Brady Lecture 2016
„Eine gleichrangige Zeitgenossenschaft der Weltkulturen“
Neil MacGregor, einer von drei Gründungsintendanten des Humboldt-Forums, sprach bei der Brady Lecture am Goethe-Institut London über die Vorgängerbauten des Berliner Stadtschlosses, die Brüder Humboldt, Denkmalkultur in Deutschland und Kolonialismus.
Am 13. Oktober sprach Neil MacGregor im Rahmen der Brady Lecture „One castle, one palace, two brothers, many museums: Berlin's Humboldt Forum“ über eines der derzeit spannendsten Museumsgroßprojekte in Europa. Dabei präsentierte er erste Einblicke in die Zukunft des Humboldt Forums, über dessen Gründung auf dem Gelände des ehemaligen Berliner Stadtschlosses bereits viel diskutiert und spekuliert worden ist.
Im ausverkauften Veranstaltungssaal des Goethe-Instituts London begrüßten Angela Kaya, Institutsleiterin, und Dr. Peter Ammon, deutscher Botschafter in London, das Publikum, bevor Neil MacGregor, ehemaliger Direktor des British Museums und Gründungsintendant des Humboldt Forums, seine mit Spannung erwartete Brady Lecture hielt.
MacGregor gelang es dabei einen Bogen zwischen der Architekturgeschichte des Berliner Stadtschlosses, als Schauplatz von politischen Weltereignissen im Berliner Zentrum, als auch zu den zukünftigen Namensgebern Wilhelm und Alexander von Humboldt zu spannen. Das Berliner Stadtschloss sei „schon immer ein Gebäude von besonderer Bedeutung und Symbolik“ gewesen. So wurde der Balkon des Stadtschlosses zum Beispiel zu einem Traum für eine bestimmte politische Zukunft als Karl Liebknecht von dort aus am 9. November 1918 die „Sozialistische Republik“ proklamierte.
Im Hinblick auf die Zukunft des Forums sagte MacGregor: „Das Humboldt Forum wird dann ein Erfolg, wenn es dort gelingt, keine einfachen Antworten auf unsere komplexe Welt zu geben.“ Das Museumsprojekt sei in dieser Art einzigartig, da es alle Weltkulturen miteinander verbindet und gleichwertig gegenüberstellt. Und Berlin sei möglicherweise gerade aufgrund der deutschen Geschichte der beste Ort für ein solch weltumspannendes Museum. Die Brüder Humboldt seien als zwei der ersten „Weltbürger“ aus diesem Grund auch die passenden Namensgeber.
In Gedenken an die Errungenschaften des Dozenten und Rundfunksprechers Philip Brady (1932-97) im Kulturaustausch zwischen Deutschland und Großbritannien, organisiert das Goethe-Institut London die alljährliche Brady Lecture. Den Stellenwert des deutsch-britischen Austausches betonte auch Angela Kaya in ihrer Begrüßung: „In Zeiten, in denen kulturelle Zusammenarbeit und gegenseitiges Verständnis keine Selbstverständlichkeit mehr sind, sind Formate wie die Brady Lecture notwendiger als jemals zuvor.“
Das Interesse an der Veranstaltung war immens, sodass es sowohl einen Livestream in der Bibliothek des Goethe-Instituts London, als auch eine Liveübertragung in das Goethe-Institut Glasgow gab, in dem sich ebenfalls viele Zuschauer versammelt hatten, um die diesjährige Brady Lecture zu verfolgen.