Katharina Fitz hat sich auf der Suche nach leerstehenden Häusern in Liverpool und Manchester gemacht. Ihre Fotos beleuchten ein Problem, das weit über die einstigen Industriestädte hinausgeht.
Heute stehen in Europa etwa 11 Millionen Häuser leer. In England sind es 600.000, von denen im Jahr 2016 200.000 für langfristig leerstehend erklärt wurden. Ein hohes Maß an Leerständen in Städten ist oft Zeichen eines großen Umbruchs innerhalb des urbanen Raums.
Das Projekt "Boarded-up Houses" nimmt typische viktorianische Häuser der Arbeiterklasse im postindustriellen Liverpool und Manchester in den Fokus. Es beleuchtet das ungeheure Ausmaß von Leerständen in England und versucht, eine kritische Betrachtung der vielen Leerstände in England und Europa im Verhältnis zum sozialen Wohnungsmarkt anzustellen.
Leerstehende Häuser
© Katharina Fitz
Während diese historischen Bauten in der Vergangenheit die kollektive Vergangenheit einer blühenden Industrie, einer starken Arbeiterklasse und Gemeinschaft symbolisierten, sind heute in einigen früheren Industriestädten Hunderte von Häusern in relativ gutem Zustand verlassen, sind mit Brettern zugenagelt und warten auf ihren Abriss.
Von einem ästhetischen Standpunkt aus betrachtet, erzeugen die zugenagelten Fenster eine melancholische und mysteriöse Atmosphäre und erinnern an Skulpturen. In seinem Buch „Die Poetik des Raumes“ beschreibt Gaston Bachelard Fenster als die Seelen von Häusern. Wenn es nachts aus ihnen herausleuchtet, gewähren sie uns Zugang zu ihrem Innenleben, ihrer Geschichte und ihren Erinnerungen an vergangene Zeiten. Die Bilder strahlen eine Unsicherheit in Bezug auf die Zukunft aus und erzeugen ein Gefühl der Instabilität.
Ziel dieses Projekts ist es, eine bewusste Reflexion von Leerständen auszulösen und ein Bewusstsein für die ständigen strukturellen Veränderungen unserer Städte zu schaffen.