalsozialismus und der eigenen und kollektiven Verstrickung in Schuld und Zerstörung in Deutschland.
Zwischen 1976 und 1978 entstand das wunderbare Projekt mit Tàpies Sinnieren über Schmutz mit dem selbigen Text von Alexander Mitscherlich. Dieses Projekt erschien in der Erker-Presse in St. Gallen. Entstanden sind drei verschiedenen Editionen des Werkes. Neun Lithografien steuerte Tàpies zum Buch bei (Abb.54) bei, zehn für die zugehörige Mappe (Abb.55) mit losen Blättern.
Zudem entstand eine Tonaufnahme, die 1979 als Langspielplatte vertrieben wurde. Sie bietet im O-Ton den beeindruckenden Vortrag ´Sinnieren über Schmutz` an, in dem Alexander Mitscherlich ihn selbst spricht und sich auf faszinierende Weise und in ungewohnt temperamentvollem Vortrag des Themas ´Schmutz` unter psychoanalytischer Perspektive annimmt.
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Dr. Sabine Maria Schmidt (geb. 1968) studierte Kunstgeschichte, Musikwissenschaft und Germanistik in Münster (Nordrhein-Westfalen), schrieb ihre Magisterarbeit über den Beuys-Schüler und Künstler Reiner Ruthenbeck und promovierte über den spanischen Bildhauer „Eduardo Chillida. Die Monumente im öffentlichen Raum“. Sie lebte von 1995 – 1997 in Barcelona.
Kontinuierliche Publikationstätigkeit zur Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts, insbesondere über Video- und Medienkunst, Fotografie und Kunst im öffentlichen Raum und damit verbundene Bilddiskurse und gesellschaftspolitische Debatten. Sie ist Herausgeberin zahlreicher Monografien zu zeitgenössischen Künstler*innen und mehrerer Themenbände für die Zeitschrift „Kunstforum International“.
Seit 1997 war/ist als freie und Museumskuratorin tätig: so für die Kunsthalle Bremen (1997 - 2000); das Edith-Ruß-Haus für Medienkunst, Oldenburg (2000), das Wilhelm Lehmbruck Museum, Duisburg (2002 - 2007), oder das Museum Folkwang Essen (2007 - 2012). Auch freiberuflich kuratierte sie international Ausstellungen, u.a. in Birmingham (2007), Moskau (2009), Mexiko City (2010), Danzig (2014), Kassel (2015), Düsseldorf (2016) und Tübingen. Seit Juli 2019 Kuratorin für Malerei und Plastik an den Kunstsammlungen Chemnitz. Sie ist Mitglied von ICOM, IKT und AICA (2017 – 2019 als Vorstandsmitglied).
Für die Kunstsammlungen Chemnitz konzipierte sie verschiedene Sammlungspräsentationen und Ausstellungen wie Musterung. Pop und Politik in der zeitgenössischen Textilkunst oder die Einzelausstellung mit der spanischen Künstlerin Cristina Lucas „Maschine im Stillstand.“

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